Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Auflage gedruckt worden sei.
Ärgerlich dachte er dann, wieso es ihm nicht eingefallen war, Bruder Niklas in Innsbruck danach zu fragen und gab sich dann aber gleich selbst die Antwort, dass es ihm zum damaligen Zeitpunkt selbst nicht im Traum nicht nötig erschienen wäre, einmal ein Hexenbuch verfassen zu müssen.
Hier in Landshut hatte er nun zwei weitere Kapitel fertig geschrieben, Bruder Cornelius kam mit seinen Arbeiten auch dem Ende zu und als ihm ein durchreisender Mitbruder eher beiläufig sagte, das Ameisenbuch würde in Augsburg gerade neu aufgelegt, gab es für ihn kein Halten mehr. Wenn das Wetter nicht so miserabel gewesen wäre, hätte er sich unverzüglich alleine auf den Weg gemacht, so aber wartete er noch zwei lange Tage, um dann hastig mit Cornelius aufzubrechen. Auch für diesen wartete an der alten und eigentlich baufälligen Dominikanerkirche jede Menge Arbeit und je näher sie der Stadt kamen, desto stärker stiegen wieder seine zwiespältigen Gefühle in ihm hoch. Institoris war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um davon etwas zu bemerken, obwohl Cornelius glaubte, jeder müsse es in seinem Gesicht wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen können.
Die Druckerei lag kaum einen Steinwurf vom Augsburger Konvent entfernt und gehörte Anton Sorg. Dieser hatte bei einem ehemaligen Gesellen Gutenbergs gelernt, der sich nach der Flucht seines Meisters aus Mainz hier niedergelassen hatte.
Bruder Heinrich hatte nicht die Ruhe, zuerst das Kloster aufzusuchen, sondern stürmte wortlos quer über die Straße auf die niedere Türe zu und Cornelius blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. In dem niederen Raum roch es sonderbar, überall standen Tiegel und Eimer herum, an einem großen Tisch saß gebeugt ein Mann, der mit einer Art Griffzange aus einem flachen Kasten kleine Klötzchen heraus pickte und sie in einem mit kleinen Brettchen unterteilten Kasten ablegte.
Das muss ein Setzer sein, dachte Cornelius und sah dann hinüber zu den beiden anderen Männern, die gerade Papier in eine Presse einlegten.
»Ach, Bruder Heinrich – auch wieder einmal in Augsburg?«
Überrascht drehte sich Institoris zum Fenster hin, wo sich eine Gestalt erhob und auf ihn zukam. Seine Augen konnten im ersten Moment im Gegenlicht nicht erkennen, wer das sein konnte, aber diese Stimme kannte er. »Bruder Niklas?«, fragte er ein wenig unsicher.
»Ja, ich bin es. Es hat sich schon herumgesprochen, dass Ihr überall nach dem Formicarius sucht …«
»Ich habe gehört, er sei bis jetzt in Köln gedruckt worden. Wieso jetzt in Augsburg?«
Niklas lachte. »Auch wir Dominikaner müssen rechnen. Das Angebot war einfach billiger. Aber auch der Weg ist nicht mehr so weit. Man muss doch immer dabei sein, da sich sonst doch viele Fehler einschleichen. Man sagt dann zwar Druckfehler, aber das gibt es nicht. Die Fehler werden nicht im Druck selbst, sondern allesamt vorher gemacht!«
»Wie weit seid ihr – ich meine mit dem Druck?«, fragte Institoris, der seine Ungeduld kaum verbergen konnte.
»Kurz vor der Fertigstellung. Ich komme jeden Tag hierher, um Korrektur zu lesen. Zum Abgleich verwende ich die Originalschrift meines verehrten Lehrers Nider. Er war auch in kleinen Dingen sehr genau und es liegt mir daher viel daran, dass er auch so wiedergegeben wird, wie er ihn geschrieben hat. Das bin ich ihm schuldig, nach allem, was er für mich getan hat!«
»Hmm«, machte Bruder Heinrich und druckste dann scheinbar verlegen herum,
»Wisst Ihr, es wäre … also ich habe … es ist so, ich bin dabei, das Wissen über diese zauberischen Hexen in einem Gesamtwerk zu erfassen und eine Anleitung zu erstellen, wie gegen dieses Unwesen vorzugehen ist. In Basel habe ich das Buch Eures Lehrers schon einmal in der Hand gehabt und ich muss sagen, es hat mich sehr beeindruckt. Aber so sehr ich auch danach suche, ich komme an kein vollständiges Exemplar heran.«
»Ich muss zugeben, wir haben uns verschätzt, was die Nachfrage anbelangt. Wie sollten wir auch wissen, dass Anfragen bis aus England kommen? Ursprünglich waren wir der Meinung, es sei hauptsächlich für die Predigerorden interessant, aber inzwischen fragen auch die weltlichen Priester danach. Die Gleichnisse mit dem Ameisenstaat und einer auf Nächstenliebe gegründeten Gemeinschaft sind nicht nur für die einfachen Leute verständlich.«
»Lasst das liegen!«, schrie aufgeregt einer der beiden Männer an der Presse. Cornelius war dabei, einen noch frischen
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