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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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eine Sekunde konnte Ella sich nicht rühren, beobachtete nur, wie er sich mühsam an der Krücke in die Höhe zog.
    »Rufst du uns ein Taxi, oder soll ich das vom Concierge erledigen lassen?«
    Sie blinzelte ihn an. Meine Frau …
    »Ella …?« Er hatte sich zur Seite gelehnt, um nach der zweiten Krücke zu angeln, hielt jetzt aber inne und wandte sich ihr wieder ganz zu, sah auf sie hinab. Fragend. Nachdenklich.
    Noch immer irgendwie … benommen stand sie vom Tischrand auf. Meine Frau …
    Sein Blick fand ihren, hielt ihn fest. Plötzlich kühl und verschlossen. »Du musst das nicht tun. Du kannst dich umdrehen und zu dieser Tür hinausgehen. In spätestens 24 Stunden bin ich nur noch eine schlechte Erinnerung. Ein sauberer Schnitt … Du könntest sogar in dein altes Leben zurückkehren …«
    Wie bitte? Hatte er geglaubt, ihr Zögern …? Sie starrte ihn an, öffnete den Mund, um ihm zu sagen, wie absurd das war – kein Ton kam über ihre Lippen.
    »Sie hat in 800 Jahren ein Monster aus mir gemacht …«
    »Hör auf damit!« Es brach einfach aus ihr heraus. Wütend. Heftig. »Hör auf damit, dich selbst zu zerfleischen. Du bist kein Monster!«
    Er zischte. »Ach? Und was war auf diesem vermaledeiten Friedhof? Ich hätte dich fast vergewaltigt.«
    »Vergewaltigt. Ja, klar. Erzähl den Schwachsinn jemand anderem.« Sie ballte die Fäuste. »Du hättest mir nie … – Du hast vorgegeben, das zu tun, was ich dir niemals verziehen hätte, weil du wolltest, dass ich dich hasse; weil du keine andere Wahl hattest.« Ihr Schnauben war hart. »Okay. Ich hatte Angst. In dem Moment. Du warst verdammt überzeugend. Zufrieden?« Sie biss die Zähne zusammen, funkelte ihn an. »Du bist kein Monster, Kristen Havebeeg. Sie war das Monster. Du bist nur ein riesiger … Esel!«
    »Esel? Ein Esel, ja?«
    »Ja, ein elender, dummer Esel. Der sich obendrein in Selbstmitleid suhlt.«
    Sekundenlang starrten sie einander an. – Dann begann er, leise zu lachen. »800 Jahre, und sie hat mich nicht durchschaut. Keine zehn Wochen, und ich bin für dich ein offenes Buch.« Sein Gesicht hatte sich vor Schmerz verzogen. Er presste die Hand auf die Seite. »Das hat bisher nur eine geschafft.«
    Ella holte langsam Atem. »Wer?« Sie ahnte die Antwort auf ihre Frage.
    »Majte.«
    Ihr Herz zog sich zusammen. Seine erste Frau. Seine große Liebe.
    »Sie sagte manchmal: ›Lass es sein, Havebeeg‹, noch bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte.« Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb direkt vor ihr stehen. Sah ihr in die Augen, Sekunde um Sekunde, hob die Hand, ließ sie wieder sinken, schüttelte dabei in einer kleinen Bewegung den Kopf. »Ich würde alles dafür geben, um dich küssen zu können, Ella. Oder dich wenigstens berühren. Alles. Absolut«, sagte er dann kaum hörbar.
    »Christian …«
    »Kristen, Dr. Thorens. Kristen.« Ganz kurz geisterte jenes nur zu vertraute Lächeln um seine Lippen. Im nächsten Moment war es fort und er trat zurück. »Ich will, dass du mir etwas versprichst, Ella: Egal, was passiert, du wirst mich nicht anfassen. Aus keinem Grund. Festhalten, stützen. Nichts dergleichen.«
    »Und wenn ich dich anfassen muss, um diesen Bannfluch zu brechen?«
    »Darüber reden wir dann. Aber bis dahin will ich, dass du es mir versprichst! Keine Berührung zwischen uns.«
    Sie presste die Lippen zusammen, nickte schließlich. Unwillig. Knapp. Wenn sie es nicht tat, würde er sich wahrscheinlich weigern, die Suite überhaupt zu verlassen. »Versprochen.«
    »Danke. – Vielleicht solltest du den Wandlerbengel hereinlassen, bevor er noch irgendwelchen Blödsinn da draußen macht.«
    Verblüfft sah sie zur Tür. »Mikah …«
    »… steht schon eine ganze Weile vor der Tür. Er weiß vermutlich nur nicht, wie er es anstellen soll, dass ich aufmache. Die Masche mit dem ›Zimmerservice‹ wäre ja wohl eine Beleidigung.«
    »Woher …?« Die Stirn gerunzelt, ging sie hinüber.
    »Schon vergessen?« Er stützte den Ellbogen auf den Armbügel der Krücke und drehte die Handfläche nach oben. »Es gibt niemanden mehr, der ihn kontrolliert.« Die Flamme, die daraus emporschoss, schlug fast bis zur Decke. Nur um sofort wieder zu vergehen. Kein Vergleich zu dem ›Flämmchen‹, das er damals heraufbeschworen hatte, um ihr zu zeigen, dass es Magie tatsächlich gab. »Hexerei, ein gutes Gehör«, er packte den Handgriff wieder und kam ihr nachgehinkt, »und 800 Jahre Zeit, ein Gespür dafür zu entwickeln,

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