Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
Vom Netzwerk:
machte.
    Gremper hatte in Rom gut gearbeitet. Neben der Belobigung von Seiten des Papstes für die Stadt Ravensburg, die an den Weingartner Abt gerichtet war, hatte er dafür gesorgt, dass auch der Herzog ein im Juni abgefasstes Schreiben erhielt, in dem ihm der Dank für die Unterstützung der Ravensburger Verfolgung ausgesprochen wurde. Dabei hatte der Notar auch nicht vergessen, den Namen »Jacobus Sprenger« zu erwähnen und um weitere Hilfe zu bitten. Der Einfall dazu war Institoris gekommen, als er im Kloster Wilten von der Anforderung eines Berichtes durch den Fürsten über den Ravensburger Prozess erfuhr. Sicher war auch ein Erzherzog geschmeichelt, wenn er eine persönliche Belobigung vom Heiligen Vater in Rom in Händen hielt – selbst dann, wenn ihm klar war, dass er in der ganzen Angelegenheit keinen müden Finger gerührt hatte.
    Der Diener kam zurück und forderte sie auf, ihm zu folgen.
    »Na, seht Ihr!«, flüsterte Heinrich dem Notar Kanter aufmunternd zu.
    Leise schwangen die beiden Flügeltüren auf, in dem schwachen, von außen einfallenden Gegenlicht war nur die Silhouette einer großgewachsenen Gestalt in einem weiten Umhang zu erkennen, die sich bei ihrem Eintreten langsam umwandte.
    »Gelobt sei Jesus Christus!«
    »In Ewigkeit, Amen!«, erwiderten die beiden Besucher.
    Noch mitten in der Antwort blieb Institoris so abrupt stehen, als ob er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen wäre. Vor sich erkannte er Ulrich Molitoris, Doktor des kanonischen Rechtes und Prokurator der bischöflichen Kurie in Konstanz. »Ihr … hier?«, stotterte Bruder Heinrich überrascht.
    Molitoris musterte ihn eisig und nickte. »Ja, ich hier!«, antwortete er lakonisch.
    Institoris brauchte eine Weile, bis er seine Fassung wieder fand. In Konstanz hatte er vor längerer Zeit Hexen verfolgen und foltern lassen, wobei sich Molitoris nicht sonderlich kooperativ gezeigt hatte. Er bestritt zwar nicht geradeheraus, dass es Hexen gab, aber er ließ immer wieder durchblicken, dass er gegen die Folterung von Verdächtigen war. Dieser aalglatte Hund ließ sich einfach nicht fangen und in jeder Diskussion mit ihm hatte Heinrich selbst bei spitzfindigster Auslegung seiner Worte den Kürzeren gezogen. Erst stellte Molitoris das verderbliche Tun der Hexen in Abrede und meinte spöttisch, warum denn in Kriegen überhaupt noch Heere und Soldaten benötigt würden, wenn ein paar alte Weiber dasselbe zu verrichten imstande wären und die Länder der Feinde mit Hagel, Blitz und Ungewittern nachhaltiger verwüsten könnten, als es die wildeste Soldateska je vermochte. Im gleichen Atemzug meinte er aber dann wieder, die Hexen müssten trotzdem vom weltlichen Gericht abgeurteilt werden, da sie ja den wahren Glauben verleugneten.
    »Was macht Ihr hier am Hof in Innsbruck, ich habe geglaubt, Ihr seid in Konstanz?«
    »Ich bin öfters hier am Hofe des Fürsten Sigmund«, antwortete Molitoris kurz angebunden. »Und was treibt Euch hierher?«
    Bruder Heinrich nestelte an seiner Tasche und zog einen Druck seiner Bulle heraus, die er dem Prokurator entgegenhielt.
    »Ich weiß. Wir haben es schon von einem Rundschreiben der Diözese erfahren«, sagte Molitoris mit auf dem Rücken verschränkten Händen und machte keine Anstalten, das Papier entgegenzunehmen.
    Hilfesuchend sah sich der Mönch um und drückte das Papier dann mit mühsamer Beherrschung dem Notar in die Hand, der es dann auf einem kleinen Seitentischchen ablegte. »Ich möchte den Erzherzog sprechen!«
    Der Prokurator schüttelte scheinbar betrübt den Kopf. »Seine Gnaden haben angeordnet, Ihr sollt mit mir vorlieb nehmen, da er mit wichtigen Regierungsdingen beschäftigt ist!« Molitoris verschwieg, dass er von sich aus dem Fürsten angeboten hatte, den Inquisitor zu empfangen, da er um die Leichtgläubigkeit des Herzogs wusste, der zwar nicht unbedingt an teufelsbündlerische Hexen, so aber doch an in Holunderbüschen wohnende Perchten, Menschen aussaugende Trutten und schwere Träume verursachende Alpen glaubte.
    Institoris bemühte sich, seine Verärgerung nicht allzu offen zu zeigen.
    »Wieso kommt Ihr ausgerechnet hierher?«
    »Der Inquisitor von Como hat mir berichtet, dass ihm einige Hexen aus Bormio in die Grafschaft Tirol entwischt sind. Darüber hinaus wurde die Suche nach den Unholdinnen hier in beinahe schon sträflicher Weise vernachlässigt oder gar ganz unterlassen.«
    »Woher will denn der gute Mann wissen, dass sie tatsächlich Hexen sind, wenn er ihrer gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher