Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
dass für ihn nach reiflicher Überlegung innerhalb des Ordens nur die Mitgliedschaft als einfacher Bruder in Frage käme.
Nun schritt er neben dem Inquisitor auf Landshut zu, wo seine handwerklichen Fähigkeiten beim Ausbau der Dominikanerkirche Sankt Blasius gefragt waren.
Bruder Heinrich sprach unentwegt und war gerade bei den falschen Schwangerschaften, die von den Dämonen herbeigeführt würden. »Manchmal glauben Frauen«, sagte er, »sie seien von einem Incubus geschwängert worden und ihre Leiber schwellen darauf ungewöhnlich an. Diese Schwellung verschwindet jedoch mit dem Zeitpunkt der Entbindung, indem der Körper viel Wind entlässt. Wenn man nämlich zerstampfte Ameiseneier in die Getränke mischt oder den Samen der Wolfsmilch oder der Schwarzfichte zu sich nimmt, entstehen im menschlichen Körper unglaublich starke Winde und Blähungen. Dem Teufel ist es selbstverständlich ein Leichtes, dem weiblichen Leib derartige oder sogar noch viel üblere Täuschungen anzutun. Verstehst du das?«
»Ja«, sagte Cornelius einsilbig, während er eine glänzende Elsternfeder vom Boden aufhob.
»Es ist ein Jammer mit dir. Du hörst mir ja gar nicht richtig zu«, schimpfte Institoris, worauf sich sein Begleiter beeilte zu versichern, dass dem nicht so sei.
»Es hat aber auch Dämonen gegeben, die sich nicht scheuten, verheiratete Frauen in ihren Betten aufzusuchen. Diese Frauen glaubten natürlich nicht, dass es sich um Incubi handelte, sondern um Männer aus Fleisch und Blut. Wenn aber der Ehemann dem vermeintlichen Nebenbuhler eine Waffe durch den Leib stoßen wollte, machte sich dieser unsichtbar und verschwand. Die Frauen warfen sich dann scheinheilig in die Arme ihrer Männer, von denen aber nicht wenige ihre wollüstigen Weiber verprügelten. Andere aber drehten den Spieß um und verspotteten ihren Mann, ob er denn keine Augen im Kopf hätte und ob er vielleicht nicht selbst vom Teufel besessen wäre!«
»Da vorne …«, unterbrach ihn Cornelius zaghaft und deutete auf ein einfaches Gehöft, das direkt am Wege lag.
»Ich habe auch Hunger!«, nickte Institoris beiläufig und fuhr fort, wie wichtig bei den Prozessen gegen diese verfluchten Hexen das Abscheren aller Haare sei und besonderes Augenmerk sei dabei auf die Haare zwischen den Beinen zu legen, was aber im deutschsprachigen Raum unverständlicherweise immer noch auf Ablehnung stoße. Am besten sei das Absengen, da man so auch die Teufelsmale besser erkennen könne, die oftmals einem Krötenfuß oder dem Abdruck einer Hasenpfote ähnelten und die Besiegelung des Teufelspaktes bewiesen. Man müsse nur mit einer langen Nadel hineinstechen. Wenn das Fleisch an dieser Stelle unempfindlich sei, sei auch die Hexe überführt, wenn nicht, so müsse man eben die Folter fortsetzen. So habe es auch der Inquisitor von Como in Bormio gemacht und sei mit diesem Verfahren überaus erfolgreich gewesen.
»Stell dir vor – über vierzig Hexen hat er nur innerhalb eines Jahres erwischt!«, sagte er beinahe ehrfürchtig, während sie auf den mit Dung übersäten Vorplatz des Hauses traten.
Institoris rümpfte widerwillig die Nase, hob seine Kutte an und wich auf den Zehenspitzen balancierend dem Kot aus.
Ein kleiner Köter schoss mit heiserem Bellen um die Ecke und verbiss sich böse knurrend in seinem Kuttensaum, während sich die schief in den Angeln hängende Türe knarrend öffnete.
Blinzelnd blieb eine alte, auf einen Stock gestützte Frau auf der Schwelle stehen.
»Wer ist da?«, fragte sie und hielt ihre linke Hand abschirmend über die Augen.
»Nehmt das verdammte Vieh weg!«, schrie Bruder Heinrich und trat nach dem Hund, was diesen aber nur noch wütender machte.
»Kusch!«, rief die Alte. »Kusch, Sultan!«
Grummelnd ließ der Köter von der Kutte ab und zog sich beleidigt zur Hauswand zurück, wo er seinen Kopf auf die Vorderpfoten legte und jede Bewegung der beiden Mönche misstrauisch verfolgte. »Einer meiner Söhne war bei den Türkenkriegen dabei, darum heißt er so.«
»Gelobt sei Jesus Christus!«, fauchte Bruder Heinrich, »wir sind zwei Dominikaner und bitten in Christi Namen um eine Wegzehrung!«
»Ein wenig Haferbrei ist noch da – den kann ich anbieten. Mehr habe ich auch nicht.«
Als sie die beiden Mönche herein bitten wollte, weigerte sich Institoris beharrlich und bestand darauf, sie solle das Essen herausbringen, und zwar mit zwei Tellern.
»Ich habe leider nur einen Teller, wir essen immer aus der Pfanne.«
»Dann bring
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