Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
rund um den Baum und ein paar Fuß weiter sei kein einziger Tropfen auf den Boden gekommen.
6. Hubert Wagenseil: Er hat sie öfters des Nachts beobachtet, wie sie in den Wäldern herum gestrichen sei. Das zu Zeiten, in denen normale Christenmenschen im Bett liegen. Er gibt auch an, einmal einen Mann mit einer langen Feder am Hut mit ihr gesehen zu haben. Als er näher kam, verschwand der Mann auf geheimnisvolle Weise, als ob er sich in Luft aufgelöst habe. Gleich darauf sei ein Wetter aufgezogen. Er ist sicher, dass es der Teufel war und die beiden ihre Wut ausließen, weil sie fleischliche Unzucht treiben wollten und gestört worden seien.
7. Margaret Seif: Sie selbst sei mit schweren Krämpfen im Hüftbereich im Bett gelegen und man habe die Agnes Bader geholt. Die habe ihr einen Tee gemacht, aber nicht gesagt, aus welchen Zutaten sie ihn gebraut habe. Die Krämpfe seien aber nicht schwächer, sondern im Gegenteil so heftig geworden, dass sie geglaubt habe, sterben zu müssen. Erst nachdem sie auf Anraten einer Nachbarin einen Becher Wasser mit viel geweihtem Salz getrunken habe, wollte der Teufel nicht mehr in ihrem Körper bleiben. Sie hätte sich übergeben und ihn damit ausgespuckt und gleich darauf sei ihr besser geworden.
8. Katharin Hinang: Nachbarin, bestätigt dies.
9. Elsa Köpfle: Ebenfalls Nachbarin, bestätigt ebenfalls. Hat es von den beiden erfahren.«
Institoris hielt einen Moment inne, überlegte kurz und griff dann zum Federkiel. Geht niemanden etwas an, jedenfalls vorläufig, woher sie das weiß, dachte er bei sich und strich den letzten Satz.
»10. Andreas Kuntzer: Besucher der Baderstube. Sagt, sie habe junge Burschen verhext, mit ihr zu schlafen. Freiwillig hätte das niemand gemacht. Auch er sei plötzlich bei ihr im Bett gelegen und wüsste nicht, wie er da hinein gekommen sei.
11. Bartholomäus Dopfer, Heinrich Schlohmaser, Georg Nachtmann bestätigen dasselbe.
12. Mathild Hellengerst, Gertraud Römelin: Beide haben sie auf der Kuppelnau gesehen, wie sie am Boden gehockt sei und mit etwas herum gerührt habe. Gleich darauf sei ein Gewitter aufgezogen.
13. Borromäus Steitling: Hat sie ebenfalls mehrfach auf der Kuppelnau unter der Buche gesehen.«
Institoris zog ein zweites Blatt aus dem Stapel.
»Anna Mindelheimer«, las er, »ledig, haust in einem Verschlag in der Unterstadt. Lebt von Gelegenheitsarbeiten. Alter: um die sechzig. Bezahlt vier Schilling Miete jährlich. Steueraufkommen: Drei Schilling.«
Punkt für Punkt ging er die einzelnen Anzeigen durch und verglich sie mit denen gegen die Baderin. Wo er Übereinstimmungen fand, zeichnete er auf beiden Blättern unter die jeweilige Nummerierung einen dicken Strich. Nach einer Weile lehnte er sich zufrieden zurück. Auch die Mindelheimerin wurde von fünf Zeugen auf der Kuppelnau gesehen.
6. KAPITEL
A n der verschlossenen Türe knallte laut und wuchtig der mit einem kleinen Eisenring eingefasste Schlegel auf das Holz, wo er schon durch den häufigen Gebrauch eine tiefe, zerfranste Delle hinterlassen hatte.
»Es ist noch zu, wir machen erst am späten Nachmittag auf!«, kam es unwillig von innen.
»Sollen wir hier im Regen ersaufen?«, fragte eine Männerstimme von draußen.
»Ich habe gesagt, wir haben noch geschlossen! Hörst du schlecht?« Agnes Bader war gerade dabei, in der Badestube die Asche aus dem mächtigen Ofen zu räumen und frisches Holz aufzuschlichten. Sie hörte, wie vor der Türe halblaut getuschelt wurde.
»Mit der ist nicht gut Kirschen essen«, flüsterte der eine der beiden Männer, »die hat Haare auf den Zähnen. Wir müssen schauen, dass sie keinen Verdacht schöpft. Notfalls verprügelt die uns beide!«
»Wieso kommen wir dann nur zu zweit hierher?«, fragte der andere.
»Der Ammann Sunthain hat uns keinen dritten Mann zugestanden und gemeint, wir würden doch zu zweit mit einem Weib fertig werden. Ich habe ihm gesagt, mit wem wir es zu tun haben und dass die Baderin selbst den stämmigsten Kerl auf die Straße hinaus wirft, wenn er besoffen oder sonst wie lästig ist. Aber er hat nur den Kopf geschüttelt und mich angefahren, wir seien alle zusammen nichts als Waschlappen! Ich konnte ihm wenigstens noch den Vorschlag des Inquisitors ausreden, der gefordert hatte, sie auf unseren Schulten zu tragen oder in einen Korb zu stecken!«
»Wieso denn das?«
»Solange eine Hexe noch ein Bein auf die Erde bekommt, soll sie angeblich noch über Zauberkraft verfügen. Aber der Sunthain hat dann doch
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