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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Weibes, der Männer zur Unzucht verführt und ihren Samen raubt. Derselbe Dämon, der beim Mann als Subcubus den Samen stiehlt, kann sich auch in einen scheinbaren Mann verwandeln und als Incubus mit einer Frau dann Kinder zeugen. Das Kind ist aber nicht das eines Dämonen, sondern selbstverständlich das des Mannes, mit dessen Samen es gezeugt wurde. Wehe aber diesen Kindern, sie sind für ihr ganzes Leben durch die Bosheit des Teufels verdorben! Ich will es bei dieser kurzen Erklärung belassen, denn auch große Theologen wie Augustinus oder Thomas von Aquin hatten alle Mühe, dieses Netzwerk Satans zu durchschauen. Aber schon Aristoteles und Platon, das waren vor über tausend Jahren Philosophen in Griechenland, erkannten – obwohl sie Heiden waren – das verheerende Wirken der Dämonen. Und nun hat es auch der Papst in seiner erleuchteten Weisheit bestätigt und mich als unwürdigen Diener des Herrn damit beauftragt, diesem Unheil nachzugehen und die Schuldigen unschädlich zu machen. Ich werde in den nächsten Tagen in den Kirchen darüber predigen. Kann ich also meinen Anschlag aufhängen?!« Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt er auf die Wand zu, worauf die Leute links und rechts ehrfürchtig Platz machten.
    »Wir haben aber keine Nägel im Haus«, warf der Wirt ein, der immer noch nicht wusste, was er von der ganzen Sache halten solle.
    »Ich weiß«, antwortete Institoris, »ich habe selber welche dabei.« Damit zog er vier kleine Eisenstifte aus seiner Kutte. »Aber einen Hammer oder etwas Ähnliches werdet Ihr wohl auftreiben können!«
    Der Gastwirt verschwand durch die Türe und kam dann mit einem Beil zurück. »Hammer habe ich keinen gefunden, aber ich denke, das tut es auch.«
    Es bedurfte keiner sonderlichen Anstrengung, die Nägel in das bereits halbmorsche Holz zu treiben. Institoris hielt das Beil noch immer in der Hand, als er zu übersetzen begann: »Bischof Innocentius, Knecht der Knechte Gottes …«
    Als er geendet hatte, machte er eine lange Pause und blickte jedem, der es wagte, ihn anzusehen, so lange ohne einen Wimpernschlag in die Augen, bis dieser ihm nicht mehr standhalten konnte und seine Augen niederschlug.
    »Wer diesen Anschlag entfernt, hat mit einer Anzeige zu rechnen, da er damit beweist, dass er mit diesen Unholden zumindest sympathisiert, wenn nicht gar selbst Mitglied einer dieser Hexensekten zu sein!« Wie ein Donnerschlag krachte es in die Stille, als er das Beil auf einen Tisch fallen ließ und nach seiner Umhängetasche langte. »Gelobt sei Jesus Christus!«, belferte er unter der Türe in den Gastraum zurück.
    »In Ewigkeit, Amen!«, antworteten die Anwesenden verdattert.

16. KAPITEL
    D icht und dunkel drängten sich die Wolken an die felsigen Wände des Karwendelgebirges und über dem runden Rücken des Patscherkofels lag der Nebel wie ein weißes Leintuch. Gestern noch, spät in der Nacht, war der päpstliche Notar Johann Kanter aus Utrecht in Innsbruck eingetroffen, mit dem Institoris nun auf die herzögliche Residenz an der östlichen Stadtmauer zuschritt. Gremper hatte in einem Schreiben anfangs noch beleidigt protestiert, dann aber eingesehen, dass es der Sache dienlicher sei, wenn sie nun nicht schon zum dritten Mal zusammen in einem Prozess auftraten. Gerade im Norden war bis dato nur kaum eine dieser Unholdinnen zur Rechenschaft gezogen worden und es war sicher kein Fehler, wenn es auch in diesen Gebieten Leute gab, die aus eigener Anschauung glaubwürdig von den Untaten dieses Gesindels berichten konnten.
    Unter den paar Tausend Einwohnern von Innsbruck war wohl kaum noch jemand, der inzwischen nicht von der Ankunft des Hexenjägers gewusst hätte. Institoris merkte es daran, dass die Entgegenkommenden ängstlich auf die andere Straßenseite wechselten. Auch in der Hofburg, die Herzog Sigmund als seine neue Residenz hatte erbauen lassen, flüsterten und tuschelten die Höflinge und Schranzen und nicht wenige überlegten wohl bereits heimlich, wie sie für sich selbst daraus einen Vorteil schlagen konnten. Niemand war daher sonderlich erstaunt, als nun der Mönch mit seinem Begleiter in der Hofburg erschien und den Erzherzog persönlich zu sprechen wünschte.
    »Seine Gnaden sind beschäftigt!«, wurde ihnen beschieden, aber Institoris ließ nicht locker.
    »Ich bin Doctor Henricus Institoris und päpstlicher Inquisitor! Der Graf weiß von mir!«, fuhr er schließlich den Bediensteten an, der sich daraufhin wieder mit einem unterwürfigen Bückling davon

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