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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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seinen letzten irdischen Stunden beigestanden hatte. Das war keine Tätigkeit, um die sich die Seelsorger rissen und jedes Mal sträubte sich alles in ihm, wenn er gebeten wurde, wieder einmal eine Nacht mit einem Todgeweihten zu verbringen.
    So etwas sollten die Herren Richter und Schöffen selbst nur ein einziges Mal durchmachen müssen, dann würden sie mit ihren Todesurteilen etwas vorsichtiger sein, dachte er bitter, während er in den mit Fackeln spärlich ausgeleuchteten Gang des Gefängnisturmes trat. Vor der Zellentür der Baderin holte er tief Luft und deutete dem Wärter mit dem Kopf, dass er bereit sei.
    Agnes kauerte immer noch bewegungslos in der Ecke und wandte ihr Gesicht bei seinem Eintreten nur kurz um, da sie glaubte, es sei der Wärter, der nach ihr sehen wollte.
    »Gelobt sei Jesus Christus!«
    Erst jetzt sah sie, dass es ein Mönch war. Sie spürte, wie etwas Schweres von ihrer Seele rutschte und es in ihr leichter wurde, während sie sich erhob. »In Ewigkeit, Amen!«, erwiderte sie leise. »Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid. Gott der Herr möge es Euch vergelten!«
    Im Schein der auf die Hälfte heruntergebrannten Fackel wirkte ihre massige Gestalt durch die an den Wänden huschenden Schatten noch wuchtiger, als sie in Wirklichkeit war.
    »Ich möchte beichten!«, sagte sie gefasst.
    Pater Odilius nickte und zog seine Stola aus der Tasche. Zusammen mit dem Priester ließ sie sich nun mitten in der Zelle auf die Knie nieder und schlug dann mit den gefesselten Händen ein großes Kreuzzeichen. Das eingestreute Stroh hielt die Kälte des Steinbodens nur unzulänglich ab, aber beide spürten nichts davon.
    »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes! Ich bereue alle meine Sünden, die ich in meinem Leben begangen habe …«
    Pater Odilius war zwar auch längeres Knien gewöhnt, aber dann dachte er daran, dass sie noch eine lange Nacht vor sich hätten und rief dem Wärter, er solle zwei Stühle besorgen.
    »Das ist gegen die Vorschrift!«, kam es dumpf von draußen.
    »Vorschrift hin, Vorschrift her!«, rief der Benediktiner im Befehlston. »Schau, dass zu zwei Stühle bringst. Ansonsten werde ich beim Bürgermeister selbst eine Beschwerde über dich einbringen!«
    Das wirkte. Mit mürrischem Gesicht schob der Wärter zwei wackelige Hocker durch die Türe.
    »So ist es bequemer und in diesem Falle gilt die Beichte auch im Sitzen!«, lächelte er.
    Agnes warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    Draußen rief der Nachtwächter die zweite Stunde aus und die Magd schilderte ihrem Beichtvater, wie ihr der Inquisitor Gnade in Aussicht gestellt habe und wie er sie dazu gebracht habe, die Anna Mindelheimer als Komplizin anzugeben.
    »Ist das die Wahrheit?«
    »Wenn man weiß, dass man heute Mittag nicht mehr unter den Lebenden weilt, lügt man nicht!«, gab sie leise zur Antwort.
    Pater Odilius überlegte mit im Schoß gefalteten Händen und gesenktem Kopf. Nein, es war aussichtslos. Institoris und Gremper würden darauf verweisen, dass sie um eine möglichst milde Strafe gebeten hätten und das Gericht würde entgegnen, es hätte beim besten Willen und trotz gewissenhaftesten Abwägungen keine mildernden Gründe finden können.
    Schwer atmend richtete sich der Priester wieder auf. »Ego te absolvo …«, sprach er dann feierlich und machte das Kreuzzeichen.
    »Ich habe noch eine Bitte«, sagte Agnes dann stockend, »würdet Ihr zur Anna Mindelheimer in die Zelle gehen und sie für mich um Verzeihung bitten? Ich würde leichter sterben.«
    »Das werde ich tun«, antwortete der Mönch und erhob sich.
    Anna Mindelheimer lag zusammengekrümmt auf der Einstreue, ihre Hände waren durch schwere Ketten mit den Eisenringen links und rechts an der Wand verbunden.
    »Schon wieder ein Pfaffe!«, heulte sie auf, als sie in ihm den Mönch erkannte, »schau, dass du verschwindest!«
    Pater Odilius schien sie nicht zu hören. »Nehmt ihr die Ketten ab!«, befahl er streng.
    »Nein! Sie fängt dann sofort wieder an, ihren Kopf an die Türe zu schlagen und ich habe keine Lust, mir bis zum Morgen den Krach anzuhören!«, schimpfte der Wärter.
    »Mach sie los, aber sofort! Ansonsten gibt es eine saftige Beschwerde beim Gäldrich!«
    Murrend machte sich der Wärter darauf an den Ketten zu schaffen, während die Mindelheimerin den Priester mit flackerndem Blick misstrauisch ansah.
    »Sie ist eine verfluchte Hexe«, protestierte der Wärter schwach.
    »Trotzdem ist sie auch ein Mensch!«, fuhr ihn Odilius

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