Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
Vom Netzwerk:
zwingen weiterzudenken. Das Vorkommnis hier war zwar ähnlich wie das im Nürnberger Nonnenkonvent, aber trotzdem war es anders. Nicht nur einmal, sondern schon mehrfach war ihm versichert worden, dass es Leute gebe, die nur einen persönlichen Gegenstand der Person benötigten, um sie zu verprügeln. Diesen Gegenstand steckte man dann in einen Sack und schlug mit einem Stock unter Anrufung der Dämonen auf diesen ein. Und Bruder Egilhard war verprügelt worden, ohne dass jemand bei ihm war. Vielleicht doch Hexerei?
    Wenn es das wirklich geben sollte – die Folgen wären unabsehbar.
    Er suchte nach einer Antwort im Canon episcopi: »dass jeder, der solche oder ähnliche Dinge für möglich hält, den Glauben verliert, und dass, wer nicht den rechten Glauben an Gott hat, nicht von Gott, sondern von dem, an den er glaubt, das heißt des Teufels ist.«
    Er erschauerte und es schien ihm, als befände er sich in einem lichtlosen Raum, in dem er auf der Suche nach einem Ausgang im Kreis an den Wänden entlang lief und dann feststellen musste, dass es keine Türe nach außen gab.
    Todi in Umbrien kam ihm in den Sinn. Erst im März letzten Jahres wurde dort eine Striga namens Matteuccia Francisci der Hexerei im Bunde mit Satan überführt und sie gestand, scheußliche Dinge getan und Menschen und Tieren Schaden zugefügt zu haben. Ihre Zauberkraft verlor sie erst, als der hoch angesehene Bruder Bernhard von Siena in Todi eintraf. Drei weltliche Richter waren bei dem Prozess anwesend und die Anklage lautete auf Ketzerei, denn wer vom wahren Glauben abfalle und sich mit dem Teufel verbinde, sei mit den Mitteln der Inquisition zu behandeln. Schon zwei Jahre zuvor hatte der Inquisitor Giovanni Fiamma einen Mann »per sortilegio sapiente heresim« auf den Scheiterhaufen gebracht und noch ein paar Jahre früher waren bereits drei Frauen in Mondovi wegen desselben Vergehens verurteilt worden.
    Der Richter Claude Tholosan drüben im Dauphiné war der Meinung, dass sie nicht nur Ketzer, sondern im eigentlichen Sinne Götzendiener seien und wer mit Satan im Bunde stehe, müsse hart bestraft werden, da auch dieser keine Milde kenne.
    Was also nun war die Wahrheit? Konnte Satan nur die Sinne der Menschen täuschen und verführen oder konnte er im Bund mit ihm auch Wunder vollbringen? Was war heute Nacht wirklich geschehen?
    Der einzige der Mönche, der einen gelassenen Eindruck machte, war der greise Pater Anselmus. Die wärmenden Strahlen der Sonne wurden von einem kalten Wind verweht, der durch den Säulengang strich. Nider fröstelte und erhob sich von der Bank in der geschützten Ecke, als er tastende Schritte und das tapsende Klopfen eines dünnen Stockes vernahm.
    Genau neben ihm blieb der alte Mann stehen. »Bruder Johannes, ich habe dich schon erwartet«, lächelte er mit knittrigem Mund und sah Nider mit seinen leblosen Augen an.
    »Ja, wie …?«
    »Intuition. Habe ich dir schon gesagt«, lächelte er weiter.
    »Pater Anselmus, ich muss Euch etwas fragen!«, fasste sich Nider.
    »Ich weiß. Ob Bruder Egilhard Feinde hat. Nein, hat er nicht. Nicht jedenfalls innerhalb des Konventes, denn du weißt ja, dass ›und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern‹ im Paternoster für uns nach der Benediktinerregel sofort bindend ist. Auch außerhalb des Klosters ist er, soweit es seine wenigen Kontakte betrifft, die ihm der Bruder Abt erlaubt hat, durchaus beliebt. Aber wer kann schon in andere Menschen hineinschauen!«
    »Was haltet Ihr von der Geschichte?«
    Pater Anselmus wiegte den Kopf und schwieg eine Zeit lang. »Das fragst du mich? Du als Mitglied der domini canes, der Spürhunde des Herren? Ihr seid doch eigentlich die bevorzugten Fachleute für solche Fragen!« Er schwieg wieder und schien zu überlegen. »Wir können jetzt natürlich eine scholastische Diskussion anfangen, wie früher, weißt du noch?«, lächelte er leise nach innen. »Schau, ich bin ein alter Mann und habe in meinem Leben viele unglaubliche Dinge erlebt. Manche sind für mich heute noch vom Verstand her gesehen unfassbar, manche lassen sich aber auch einfach natürlich erklären.«
    »Aber das hier nicht!«, antwortete Nider.
    »War es nun eine Sinnestäuschung, hat uns Satan alle nur zum Narren gehalten, uns das alles nur vorgespiegelt oder war es Wirklichkeit? Gott verlangt aber nicht nach Täuschungen, damit wir ihm gehorchen!«
    »Gott nicht. Aber er hat Satan die Macht gegeben, uns auf die Probe zu stellen und wie du siehst,

Weitere Kostenlose Bücher