Hexenfluch: Roman (German Edition)
ihr mit einem kurzen Lächeln zu, dann ging sein Blick an ihr vorbei. Wieder ein Nicken. »Prinz Grigorijou.«
Prinz Grigorijou? Ella sah ihn erstaunt an. Mikah wurde rot. Macs Augen wanderten weiter. »Havebeeg.«
»MacCannan.« Christians Stimme klang vollkommen gelassen und normal. Ganz so, als sei alles mit ihm in bester Ordnung. Ella drehte sich zu ihm um. »Ein geniales Versteck. Alter geweihter Boden und gleichzeitig nahe genug an einem Übergang in die Schatten, so dass seine Anwesenheit hier überdeckt wird. Kompliment.«
Mac neigte den Kopf und wies hinter sich. »Wir müssen in die Krypta hinunter. Ich denke, es ist alles soweit vorbereitet. Ella muss sich nur noch mit dem entsprechenden Ritual vertraut machen.« Er schaute sie an. »Yazmin kommt auch noch.« Entschuldigend hob er die Hand. »Eigentlich wollte sie pünktlich sein. Aber du kennst ja Yazmin. – Ich denke, wir gehen trotzdem schon hinunter.« Er nickte zu Mikah. »Prinz Grigorijou kann ihr sagen, wo wir sind.«
»Ich komme mit.« Die Art, wie der Junge einen Schritt vor machte, seine geballten Fäuste, die kaum sichtbar gehobene Oberlippe … alles wirkte aufsässig.
Christian warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Ich brauche keinen Leibwächter. Du bleibst hier oben. Was da unten passiert, ist nichts für dich.«
»Ich …«
»Nein!« Auch Christian bleckte jetzt andeutungsweise die Zähne. »Du bleibst hier oben und schickst diese Hexe in die Krypta, sobald sie auftaucht. Und du unterstehst dich, auch dort unten aufzutauchen, wenn du es nicht drauf anlegst, dass ich deinen Hintern persönlich wieder hier heraufbefördere.«
Mikah schob das Kinn vor, sagte aber nichts mehr. Christian wandte sich wieder Mac zu. »Gehen wir.«
Die Stufen in die Krypta hinunter lagen halb verborgen in einer Nische hinter einer der Säulen. Schmal und steil führten sie in die Tiefe. Für Christian mit den Krücken kaum zu bewältigen. Dass sie ausgetreten und schief waren, machte es nicht besser. Im Gegenteil. Mehr als einmal hielt Ella den Atem an, weil sie fürchtete, er könnte in der nächsten Sekunde das Gleichgewicht verlieren. Jetzt war ihr auch klar, warum er darauf bestanden hatte, dass sie hinter ihm ging. So würde er sie nicht berühren, falls er wirklich stürzte. Als er unten war, klebte ihm das Hemd an Rücken und Schultern.
Auf der letzten Stufe schlug Ella eisige Kälte entgegen. Es schien, als hätte sie eine unsichtbare Grenze überschritten.
Eine einzige Grabplatte war ungefähr in der Mitte in den Boden eingelassen. Auf zwei Vorsprüngen in der Nähe der Treppe brannten Kerzen dicht an dicht. Ihr Licht reichte mühelos bis in die Ecken. – Alle, bis auf eine: die am gegenüberliegenden Ende der Krypta. Mac musste den Kopf einziehen, um nicht an die Decke zu stoßen. Christian ging es nicht viel besser. Alles in allem maß der Raum vielleicht gerade sechs auf sechs Meter. In einer Nische in der gegenüberliegenden Wand lag der Codex. Wie hypnotisiert hinkte Christian darauf zu. Auf dem Boden daneben stand eine Marienstatue, wahrscheinlich die eigentliche Bewohnerin der Nische.
Mit einem Mal unübersehbar angespannt und wachsam, folgte Mac ihm. So als würde es ihm mehr als widerstreben, Kristen Havebeeg auch nur in die Nähe des alten, ledergebundenen Folianten zu lassen. Christians Haltung verriet, dass er sich dessen nur zu bewusst war – und dazu bereit, sich seinen Weg zu diesem Buch notfalls auch mit Gewalt zu ebnen. Als Christian schließlich die Hand danach ausstreckte, ballte Mac die Fäuste, als könnte er sich nur so selbst daran hindern, den anderen am Arm zu packen und zurückzureißen.
Ella war ihnen gefolgt, trat nun zwischen die beiden Männer. Nicht, dass sie vermutlich irgendetwas gegen auch nur einen von ihnen ausrichten konnte, sollten sie tatsächlich beschließen, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Aber sie vertraute darauf, dass keiner von ihnen sie in Gefahr bringen würde.
Markus, David und J. J. waren bei der Treppe geblieben. So, als wollten sie dem alten Buch nicht zu nahe kommen, sofern es nicht absolut notwendig war.
Christian schien genau zu wissen, wo er nach dem Spruch suchen musste, der ihn von seinem Bannfluch befreien würde – und sein Leben retten konnte. Er blätterte nur kurz, bis er die richtige Stelle gefunden hatte. Sie konnte das kaum merkliche Zittern sehen, mit dem er die Hand flach auf die Seite legte, die Finger gespreizt, als wollte er den ganzen Text
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