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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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damit abdecken. Einen Moment lang schloss er die Augen. Sein Atem trieb in einer fahlen Nebelwolke davon, als er ihn nach einer Sekunde irgendwie bebend langsam wieder ausstieß.
    Dann nahm er die Hand weg und beugte sich vor, folgte mit den Fingerspitzen den Zeilen. Ella spähte an ihm vorbei. Die Schrift war verschnörkelt und kaum zu entziffern. Christian schien damit keinerlei Probleme zu haben.
    »Wir brauchen eine Schale. Und jemand wird ihr seinen Dolch leihen müssen.« Die Worte galten niemandem Bestimmten. Dabei klangen sie seltsam hastig, abgehackt, fast, als würde ihm die Luft zum Sprechen fehlen. Neben ihr nickte Mac schweigend.
    Das ungute Gefühl war schlagartig da. Zusammen mit den Bildern . Die platinblonde Dämonen-Hexe, die Christian einen Dolch quer über die Brust zog, wie er hochzuckte, wieder zurückfiel, Blut, das über seine Rippen abwärtsrann … »Wieso wird mir jemand seinen Dolch leihen müssen?« Sie würde ihm so etwas nicht antun. Und wenn sie keine Wahl hatte? Wenn dieses Ritual sie dazu zwang?
    »Weil wir etwas von deinem Blut mit meinem mischen müssen. Und weil du diejenige sein musst, die es fließen lässt.« Er sah sie an. Ellas Magen krampfte sich zusammen.
    »Wie viel …?« Sie schluckte den bitteren Geschmack hinunter, der plötzlich auf ihrer Zunge war.
    »Nicht viel. Von dir. Zwei, drei Tropfen. Ein Schnitt in den Finger. Mehr nicht.«
    »Und von dir?«
    »Genug, um die Linien des Bannfluchs damit nachzeichnen zu können.« Er schnitt eine Grimasse. »Sieht so aus, als müsstest du mich doch berühren.«
    Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Sein Zustand war schlecht genug. Sie würde ihn nicht auch noch … zur Ader lassen.
    Sein Mund verzog sich. »Ich fürchte, du hast keine andere Wahl. – Es sei denn, du willst das Ganze hier beenden …«
    »Nein!« Heftig. Hart. Wie konnte er auch nur eine Sekunde annehmen, sie würde es überhaupt in Erwägung ziehen, ›das Ganze hier zu beenden‹? »Nein. Ich werde es tun …«
    »Dann wäre es vielleicht am besten, wenn du dich mit dem Ritual selbst vertraut machst.« Christian trat einen Schritt zurück. »Kannst du das les-…?« Der Hustenanfall kam so plötzlich, dass er ihn mitten im Wort unterbrach. Er presste die Hand auf die Lippen, krümmte die Schultern, hustete weiter, rang dazwischen immer wieder nach Luft. Dass Ella erschrocken die Hand nach ihm ausstreckte, beantwortete er mit einem gekeuchten »Nein!« und einem heftigen Kopfschütteln.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es vorbei war. Noch immer atemlos ließ Christian die Hand sinken, warf einen kurzen Blick darauf, während er sich schwer gegen die Wand neben der Nische lehnte, wischte sie wie beiläufig an seinen Jeans ab, nickte zu dem Folianten hin, räusperte sich. »Kannst du das lesen?«
    Ella starrte ihn an. Blut. Sie hatte es genau gesehen. Auf seiner Handfläche war Blut gewesen. Wieder verzog er den Mund. »Scheint so, als würde mir die Zeit ein bisschen davonlaufen. – Also: Kannst du das lesen?« Blut … Nur mit Mühe schaffte sie es, den Blick von ihm loszureißen, sich dem Buch zuzuwenden … Für eine Sekunde schienen die verschnörkelten Buchstaben zu verschwimmen … sie blinzelte heftig, bis sie wieder klar sehen konnte … »Ja. Ja, ich kann es lesen.«
    »Dann lies es dir in Ruhe durch und präg es dir ein. Ich kümmere mich derweil um alles andere.« Mühsam stieß er sich wieder von der Wand ab. »Auf ein Wort, MacCannan?«
    Mac nickte, folgte ihm ein Stück, weg von Ella.
    Sie wusste, sie sollte nicht lauschen – trotzdem tat sie es. Was Christian sagte, verstand sie nicht. Nur Macs Antwort: »So hätte ich ohnehin entschieden.« Was entschieden? Sie versuchte, sich auf die verschnörkelten Buchstaben zu konzentrieren. Hinter ihr hustete Christian erneut. Diesmal schien es länger zu dauern, bis er wieder besser Luft bekam. »Wie sieht es mit dem Dolch und der Schale aus?« Seine Stimme klang so rau und atemlos, dass die Buchstaben erneut verschwammen. Sie wischte sich mit den Handballen über die Augen. Hastig. Heftig.
    »Wahrscheinlich ist es am besten, wenn sie meinen Dolch nimmt.« J. J.
    Christian murmelte etwas.
    »Natürlich.« Wieder J. J. Seltsam … angespannt.
    Sie presste die Lider aufeinander, fixierte die Zeilen, bemühte sich, die Stimmen hinter sich auszublenden, zu begreifen, was da stand, es sich zu merken …
    »Bist du bereit?« Sie zuckte zusammen, als er die Frage stellte. Jetzt

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