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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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anderen, es dauert nicht mehr lang, bis ich fertig bin und aufbrechen kann. Wahrscheinlich reiten wir zwar nicht mehr als Erste, doch dafür bei mehr Licht aus der Stadt hinaus.«
    »Wie Ihr meint«, erwiderte Feuchtgruber. »Besser ist es, wenn wir Euch bei uns haben, Grohnert. Ihr kennt die Route wie kein Zweiter. Eure tapfere Frau Gemahlin muss diese Wunde also rasch wieder in Ordnung bringen. Wir genießen derweil den duftenden Kaffee und das frische Brot, das Eure Tochter uns serviert hat.« Er zwinkerte Eric zu und verließ das Kontor.
    »Was meint er damit?«, brauste Magdalena auf, sobald die Tür ins Schloss gefallen war.
    »Was wohl? Dass ihm Hedwigs Gebräu schmeckt und Carlotta ein nettes Kind ist.«
    »Du weißt, dass ich nicht davon spreche.«
    »Wovon dann?« Es gelang ihm schlecht, Begriffsstutzigkeit vorzuschützen.
    »Ausgerechnet Feuchtgruber redet davon, dass du dich wie kein Zweiter auf der Route auskennst und er dich dringend als Begleiter braucht. Dabei ist er selbst fast jedes Jahr nach Italien unterwegs. Von frühester Jugend an ist ihm die Strecke vertraut.«
    »Du kennst doch Feuchtgruber«, wiegelte Eric ab. »Manchmal verstehe ich selbst nicht recht, wovon er redet. Vielleicht weiß er es auch nicht immer.« Die letzten Worte sprach er nahezu ohne Ton, so angestrengt kämpfte er gegen den Schmerz an.
    »Umso erstaunlicher, dass du trotzdem die Reise mit ihm wagst. Vinzent hat die drei Herren übrigens zeit seines Lebens gemieden. Dabei zählen sie zu den angesehenen und alteingesessenen Familien der Stadt. Denkst du nicht auch, dass da etwas nicht stimmt?«
    »Was soll da nicht stimmen?« Unwirsch schüttelte er den Kopf. »Du bist heute Morgen besonders empfindlich. Jedes Wort hinterfragst du. Bring jetzt lieber meine Wunde in Ordnung, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    Einen Moment starrte sie ihn an. Er wurde ihr immer fremder. Dem auf den Grund zu gehen, war nun nicht die Zeit. Schweren Herzens beugte sie sich über ihn und prüfte die Wunde.
    »Warte, ich halte dir das Licht.« Auf flinken Füßen kehrte Carlotta ins Kontor zurück und reichte Eric eine Tasse mit dampfendem Kaffee. Die sauberen Leinenstreifen legte sie zum Verbinden bereit und hängte das frische Hemd über einen Stuhl.
    »Danke dir, Kind«, sagte Magdalena, erleichtert über ihr Auftauchen, und begann ihre Arbeit. Es dauerte nicht lange, die aufgeplatzte Naht zu verschließen. Mit vier kleinen Stichen war es geschafft. Unterdessen biss Eric die Zähne aufeinander, während Carlotta ihm den Schweiß von der Stirn tupfte. Schon strich Magdalena eine heilende Salbe über die Wunde und verband die Brust. Sorgfältig reinigte sie sich anschließend die Hände in einer Waschschüssel mit duftender Seife.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie kramte in der Kiste mit den Wundarztutensilien, bis sie gefunden hatte, was sie suchte: den wertvollsten Besitz, der ihr neben dem Bernstein aus ihrem früheren Leben geblieben war, den inzwischen halbleeren Tiegel mit Meister Johanns kostbarer fünfzigjähriger Wundersalbe.
    »Nimm die mit«, streckte sie Eric den Tontopf entgegen.
    »Was ist das?« Misstrauisch beäugte Eric den Topf. Carlotta erkannte gleich, um welche Kostbarkeit es sich handelte, und pfiff bewundernd durch die Zähne.
    »Ein kleiner Rest von Meister Johanns Wundersalbe«, erklärte Magdalena. »Nur, falls du erneut Beschwerden hast. Im Zweifelsfall wird sie dir besser helfen als alles, was dir irgendein Quacksalber für teures Geld aufschwatzt.«
    »Ach Magdalena, was ist nur los?« Schlagartig änderte sich Erics Stimmung, und er lächelte sie endlich wieder an. Es war ihm bewusst geworden, welch großes Geschenk sie ihm damit machte.
    »Komm her!« Weit breitete er die Arme aus. Auch Carlotta winkte er dazu und drückte beide an sich. »Ihr beide tut so, als wollte ich mit Kolumbus nach Amerika segeln. Dabei steht nur eine weitere Kaufmannsreise an. Bis ihr euch im Sommer die ersten Kirschen in den Mund stopft, bin ich längst wieder zurück. Und wenn ihr schön brav seid, bringe ich euch sogar eine Überraschung mit.«
    »Dir geht es wohl schon viel besser«, entschlüpfte es Magdalena.
    »Das wollen wir doch hoffen.« Polternd trat Imhof ins Kontor. Auch er wirkte neben dem hoch aufgeschossenen, immer noch jünglingshaft schlanken Eric gedrungen und älter, als er tatsächlich war. »Entschuldigung, Grohnert, dass ich Euch ins traute Familienleben platze, aber langsam werden wir da oben

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