Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
zu dürfen. Er hat von Euren Fertigkeiten gehört und meinte, er würde gerne noch etwas auch im Handwerklichen dazu lernen und wieder einmal ein wenig körperliche Arbeit würde ihm auch nicht schaden. In der Druckerei sei er nur ein paar Stunden beschäftigt. Aber da wollte ich zuerst Euch fragen, ob Ihr damit einverstanden seid, da ich nicht weiß, wie geschickt er ist und Euch womöglich nur im Weg herum steht.«
»Versuchen wir es einfach! Einen Gehilfen kann ich immer brauchen!«
Seit nunmehr fast einer Woche waren sie nun damit beschäftigt, die Risse in den Langwänden auszubessern, die sie mit Steinen auffüllten. Den benötigten Kalk löschte nun Niklas mit Wasser in einer Grube, die Cornelius ausgehoben hatte. Von der geöffneten Kirchentüre her näherten sich Schritte und von der rechten Seite her kam nach einiger Zeit ein schabendes Geräusch.
»Bring den Kübel hierher!«, rief Cornelius halblaut, aber nichts rührte sich. »Was ist mit dem Kalk?« Langsam wurde er ärgerlich und wandte sich leicht seitlich ab, um nach Niklas zu sehen.
Vor Schreck wäre er beinahe von der Leiter gefallen und konnte sich gerade noch im letzten Moment an den Holmen festhalten, wobei ihm der Spachtel entglitt und hell scheppernd auf dem Steinboden aufschlug.
Sein Herz begann zu rasen und wortlos starrte er hinunter zum Weihwasserbecken. Dort stand eine junge Frau, deren blonde Haare kaum durch das Kopftuch gebändigt wurden und in der rechten Hand hielt sie einen kleinen irdenen Krug.
Wie benommen stieg er von der Leiter und hörte nicht das Hallen seiner schweren Schritte.
»Afra!«, sagte er leise und blieb wie versteinert vor ihr stehen.
»Cornelius … was machst du hier?«, fragte sie ebenso überrascht und ihre großen blauen Augen standen in einem seltsamen Kontrast zu der in ihr Gesicht schießenden Röte. »Weihwasser …«, sagte sie stockend, »ich muss Weihwasser holen … für daheim!«
Cornelius nickte nur stumm und versuchte, den Kloß im Hals hinunter zu würgen.
So standen sie immer noch, als Niklas mit dem Kalkkübel in das Kirchenschiff trat.
»Afra … Afra … Hehringer, die Tochter … vom Medicus«, stotterte Cornelius nun ebenfalls mit hochrotem Kopf und machte eine unbeholfene Handbewegung hin zu der jungen Frau. »Bruder Niklas … er … er hilft mir!«
»Soso«, antwortete dieser lakonisch. Mit einem Blick hatte er die Situation erfasst und wusste nun ebenfalls nicht, wie er sich verhalten sollte. »Ich stelle den Kalk hinüber zur Leiter!«, sagte er dann und hatte es plötzlich eilig, aus dem Kirchenschiff zu verschwinden.
»Es ist nicht recht … ich meine, uns so und besonders dich in Gewissensbisse zu stürzen. Aber glaube mir, ich kann nichts dafür!«
Cornelius sah, wie sie mit den Tränen kämpfte. »Nein, nein!«, flüsterte er, nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände und drückte seine Stirn zart, aber doch bestimmt auf die ihre. »Nein, nein«, wiederholte er, »es ist so gekommen, wir können beide nichts dafür. Ich habe alles getan, um dich zu vergessen, aber es gelingt mir nicht!«
»Mir geht es ebenso«, erwiderte sie.
Cornelius versuchte sich noch gegen seine Gefühle zu sperren, aber irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Scheu legte er seinen Arm um ihre Schultern und spürte, wie sie sich leicht an ihn schmiegte.
»Ich kann nicht anders, ich liebe dich«, flüsterte er, »und wenn sie mich hinauswerfen!«
Die folgenden Tage gingen quälend langsam dahin, nachts lag er schlaflos auf seiner Pritsche, konnte an nichts anderes als an sie denken und suchte verzweifelt einen Ausweg. Was würden ihre Eltern sagen, wenn Afra mit einem Bettelmönch ohne einen Pfennig Geld daherkam? Die Antwort darauf war ihm klar: Vor die Türe setzen würden sie ihn, und zwar im hohen Bogen! Was sollte er tun? Seit seiner Kindheit kannte er nichts anderes als das mönchische Leben wie sollte und konnte er überhaupt eine Familie ernähren? Es gab genügend im geistlichen Stand lebende Menschen, die es mit dem Zölibat nicht so genau nahmen. Nein, so einfach würde er es sich nicht machen.
Auch Niklas war es nicht entgangen, dass sein Mitbruder bei der Arbeit mit dem Kopf ganz woanders war. Er sah, wie dieser sich abquälte und er kannte nun auch den Grund dafür, aber er tat so, als ob er nichts bemerkte. Vor ein paar Tagen war es schon spät nach Mitternacht gewesen, als er Cornelius zufällig dabei ertappt hatte, wie er zurück ins Kloster gehuscht kam und auf Zehenspitzen in
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