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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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aber das waren alles Männer gewesen. Diesmal waren es gleich zwei Frauen auf einmal, an so etwas konnten sich selbst steinalte Leute nicht erinnern. Endlich hatte man sie gefasst, diese Unholdinnen, die für das verheerende Hagelwetter verantwortlich waren. Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. An eilig zusammen gezimmerten Ständen wurde Wein ausgeschenkt, in der Luft hing der Duft von gebratenen Würsten und Trauben von Menschen starrten erwartungsvoll hin zu dem mit grünen Dachziegeln eingedeckten Turm. Schnapskrüge kreisten, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben und manch einer hatte schon am frühen Morgen einen glasigen Blick.
    Bis zum Eschbann hinaus, wo schon die beiden Scheiterhaufen aufgerichtet waren, zog sich schließlich die Menschenkette, als endlich das Turmtor aufgestoßen wurde und der schaurige Zug Aufstellung nahm, während gleichzeitig ein Tuscheln und Raunen durch Menge lief.
    Der Richter verkündete noch einmal das Urteil und brach über den beiden Frauen wie schon gestern im Saal einen schwarzen Stab entzwei. Dann setzte sich der Zug in Bewegung.
    Voran schritt ein junger Bursche mit einem Kreuz, dahinter folgte eine Abordnung des Stadtrates, dann kam die Baderin, neben ihr Pater Odilius, den sie gestern noch gebeten hatte, sie auf ihrem letzten Gang zu begleiten und ihr beizustehen. In den gefesselten Händen hielt sie ein Kruzifix, ihr Blick war zu Boden gerichtet und leise bewegten sich ihre Lippen. Links und rechts vor ihr hielten zwei der Stadtbüttel die Stricke fest umklammert, aus Angst, die schwere Magd könnte ihnen Schwierigkeiten machen. Hinter ihnen nahm eine Gruppe der Schöffen Aufstellung, dahinter zerrten wiederum zwei Büttel die Mindelheimerin nach vorne, neben der der Kaplan Gremper einherschritt und versuchte, ihr ein Kruzifix in die Hand zu drücken.
    Das kleine Weiblein in ihrem dünnen, flickenübersäten Gewand sah ihn verächtlich an und spuckte nach ihm. »Behalte dein Kreuz, du elender Pfaffe! Ich lange nichts an, was du in deinen blutbesudelten Händen gehabt hast!«, schrie sie und einige der Umstehenden lachten.
    Institoris folgte mit einigen der Beisitzer zum Schluss.
    Zu einer der Gaffergruppen war ein Dominikaner getreten, der das Schauspiel mit angewidertem Gesicht beobachtete. »Was ist denn hier los?«
    »Eine Hexenverbrennung, besser gesagt, zwei!«, antwortete einer der Umstehenden, ohne ihn anzusehen.
    Niklas wäre gerne von hier verschwunden, musste aber dann einsehen, dass an ein Durchkommen zum Frauentor momentan nicht zu denken war. Der Zug mit den erbarmungswürdigen Gestalten war schon fast an ihm vorübergezogen, als er ihn erblickte. Aber auch Bruder Heinrich hatte ihn schon entdeckt und Niklas gab es einen Stich ins Herz, als sein Mitbruder stolz lächelnd herüber grüßte.
    Er kannte diesen machtbesessenen, eitlen und streitsüchtigen Mönch schon länger aus seiner Zeit im Basler Konvent: überall, wo Institoris auftauchte, gab es Ärger und Zwietracht. Er zählte zu den Konventualen innerhalb des Ordens, die jede Reform ablehnten und ihren fast verlorenen Posten mit Klauen und Zähnen verteidigten. Seine Ernennung vom Papst zum Inquisitor war ihm gewaltig zu Kopf gestiegen und nun suchte er in Ermangelung tatsächlicher Ketzer den Begriff mit theologischen Spitzfindigkeiten und Zitaten angesehener Gelehrten auf Magier, Zauberer und Hexen auszudehnen, um sich damit Ruhm und Ansehen zu verschaffen.
    Niklas sah der Menschenmenge nach, sah die Gasse, durch die die Delinquentinnen unter höhnischem Gelächter gezerrt wurden, sah, wie sich die Gasse hinter Institoris schloss und als großer Haufen hinaus zum Eschbann zog.
    Mit einem Mal stand er ganz alleine da, nur noch ein paar Händler bauten hastig zusammen mit ihren Kindern und Frauen die Stände ab und schauten möglichst schnell in die Nähe der Richtstätte zu kommen, wo das Geschäft wieder weitergehen konnte.
    »Im Grunde genommen sind sie immer noch Heiden, auch wenn sie getauft sind – und einer ihrer Leithammel ist Bruder Heinrich«, dachte er bitter.
    Niklas ließ sich auf die Knie fallen. Er achtete dabei nicht auf den feuchten Dreck, der seine Kutte verklebte. Er schlug ein Kreuzzeichen und bestürmte den Himmel, den beiden geschundenen Frauen wenigstens gnädig einen schnellen Tod zu schenken.
    Niklas erhob sich, wischte so gut es ging den Schmutz von seiner Kleidung und betrat durch das Frauentor die Stadt, die halb ausgestorben zu sein schien. Seinem

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