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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Rathauses hielten sich mehr Leute auf als sonst üblich. So schien es ihm wenigstens. Hinter der Türe des Vernehmungszimmers, das ebenerdig im Rathaus lag, hörte er die schnarrende Stimme des Inquisitors, der auf eine offensichtlich eingeschüchterte Frau einredete. Gäldrich lauschte einen Moment und trat dann ein.
    Unwillig hob Institoris den Kopf, doch sein Gesicht hellte sich auf, als er den Bürgermeister erkannte.
    »Kommt Ihr voran?«
    »Ja, ich habe schon einige Hinweise bekommen, aber es ist auch viel Blödsinn dabei oder die Beschuldigungen sind so schwach und einfältig, dass sie nicht für eine Anklage reichen. Wie hier«, er deutete mit einer Handbewegung zu der vor seinem Tisch stehenden Frau, »sie sagt, sie habe ihre Schwägerin in Verdacht, da diese im letzten Monat drei Mal bei ihrem Bruder zu Besuch gewesen sei und jedes Mal war danach die Milch im Kübel sauer. Als ich nach Zeugen frage, kann sie natürlich keine benennen und dann komme ich dahinter, dass die beiden einfältigen Weiber schon seit fünf Jahren keinen Ton miteinander reden.«
    Gäldrich sah die Frau an. »Ihr seid doch die Gattin des Schneiders Seidler?«
    Sie nickte mit betretenem Gesicht, dem anzusehen war, dass es ihr unangenehm war, dass sie der Bürgermeister erkannt hatte.
    »Ich … der Herr … in der Predigt hatte es geheißen, man müsse alle angeben, gegen die man einen Verdacht hätte«, verteidigte sie sich verlegen mit hochrotem Kopf.
    »Ihr stehlt uns die Zeit!«, herrschte sie Institoris an. »Das hier ist kein Ort zum Austragen von privaten Streitigkeiten!«
    Die Frau verbeugte sich unterwürfig, huschte zur Türe und schloss sie leise hinter sich.
    »Kennt Ihr eine Agnes Bader?« Der Dominikaner fuhr mit dem Finger über das Papierblatt, auf dem er sich seine Notizen gemacht hatte.
    »Phh«, machte Gäldrich, »Bader gibt es mehrere in der Stadt.«
    »Sie scheint sich mit Kräutern auszukennen, aber auch mit anderen geheimnisvollen Dingen. Es liegen bereits zwei Aussagen gegen sie vor.«
    »Ich kenne den Conrad Bader, der ist bei der Handelsgesellschaft für Transporte zuständig. Aus dessen Sippschaft kommt aber bestimmt niemand in Frage.«
    Ohne anzuklopfen wurde die Türe aufgerissen.
    Eine Frau mittleren Alters kam hereingestürmt und blieb schwer atmend vor dem Tisch des Inquisitors stehen. »Ich muss eine Meldung machen«, stieß sie immer noch atemlos hervor.
    »Das ist noch lange kein Grund, sich hier wie eine wild gewordene Kuh aufzuführen«, fuhr sie Gäldrich an.
    »War meine Schwägerin schon da?«
    »Wer ist Eure Schwägerin?«
    »Gerda«, antwortete der Bürgermeister und lachte, »ist die Schwägerin von Mechthild Seidler!«
    Wütend sprang Institoris auf. »Hinaus!«, brüllte er mit sich überschlagender Stimme. »Hinaus!«
    Wie angewurzelt blieb die Frau stehen und sah ihn fassungslos mit großen Augen an. »Ich will doch nur …«
    »Hinaus!«, schrie Institoris nochmals und deutete mit ausgestrecktem Arm zur Tür.
    »Es ist besser, Ihr geht jetzt!«, mischte sich Gäldrich ein, fasste sie unsanft am Ellbogen und schob sie zur Tür.

4. KAPITEL
    I n der Wirtschaft »Zum Schwanen« herrschte eine eigenartige Stimmung. Die Männer steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich nur halblaut. Hans Frauendienst warf seinem Schwager einen Blick zu, als einer am Tisch erzählte, der Inquisitor hätte heute gepredigt, wer die Existenz von Hexen in Frage stelle, laufe selbst Gefahr, als Sympathisant verdächtigt zu werden. Seine Frau sei heute in der Messe gewesen und sie hätte es so erzählt.
    »Hexen, die durch die Lüfte fliegen, Ekel erregende Sabbate abhalten, mit grauenhaften Kerlen, die Hörner und Pferdefüße haben, geschlechtlich verkehren – warum sollten sie das tun?« Hans wollte weiterreden, aber sein Schwager stieß ihn in die Seite.
    »Bist du blind und taub«, fuhr ihn der Grünwalder wütend an, »da jagt ein Unwetter das andere und sie sind so schlimm, dass es dafür keine vernünftige Erklärung gibt. Die Stadt selbst weiß auch keinen Ausweg mehr und fordert einen Inquisitor an, also einen Fachmann für solche Dinge, der das sogar studiert hat und du, der von überhaupt nichts eine Ahnung hat, glaubst, schlauer zu sein als Salomons Katze und es besser zu wissen?«
    Am Nebentisch trank ein großer, schwerer Mann mit einem mächtigen Vollbart seinen Schoppen.
    »Da«, der Grünwalder zeigte auf ihn, »der Veit kommt viel herum. So viel wie der haben wir alle zusammen noch nicht

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