Hexenbräute
zeigte sich von der besten frühlingshaften Seite. Die klare Luft tat ihr Übriges. Es regnete nicht. Der Himmel zeigte ein strahlendes Blau, unter dem große Wolkenschiffe schwebten, getrieben von einem leichten Wind.
Salem rückte immer näher und damit auch die Vergangenheit. Zumindest für mich, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden so weit voneinander entfernt liegenden Städte doch eine Gemeinsamkeit hatten, die jetzt hervorgeholt worden war.
Und das durch zwei Frauen.
Zum einen durch Abigail Miller und zum anderen durch eine gewisse Liz Salem.
Eine wirklich ungewöhnliche Verbindung, die wir konkretisieren mussten. Es gab keinen hundertprozentigen Beweis, dass wir mit unseren Recherchen richtig lagen, aber mein Gefühl hatte mich selten getrogen. Es trieb mich hin.
Die Straßen waren enger geworden, auch schlechter. Wälder wuchsen auf den Buckeln der Hügel. Alte Burgen standen als Ruinen auf manchen Kuppen. Wir sahen kleine Flüsse oder Bäche, die sich wie Adern durch das Gelände schlängelten. Der Frühling hatte das frische Grün hervorgebracht, das uns auf dem gesamten Weg begleitet hatte. Es war eine Landschaft, in der wir tief durchatmen konnten, um die herrliche Luft zu genießen.
Viele Autos begegneten uns nicht. Und wenn, dann waren es zumeist Geländewagen oder irgendwelche landwirtschaftlichen Fahrzeuge, die auf den wenigen Straßen fuhren.
Wir trafen aus westlicher Richtung in Salem ein. Den Ort sahen wir, als Suko den Rover aus einer Kurve hervorgelenkt hatte. Die Häuser verteilten sich auf einer recht großen Fläche. Ein Kirchturm grüßte uns im Licht der nachmittäglichen Sonne.
Obwohl die Fahrt lang gewesen war, fühlte sich keiner von uns müde. Zu oft hatten wir uns mit dem Fahren abgewechselt. Wer nicht am Steuer saß, konnte sich ausruhen oder ein Nickerchen machen.
»Geschafft«, sagte Jane und atmete auf. »Es wurde auch Zeit.«
Ich drehte den Kopf. »Und? Was erwartest du von der allernächsten Zukunft?«
»Eine Auflösung, John. Das Treffen mit zwei Frauen, die für mich Hexen sind.«
»Wir werden sehen.«
»Warum sagst du das?«
»Hexen sind nicht gleich Hexen. Diese Erfahrung habe ich sammeln können.«
»Das weiß ich auch. Ich glaube, dass diese beiden Frauen nicht zu den neuen Hexen gehören, die sich ja innerhalb verschiedener Frauenbewegungen herauskristallisiert haben. Das hier sind andere Typen, John, davon bin ich überzeugt. Echte Hexen, die sich mit den Mächten der Finsternis verbündet haben. Du brauchst nur daran zu denken, wie eiskalt sie gemordet haben.«
Da hatte sie Recht. Mir war nicht aufgefallen, dass wir an Tempo verloren hatten. Ich merkte es, als ich mich wieder umdrehte. Wir hatten den Ort Salem noch nicht erreicht. Suko fuhr aus einem anderen Grund langsamer.
Er hatte das Hindernis gesehen, das zur Hälfte auf der linken Straßenseite stand und mit den anderen beiden Rädern im Gelände.
Er hielt an und meinte: »Ich denke, wir sollten uns das mal anschauen. Normal ist das nicht, und ich möchte auch nicht an BSE denken.«
»Oh Gott«, flüsterte Jane nur.
Sie sah, was auch wir sahen. Helfer waren dabei, tote Schafe zu transportieren. Sie schleppten die Kadaver zu dem Lastwagen. Bei ihm war die Klappe an der Rückseite gelöst worden. So konnten die Männer ihre Last auf den Wagen schleudern.
»Das ist ja schlimm«, sagte Jane. »Versteht ihr das?«
»Ist wohl ein Massensterben gewesen«, meinte Suko.
»Ja, das sehe ich. Aber warum? Warum sind plötzlich die Schafe gestorben?«
Wir konnten ihr keine Antwort geben. Es war schon ungewöhnlich, das sahen wir auch ein.
»Vergiftet?«, murmelte Jane.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Wir können mal fragen«, schlug Suko vor und fügte hinzu: »Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir sogar vorstellen, dass das, was wir da sehen, auch mit unserem Erscheinen zu tun hat.«
Niemand widersprach ihm.
Vier Männer waren damit beschäftigt, die Schafe zu holen und über das Gelände zum Wagen zu schaffen. Dort schleuderten sie die schlaffen Kadaver auf die Ladefläche, wo die toten Tiere allmählich einen Hügel bildeten.
Ich erhaschte einen Blick auf sie und sah kein Blut. Sie schienen nicht durch eine äußere Gewaltanwendung gestorben zu sein.
Wir blieben in der Nähe stehen. Ich wollte mit den Männern sprechen und suchte nach einem Grund, den Kontakt aufnehmen zu können. Ich wartete, bis zwei von ihnen wieder mit einem toten Schaf in der Nähe waren und ging dann auf sie
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