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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Amicus zu Imbert zurück. Noch bevor Raphael eingreifen konnte, stieß er sein Knie in das Gesicht des Dominikaners. In hohem Bogen stürzte dieser nach hinten und blieb regungslos auf dem Pflaster liegen.
    »Warum habt Ihr das getan?«, fragte Raphael entsetzt. »Ihr müsst wahnsinnig sein!«
    »Um den ist es nicht schade«, sagte Amicus und stieg wieder auf Imberts Pferd. »Außerdem lebt er ja noch.«
    Mittlerweile waren einige Leute auf das Handgemenge aufmerksam geworden und kamen auf sie zu.
    Nur fort von hier, schoss es Raphael durch den Kopf. Niemand sollte wissen, wo ihr geheimer Zufluchtsort war. So schnell es ging, verschwanden sie mit den Pferden in der nächsten Gasse.

    Am Abend saßen sie in Judas Bibliothek und sprachen über das, was geschehen war.
    »Es wäre das Beste, wenn wir unverzüglich aufbrechen«, sagte Amicus.
    »Montpellier ist eine große Stadt«, erwiderte Raphael. Er saß auf der Bank neben der geschlossenen Tür. »Wenn wir uns draußen nicht mehr blicken lassen, sind wir hier sicher.«
    Amicus schüttelte den Kopf wie ein störrisches Pferd. »Wir sind nirgendwo in dieser Stadt sicher. Auch hinter diesen Wänden nicht.«
    Juda, der neben Amicus stand und wie beiläufig den Staub von den Büchern entfernte, sagte: »Wenn man es genau nimmt, hat sich für Euch nichts geändert.«
    Alle sahen ihn fragend an.
    »Es ist sehr einfach«, sagte Juda. »Eure Spur war hinter Nîmes verwischt. Imbert wusste nicht, wohin Ihr geflohen seid. Aber er hat Montpellier gewählt. Ergo …?«
    »Ergo was ?«, fragte Amicus.
    Juda lächelte milde. »Ergo hat er einen Hinweis erhalten, dass er Euch hier finden kann.«
    Raphael starrte nachdenklich zu Boden.
    »Dubocq«, flüsterte er.
    Wortlos nickte Juda.
    »Dieser Bastard!«, fluchte Amicus. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Er wird Imbert von unseren Plänen erzählt haben. Man müsste zurückreiten und ihm den Hals umdrehen.«
    »Das würde nichts an unserer Lage ändern«, sagte Raphael.
    »Wenn Imbert Dubocq begegnet ist«, sagte Jeanne, »dann weiß er auch, dass wir bei Juda sind. Ein Wunder, dass er uns hier noch nicht aufgespürt hat.«
    »Richtig«, meinte Amicus. »Verschwinden wir von hier. Diese Nacht ist wie geschaffen dafür. Die Wolken verdecken den Mond. Wir können im Schutz der Dunkelheit leicht entkommen.«
    Raphael öffnete den Mund, doch Jeanne, die neben ihm saß, legte eine Hand auf seinen Arm. »Überseht Ihr nicht etwas, Amicus?«, fragte sie. »Was ist mit Luna und Pierre?«
    »Pierre kann laufen«, antwortete Amicus. »Wer laufen kann, kann reiten.«
    »Welch törichte Bemerkung!« Jeanne war entsetzt. »Erwartet Ihr auch von Luna, dass sie auf ein Pferd steigt? Sie ist wach und kann sprechen, essen und trinken. Hat obendrein Kraft, einige Schritte zu gehen. Dann vermag sie wohl auch zu reiten, wie?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Amicus, ohne sie anzusehen.
    »Ich lasse das Kind nicht aus dem Haus, bevor es nicht vollständig geheilt ist«, sagte Juda.
    Raphael nickte. »Dem kann ich nur beipflichten.«
    Amicus gab sich noch nicht geschlagen. »Sie könnte auf der Trage liegen, bis sie stark genug ist, in den Sattel zu steigen. Schließlich haben wir sie auf diese Weise hergeschafft. Und da ging es ihr viel schlechter.«
    »Das ist nicht Euer Ernst?« Jeanne schüttelte den Kopf.
    »Besser schlecht gelegen als gut gestorben«, erwiderte Amicus. »Das ist meine Meinung.«
    »Wenn Ihr sie jetzt fortbringt, dürft Ihr morgen zu dieser Stunde ihr Grab ausheben«, sagte Juda.
    »Woher wollt Ihr das wissen, Juda?«, fragte Amicus.
    Juda beugte sich zu Amicus hinunter. »Verzeiht, ich wusste nicht, dass Ihr auch Arzt seid.« Seine Stimme war schneidend wie ein Messerstich, die Augen hatte er zu Schlitzen zusammengekniffen. Raphael konnte sich nicht erinnern, den Medicus jemals derart aufgebracht gesehen zu haben.
    Amicus räusperte sich und stand auf. »Bleiben wir eben hier«, sagte er und ging zur Tür. »Euch allen eine gute Nacht.« Er verließ die Bibliothek und schlug die Tür hinter sich zu.
    Raphael atmete tief durch. »Da das geklärt wäre, gehe ich hoch zu Luna. Ich habe noch mit ihr zu reden.«
    »Ich begleite Euch nach oben«, sagte Juda. »Gute Nacht, Madame Gousset.«
    »Gute Nacht auch Euch«, erwiderte Jeanne.
    »Amicus ist ein guter Mann«, sagte Juda auf der Treppe zu Raphael. »Tapfer und ehrlich ist er. Der beste Freund, den ein Mann sich wünschen kann. Nur muss er lernen, seine Gefühle im Zaum zu

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