Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Unwetter hast du doch nicht alleine bewerkstelligt«, bohrte Institoris nach.
Agnes zögerte.
»Nur heraus damit«, sagte der Inquisitor freundlich.
»Ja, ich hatte eine Komplizin. Sie saß unter einem Baum gegenüber. Ich habe sie aber nicht gleich erkannt und was sie getan hat, weiß ich auch nicht!«
»Aber dann hast du sie doch erkannt? Wer war es denn?«
Die Baderin schluckte und Schweiß trat in dicken Tropfen auf ihre Stirne.
»War es die Anna Mindelheimerin?«
Sie nickte.
»Wann fing dann das Unwetter an?«
»Es begann, als ich in das Haus zurückkam!«
Triumphierend sah sich Institoris um. Damit war ihm auch die andere so gut wie sicher.
Er warf dem Richter einen Blick zu und nickte. »Bringt sie zurück in den Turm und holt gleich die Mindelheimerin. Aber achtet darauf, dass sich die beiden nicht begegnen!«, wies dieser daraufhin leise den Oberbüttel an.
Auch mit dem kleinen, unscheinbaren Weiblein schien eine Veränderung vorgegangen zu sein, allerdings hin zum Negativen, wie der Inquisitor feststellte. Trotzig hielt sie seinem Blick stand und er musste sie mehrere Male daran erinnern, dass das Urteil auch davon abhängen könne, wie stark sie ihre Übeltaten bereue und in welchem Unfange sie bereit sei, an deren Aufklärung mitzuhelfen.
Der Gäldrich erhob sich und kam nach vorne. Mit ausgewählten Worten erklärte er ihr, wie sie sich nicht nur gegen die göttlichen, sondern auch gegen die weltlichen Gesetze vergangen habe und dass er auch ihr Bürgermeister sei und sich deshalb um ihre Seele sorge.
»Wieso muss denn meine arme Seele zusammen mit meinem Körper in einem solchen elenden Verschlag hausen?«, giftete sie.
Der Bürgermeister fing an, vom Jesukind zu erzählen, das auch in einem Stall zur Welt gekommen sei, vom linken Schächer am Kreuz, dem auch vergeben worden sei, von den Versuchungen großer Heiliger und er wäre bestimmt noch lange fortgefahren, wenn ihn nicht der Richter unterbrochen hätte.
»Wir können dich natürlich auch nochmals peinlich befragen. Aber das liegt natürlich an dir!«
Die Mindelheimerin wurde kreidebleich. Nein, nur nicht das noch einmal, und diesmal würde es sicher nicht beim Aufziehen bleiben.
Sie überlegte einen kurzen Augenblick und wandte sich an den Inquisitor. »Ihr habt gesagt, ich könne mit Gnade rechnen?«
»Ja, das habe ich gesagt«, antwortete dieser vieldeutig. »Du gibst also zu, eine Hexe zu sein?«, hakte er gleich nach.
»Das habe ich nicht gesagt!«, gab sie zornig zurück.
»Wieso willst du dann Gnade, wenn du unschuldig bist?« Bruder Heinrich grinste hinterhältig.
»Kennst du die Agnes Bader?«
»Die Bademagd? Ja sicher kenne ich diel Was ist mit der?«, antwortete sie verdutzt.
»Sie hat soeben gestanden, zusammen mit dir das große Hagelwetter mit Hilfe der Dämonen verursacht zu haben!«
Anna sah ihn ungläubig und entsetzt an. Die Gestalt des Inquisitors verschwamm mit der Wand hinter ihm und sie wäre zu Boden gestürzt, wenn sie nicht die Büttel aufgefangen hätten.
Als sie wieder zu sich kam, brauchte es einige Zeit, bis ihr klar wurde, wo sie sich befand. Nein, das war kein böser Traum, das war Wirklichkeit. Ärgerlich schob sie die Hand auf die Seite, die ihr mit einem nassen Tuch über die Stirne wischen wollte.
»Bringt ihr einen Stuhl!«, befahl der Richter, aber Anna schüttelte den Kopf.
»Keinen Stuhl, ich stehe lieber!«
»Wie ihr seht, wollte sie der Dämon durch eine Ohnmacht unserer Befragung entziehen. Dieser Dämon ist so dumm, dass er glaubt, wir würden sein Spiel nicht durchschauen!«, rief Institoris aufgeregt.
Einige der Schöffen hatten da zwar ihre Zweifel, wagten diese aber nicht offen zu äußern. Schließlich war Institoris der bekannteste, erfolgreichste und erfahrenste Hexenjäger in deutschen Landen, so war er ihnen schließlich angepriesen worden.
Der Inquisitor baute sich wieder vor der Mindelheimerin auf. »Ich erzähle dir jetzt, was die Baderin gestanden hat!« Ausführlich schilderte er ihr nun die Aussagen der Bademagd und bat den Notar gelegentlich, seine Angaben zu bestätigen oder zu ergänzen.
Anna Mindelheimer wurde immer kleiner und mutloser und beschloss, es sei wahrscheinlich das Beste, sich der Aussage der Baderin anzuschließen. Kleinlaut bestätigte sie, dass es so gewesen sei und sie klammerte sich mit allen Fasern ihres Herzens an das Gnadenversprechen des Inquisitors. Es war noch ihre einzige Hoffnung.
So, dieses Geständnis hätten wir auch, dachte
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