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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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offensichtlich aus der Nähe stammte. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nahm er ihn nur in kleinen Schlucken zu sich. Er verglich Aussage gegen Aussage, suchte Übereinstimmungen, machte hin und wieder Notizen – aber mehr als sieben Erfolg versprechende Fälle bekam er einfach nicht zusammen.
    Als die Magd an ihm vorbeihuschen wollte, schrie er sie an, sie solle sofort seine Kammer herrichten und alle Möbel nochmals säuberlich abwischen, da er heute früh schon zum zweiten Mal eine Staubschicht auf dem Tisch gefunden habe.
    »Das kommt von der Straße …«, wollte das Mädchen schüchtern einwenden.
    »Von der Straße? Mir ist das vollkommen gleichgültig, wo der Dreck herkommt. Wer den äußeren Schmutz erträgt, den stört auch der innere nicht. Keine Widerrede! Und jetzt verschwinde!«
    Der Gastwirt Rümler hätte ihn schon längst liebend gerne vor die Türe gesetzt, aber neben dem Inquisitor logierten auch die anderen Mönche bei ihm und brachten nicht viel, aber doch etwas Geld, das er in diesen lausigen Zeiten gut gebrauchen konnte. Der Mönch versuchte jeden, der ihm in die Quere kam, herumzukommandieren und ging mit seinem penetranten Reinlichkeitsfimmel nicht nur ihm und den Bediensteten, sondern auch seinen Mitbrüdern auf die Nerven. Der Rümler war gewiss kein besonders zart besaiteter Mensch, aber selbst er konnte das Geschrei nur noch schwer ertragen, wenn der Inquisitor im Nebenzimmer wieder eine Angeschuldigte einzuschüchtern versuchte und er war heilfroh, als dieser ihm sagte, dass er nun die Voruntersuchungen abgeschlossen habe.
    Institoris konnte es am nächsten Morgen kaum erwarten, bis sich alle Mitbrüder und auch der Notar Kanter in der Gaststube eingefunden hatten. »Wir haben hier in Innsbruck sieben Weibspersonen entdeckt, die offensichtlich mit dem Satan im Bunde stehen. Die Namen sind …«, er entfaltete umständlich ein Blatt Papier, »Barbara Hüfeysen, Barbara Selachin, Barbara Röslin und ihre Tochter Rosina Hochwartin, Barbara Phlueglin, Helena Scheuberin und die Witwe Agnes Schneiderin.« Triumphierend sah er einen nach dem anderen an. »Was wir hier haben, ist nur ein Anfang, ihr werdet es schon noch sehen! Die Brüder Caspar und Wilhelm bringen diese Liste unverzüglich zum Magistrat und veranlassen die sofortigen Verhaftungen. Ich will morgen mit den Verhören im Rathaus beginnen!«
    Als Herzog Sigmund davon erfuhr, war er zwar über das eigenmächtige Vorgehen des Inquisitors verärgert, beschloss aber letztendlich auf den Rat seines Landesstatthalters Ulrich von Matsch zu hören und noch etwas abzuwarten.
    »Bis jetzt ist ja noch niemand zu Schaden gekommen!«, wandte einer der Höflinge ein, worauf die anderen zustimmend nickten.
    »Trotzdem, ich will, dass jemand seine Vorgehensweise beobachtet und mir Bericht erstattet!« Nach drei Tagen erfuhr Graf Sigmund, der Inquisitor lehne es ab, Räte oder Beobachter zuzulassen und er wolle die Prozesse alleine durchführen.
    »Richtet Euer Gnaden aus, dass er kraft der päpstlichen Bulle sich nicht gegen mich stellen darf und verpflichtet ist, mich ohne Vorbehalte zu unterstützen. Und wenn ich sage, es hat sich hier niemand einzumischen, so gilt das auch für ihn, und wenn er der Fürst ist!«, gab Institoris wütend dem Gesandten zurück.
    Trotz seines nach außen hin entschlossen wirkenden Auftretens war Sigmund ein eher vorsichtiger und zögernder Mann und ihm war bewusst, dass dieser Umstand von nicht wenigen seiner Räte am Hofe weidlich ausgenutzt wurde. Es gab eine Reihe Ratgeber, denen er nicht über den Weg traute, es sich ihnen gegenüber aber nicht anmerken ließ. Gerüchteweise hatte er mitbekommen, der Inquisitor habe zwecks Einflussnahme seine Fühler auch schon bereits hier an den Hof ausgestreckt.
    Entsprechend vorsichtig formulierte er denn auch den Brief, den er seinem Sekretär an den Bischof in Brixen diktierte.
    »Ehrwürdiger, lieber Freund!
    Der Inquisitor hat hier sieben Frauen gefangen nehmen lassen und damit er nach Ordnung und Recht handeln möge, bitten wir, einen Kommissar, der sich mit der Sache auskennt, nach Innsbruck zu senden oder einen Gelehrten zu beauftragen, der ihm beratend zur Seite steht. Ihr tätet uns damit einen großen Gefallen.
    Gegeben zu Innsbruck am Freitag vor Sankt Dyonis anno Domini 1485.
    Sigmund von Gottes Gnaden
    Erzherzog zu Österreich etc.«
    Sein Freund Georg würde auch zwischen den Zeilen lesen können.
    Erleichtert entnahm er wenige Tage später dem

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