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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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ein weiteres Wort nahm er das Schreiben entgegen, brach das Siegel auf und bedeutete dem Überbringer mit einer herrischen Handbewegung, dass er hier nicht weiter erwünscht sei.
    Seine Miene wurde immer finsterer, je länger er auf das Papier starrte.
    »Ist es etwas Unangenehmes?«, wollte der Utrechter Notar von einem Seitentisch her wissen.
    »Vom Bischof. Nein, es ist alles in Ordnung. Er spricht uns sogar ein Lob für unser bisheriges Vorgehen aus und überträgt mir wie vorgesehen seine bischöflichen Vollmachten!«
    Noch bevor Kanter auf den Gedanken kommen konnte, das Schreiben selbst in Augenschein nehmen zu wollen, faltete er es hastig wieder zusammen und ließ es in seinem Ärmel verschwinden.
    Golser, du wirst mir nicht ins Handwerk pfuschen und deine Ratschläge kannst du dir auch sparen. Und auch der Herzog mag zwar einer der mächtigsten Männer des Abendlandes sein, aber er wird es nicht wagen, mich zu behindern. Ansonsten werde ich Mittel und Wege finden …
    Er blickte hinüber zum Kaplan Rosenbart und ein schmales Lächeln zuckte kurz um seine Lippen.
    Der ehemalige Beichtvater des Fürsten hatte immer noch genügend Beziehungen zum Hofe und bei dem vergnügungssüchtigen und ausschweifenden Lebenswandel des Herzogs war sicher etwas zu finden, mit dem man ihn notfalls in die Hand bekommen würde.
    Institoris baute sich wieder vor den Mönchen auf, warf sich in die Brust und deutete auf seinen Ärmel:
    »Hier haben wir die Vollmacht des Bischofs. Wir werden in allen Kirchen predigen und überall die Bulle anschlagen. Den Leuten, die einen verdächtigen Hexer oder eine Hexe melden, wird ein Erlass der zeitlichen Sündenstrafe von vierzig Tagen zugesagt. Ich denke, das mit dem Anzeigen fällt leichter, wenn es hier im Gasthof Rümler geschieht und wir können auch hier gleich die ersten Verhöre durchführen.«
    Das würde zwar weder dem Bischof noch dem Herzog passen, aber auch in Ravensburg hatte er die Voruntersuchungen ohne die weltlichen Behörden durchgeführt und so würde er es auch hier handhaben. Fürst hin, Bischof her …

18. KAPITEL
    A nfang September lagen nun an die fünfzig Anschuldigungen vor, aber Bruder Heinrich lief trotzdem mit einem griesgrämigen Gesicht herum und seine Mitbrüder wichen ihm aus, wo sie nur konnten. Insgeheim hatte er ein Mehrfaches, aber zumindest das Doppelte erwartet. Und nicht nur das – die meisten zur Anzeige gebrachten Personen waren fast durchwegs Habenichtse und viele davon auch noch übel beleumundet. Streitsüchtige Weiber, Huren, Mägde, Landstreicherinnen … Zwar waren es dann letztendlich in der Überzahl doch Frauen, die beschuldigt wurden, aber auch zwei Männer waren dabei und das schien ihm nach seiner Erfahrung als Anteil zu hoch. Auch Laurentius de Santa Agatha, der Inquisitor von Como, hatte ihm gerade berichtet, dass er in Bormio nochmals über zwanzig Hexen aufgestöbert und damit in nur einem einzigen Jahr geholfen habe, einundvierzig dieser verdorbenen Weiber der Gerechtigkeit zu übergeben. Aber es sei ihnen nicht gelungen, auch nur einen einzigen Mann zu überführen und er sei der Ansicht, die Gefahr, die von Hexern ausgehe, sei weitaus geringer einzuschätzen als die von teufelsbündnischeren Frauen.
    Ja, er ist ein wirklicher Spezialist, dachte Institoris bewundernd, einundvierzig Hexen in dieser kurzen Zeit!
    Ein wenig neidisch war er schon auf Bruder Laurentius, der nicht nur die volle Unterstützung der dortigen Behörden genoss, sondern auch den größten Teil der Bevölkerung hinter sich hatte. Offensichtlich waren die dortigen Räte auch klug genug, schon fast überführte Übeltäterinnen nicht durch rechtliche Spitzfindigkeiten wie beispielsweise Bürgschaften dem Scheiterhaufen entkommen zu lassen. Bestimmt war auch der Gemeinde selbst aus den konfiszierten Vermögen einiges in die Tasche geflossen. Ganz anders sah es hier aus, da war unter den Angeschuldigten kein Dutzend Weiber dabei, bei denen nach Abzug der Prozesskosten etwas für die Stadt übrig blieb. Als er Anfang Oktober seine Voruntersuchungen abgeschlossen hatte, waren es gerade sieben Frauenpersonen, bei denen er ganz sicher war, dass es sich bei ihnen um Hexen handelte – und das, obwohl er den Denunzianten entgegen der bischöflichen Anweisung und dem geltenden Recht versprochen hatte, den Angeschuldigten ihre Namen nicht preiszugeben.
    Am Abend saß er stundenlang zurückgezogen in einer Ecke der Gaststube vor einem Krug Wein, der sauer schmeckte und

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