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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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führten und ihm um den Bart gingen. Auch vor ihr machten sie Bücklinge und am tiefsten verbeugte sich immer Ulrich von Latsch, der ihr bis in den letzten Winkel ihrer noch jungen Seele zuwider war. Sein Lächeln war kalt und berechnend und ihre Zofe, die einer der wenigen Menschen war, zu der sie Vertrauen hatte, sagte, er sei der größte Intrigant hier in der Hofburg. Beim Grafen hatte er sich schon mehrmals überschwänglich über seine gute Wahl geäußert, aber dann gleich darauf angemerkt, es sei halt schade, dass sie noch so jung und unerfahren sei.
    Heute war wieder einer dieser Abende, wie sie auch der Fürst nicht mochte. Schon bald hatte sich Katharina verabschiedet und fast körperlich gespürt, wie ihr der Landesstatthalter Ulrich mit seinen kalten Froschaugen nachstarrte. Die Gespräche drehten sich nun um Alltägliches, um Pferde, Steuern, die Ergiebigkeit des Silberabbaus in Hall, die Erträge aus der Münzprägung und die Fortschritte des Ausbaus der Burg Sigmundskron drunten in Südtirol. Kaum jemand sprach vom Hexenprozess. Gerade kam eine der Mägde mit zwei neuen Karaffen Wein in den Saal, als aus dem rückwärtigen Teil des Raumes ein schweres, gequältes Seufzen zu hören war, das dann in ein klagendes Wimmern überging und gleichzeitig mit dem Verstummen der Gespräche am Tisch zunehmend leiser wurde.
    Alle im Raum erstarrten auf ihren Stühlen. »Aus dem Ofen! Es kommt aus dem Ofen!«, flüsterte einer.
    Aus dem riesigen Kachelofen drangen mit einem Mal wieder Geräusche und es klang so, als ob sich mehrere Körper keuchend in ihm herumwälzen würden. Einem gellenden Aufschrei folgte das verzweifelte Heulen mehrerer Frauenstimmen, während sich nun allen Anwesenden die Haare sträubten.
    »Das sind Schratteln!«, sagte einer entsetzt.
    Als Erster fasste sich Ulrich von Latsch wieder. Entschlossen stand er auf und schritt furchtlos auf den Ofen zu. »Wer ist da drinnen?«, schrie er mit fester Stimme.
    »Wir sind gebannte Dämonen …«, kam es dumpf zurück.
    »Halt’s Maul!«, keifte es schrill, dann fing es an zu poltern und rumoren, offensichtlich flogen Holzscheite herum, schwer klang das keuchende Atmen der Kämpfenden, unterbrochen von spitzen Schreien.
    Auch der Herzog war aufgesprungen und bekreuzigte sich.
    »Wir müssen es sagen … wir sind dazu verurteilt!«, meldete sich wieder die erste Stimme wimmernd und nach Luft ringend.
    »Was müsst ihr sagen?«, herrschte sie Ulrich von Latsch an.
    »Wir …«, es klang nun zaghaft, »… wir sind ausgetriebene Dämonen und wir wurden beauftragt, Euch zu melden, dass hier am Hofe Unheil droht.«
    Aus dem Ofen drang nun ein schauerliches Aufheulen, das allen in Mark und Bein fuhr und nur den Landesstatthalter nicht zu beeindrucken schien. »Wer hat euch beauftragt?«
    »Das dürfen wir nicht sagen. Aber wir sollen ausrichten, es seien einige Leute hier am Hofe, die nichts Gutes im Schilde führen und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Der Verwalter der Münzprägung hat lange Finger bekommen und steht mit den Mächten der Finsternis im Bunde, ebenso der Rat Knotter, der Bedienstete Ludwig Wagenstaller, dessen Frau, Barbara Hüfeysen, vom Inquisitor wegen Wahrsagerei vernommen wird sowie noch einige andere, deren Namen Ihr von den Genannten erfahren werdet.«
    Sigmund sah sich um, aber keiner der Angeschuldigten war heute anwesend.
    »Ein großes Unheil droht auch dem Fürsten. Seine eigene Frau versucht ihn mit Gift zu ermorden. Sicher habt Ihr es schon gespürt, dass Eure Kräfte gerade in letzter Zeit nachgelassen haben!«
    Der Graf merkte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirne trat. Tatsächlich – war ihm in den letzten Wochen nicht mehrmals schwindlig geworden? Musste er beim Treppensteigen nicht auch öfters innehalten als noch vor kurzem? Hatte er nicht vor ein paar Tagen nach dem Essen furchtbare Bauchschmerzen bekommen? Mit zitternden Fingern öffnete er die beiden obersten Knöpfe seines Hemdes und fühlte sich mit einem Mal ausgebrannt und leer. Im Hallengang wurde krachend die eiserne Feuertüre des Ofens aufgestoßen, es war noch ein kurzes Raunen zu hören und dann herrschte atemlose Stille.
    Einige der Männer hatten sich gefasst und rannten nach draußen, was aber einige Zeit in Anspruch nahm, da sie dazu zuerst den ganzen Saal durchqueren mussten, und als sie zurückkamen, meldeten sie, rund um die Feuertüre sei Asche verstreut und lediglich ein paar staubige Fußabdrücke seien auf dem Gang zu

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