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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Büttel stellten sie wieder auf die Beine, aber sie nahm es nicht wahr. Annas Augen waren weit aufgerissen und traten fast aus den Höhlen, während sie gellende unartikulierte Laute ausstieß. Johannes Gremper trat nun neben sie und versuchte, beruhigend auf sie einzureden. Anna hörte ihn jedoch nicht und als er ihr zu nahe kam, warf sie sich mit ihrem schmächtigen Körper auf ihn.
    »Ihr Schweine«, schrie sie, »ihr Schweine … ihr habt mich hereingelegt!« Plötzlich begann sie zu schluchzen und die Tränen liefen über ihre faltigen Wangen. »Was ist mit der Gnade, die ihr versprochen habt?«, schrie sie.
    »Die Gnade wird dir auch gewährt. Die Mutter Kirche ist mit offenen Armen bereit, dich wieder in ihrer Mitte aufzunehmen«, antwortete Gremper, »aber das weltliche Gericht hat dir nichts dergleichen versprochen!«
    »Bringt sie wieder in den Turm!«, wies der Ammann die beiden Büttel an, »und sorgt dafür, dass sie nicht unbewacht bleibt!«
    Auf dem Gang begegnete sie der Baderin, die gefesselt zwischen dem Elger und dem Wilheim stand. Mit einem Aufschrei riss sich Anna für einen Moment los und rammte der Magd ihren kleinen Kopf in den Bauch.
    »Verrecken sollst du in der Hölle. Im letzten Loch sollst du schmoren, du Drecksau! Was habe ich dir getan? Wieso hast du mich angegeben?«
    Die beiden Büttel hatten sie wieder gepackt und schleppten sie fort, während die Mindelheimerin mit inzwischen heiserer Stimme fürchterliche Verwünschungen ausstieß.
    »Vergib mir!«, flüsterte Agnes tonlos, aber die Mindelheimerin war schon zu weit weg, um sie noch hören zu können. Hoffentlich verurteilen sie mich zum Tode!, dachte sie und begann verzweifelt zu beten.
    »Herr Christ, bitte mach, dass sie mich zum Tode verurteilen. Ich habe es verdient. Ich kann nicht mehr weiterleben, jeden Tag und jede Stunde werde ich denken müssen, was ich getan habe. Ich bin der Grund, warum die Mindelheimerin auf den Scheiterhaufen muss. Jetzt kann ich nichts mehr für sie tun. Das Mindeste ist, mit ihr den letzten Gang zu gehen. Mutter Maria, bitte sprich für mich bei deinem Sohn!«
    Erleichtert vernahm sie, wie der Richter sagte, sie hätten keine Umstände gefunden, die eine Milderung des Urteiles rechtfertigen würde und die Richtigkeit des Geständnisses könne kaum in Zweifel gezogen werden, da sowohl ihre Aussagen als auch die der Mindelheimerin in allen wichtigen Punkten genau übereinstimmen würden. Als der Sunthain über ihr den Stab brach, atmete sie auf. Der Gremper wollte besänftigend auf sie einreden, da er dachte, sie hätte die Tragweite des Urteiles noch nicht ganz begriffen.
    Agnes aber sah ihn gerade an und sagte ruhig: »Lasst es gut sein!«
    Gemeinsam mit dem Kaplan Gremper betrat Institoris den Gefängnisturm und forderte den vor der Zelle der Mindelheimerin wachhabenden Wärter auf, die Türe zu öffnen.
    Mit einem Schrei fuhr sie vom Boden empor, als sie die beiden erkannte. »Hinaus!«, kreischte sie. »Schaut zu, dass ihr hier weg kommt!«
    »Wir wollen dir nur helfen und in deinen letzten Stunden Beistand leisten …«
    »Verschwindet!«
    »Willst du nicht in den Schoß der Kirche zurückkehren? Willst du nicht bereuen? Soll denn deine Seele der ewigen Verdammnis anheim fallen?«, rief Gremper und hob beide Arme in die Höhe.
    »Haut ab! Alle beide!« Sie trat zu Institoris und spuckte ihm ins Gesicht.
    »Kommt, gehen wir. Sie hat noch einen Dämonen in sich, der sie nicht loslässt!«, wandte der sich an Gremper. »Wir werden für dich beten, dass du noch rechtzeitig zur Einsicht kommst!«
    »Verschwindet!«, schrie die Mindelheimerin wieder.
    Agnes kniete in einer Ecke, während die Türe knarzend aufging.
    »Bist du bereit, zu bereuen und die Beichte abzulegen, damit ich kraft meines Amtes die Exkommunikation wieder aufheben kann?«
    Sie blickte den Inquisitor und Gremper gerade an. »Ja!«, antwortete sie ruhig, »ich möchte beichten. Aber nicht bei einem von euch beiden!«
    »Warum nicht?«, fragte Institoris misstrauisch. »Wir haben dir doch geholfen, den Dämon loszuwerden!«
    »Ich möchte die Wahrheit beichten und wenn ich das bei einem von euch mache, wird mir keiner von beiden die Absolution erteilen!«
    »Du darfst nur die Wahrheit beichten, sonst ist sie ungültig!«, warf Gremper belehrend ein.
    »Ebendarum! Ich will einen Priester aus dem Kloster in Weingarten!«, beharrte sie trotzig.
    Spät in der Nacht traf dann Pater Odilius ein, der schon öfters einem armen Sünder in

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