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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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dich erwartet. Nun, schutzlos und allein, entkommst du mir nicht mehr.« Er stürmte auf Raphael zu und warf sich auf ihn. Beide stürzten zu Boden.
    Imbert grinste. Schwer lag er auf Raphaels Brust. Langsam krochen seine Finger zu dessen Kehle. Raphael hielt keuchend dagegen, aber der Inquisitor schien übermächtig. Raphaels Knöchel waren weiß vor Anstrengung. Mit letzter Kraft drückte er Imbert von sich weg, hieb ein Knie in dessen Gemächt und stieß den schmerzvoll aufschreienden Dominikaner von seinem Körper herunter.
    Raphael wollte sich aufrichten und in die Schänke laufen, aber schon stand Imbert neben ihm und packte ihn an den Schultern. Raphael versuchte, Amicus zu rufen, doch Imbert versetzte ihm einen Faustschlag in den Bauch. Raphael bekam keine Luft mehr und sank auf die Knie.
    »Darauf habe ich lange gewartet«, triumphierte Imbert. »Erst du, dann die Hure, die mit dir reist, und wer sich dir noch angeschlossen hat. Als Krönung das verfluchte Hexenkind.« Er zückte ein Messer.
    Raphael atmete schwer. Er musste Zeit gewinnen oder alles war aus. »Wenn du willst«, hechelte er, »bringe ich dich zu ihnen.«
    Überrascht hielt Imbert inne. »Du willst die Huren ausliefern?«
    Raphael nickte.
    Imbert lachte. »Meinst du, ich bin dumm genug, dir das zu glauben?«
    »Mitnichten«, antwortete Raphael. Allmählich wichen die Schmerzen, und er konnte freier atmen. Noch immer kniete er vor Imbert, der keine Armlänge von ihm entfernt stand. »Ich will nur mein Leben retten. Du bekommst die Weiber und lässt mich ziehen.« Er schielte hinüber zum Wirtshaus.
    »Warum sollte ich dir Glauben schenken?«
    »Weil es für mich keinen Grund mehr gibt, sie zu schützen«, sagte Raphael. Seine Gedanken rasten. Wie konnte er Amicus alarmieren, ohne dass Imbert ihm sofort die Gurgel durchschnitt?
    »Sprich nicht in Rätseln, Ketzer!«
    »Es ist sehr einfach«, sagte Raphael. »Du hast mich in deiner Gewalt und könntest mich auf der Stelle töten. Wenn ich aber nicht mehr zu den anderen zurückkehre, zählen sie eins und eins zusammen und fliehen über alle Berge. Ich wäre tot, und du müsstest weiter viele Tage und Nächte, gar Wochen oder Monate hinter ihnen herjagen. Schenk mir mein Leben; ich schenke dir die Weiber und erspare dir viel Mühe.«
    »Hmm«, machte Imbert. »Die Idee ist gar nicht so übel.«
    Diesen Augenblick nutzte Raphael. Er spannte alle Muskeln an und stieß seinen Kopf in Imberts Magengrube. Ohne auf den schmerzvoll aufschreienden Mönch zu achten, rappelte er sich auf und hetzte der Schänke entgegen. Doch dann stolperte er und stürzte zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Imbert wieder auf den Beinen war.
    »Amicus! Amicus! Hilf mir!«, schrie er immer wieder.
    Doch Imbert war schon über ihm. Er warf sich auf Raphaels Rücken. »Jetzt stirbst du, elender Sohn einer Hure!«
    Raphael sah im Augenwinkel eine Klinge aufblitzen. Das war das Ende. Er kniff die Augen zu.
    Doch plötzlich schien sich das Gewicht auf seinem Körper aufzulösen. Vorsichtig öffnete er die Augen und erkannte Amicus. Imbert lag neben ihm auf dem Boden. Blut rann aus seiner Nase.
    Amicus hielt Raphael eine Hand hin. »Steht auf, Bruder.«
    »Ihr habt ein Gespür für den richtigen Augenblick, mein Freund«, sagte Raphael.
    Imbert kicherte. »Das ist also der große Namenlose. Ich freue mich darauf, dich zu töten, Bastard.«
    Amicus griff hinter seinen Rücken, holte ein Messer hervor und baute sich vor Imbert auf. »Dazu wird es wohl kaum kommen«, sagte er und legte dem Inquisitor die Klinge an den Hals.
    »Haltet ein!«, rief Raphael.
    Amicus starrte ihn ungläubig an. »Ihr wollt diese Bestie doch nicht etwa verschonen?«
    »Das will ich«, sagte Raphael. Er erinnerte sich an Lunas Worte, dass Imberts Schicksal sich hinter Montpellier erfüllen würde. Wollte er Gottes Plan folgen, durfte Imbert hier und jetzt nicht sterben. Zudem blieb er seiner Überzeugung treu, keinen Menschen zu töten. Auch einen Mörder wie Imbert nicht. »Wir dürfen nicht sündigen, indem wir ihn umbringen. Der Herr wird über ihn richten, wenn es an der Zeit ist.«
    »Aber …« Den Rest schluckte Amicus hinunter.
    »Wir nehmen sein Pferd und lassen ihn hier zurück«, sagte Raphael. »Er kann uns nicht folgen.«
    Murrend holte Amicus den schwarzen Hengst. Imbert verfolgte jeden seiner Schritte. Als Amicus auf dessen Pferd stieg, öffnete er ein letztes Mal den Mund: »Das wirst du mir büßen, dreckiger Bastard.«
    Wortlos ging

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