Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Belobigung wird unser beider Ansehen fördern und der Ablass deiner Karriere zu einem steilen Aufstieg verhelfen. Ich habe hier noch ein paar weitere Weiber, die im Verdacht der Hexerei stehen. Nur will ich nicht, dass diese auch wieder mit einer fadenscheinigen Bürgschaft davon kommen. Graf Johann von Sonnenberg hat mich angeschrieben und gebeten, zu ihm auf die Waldburg zu kommen. Als ich dort eintraf, war aber der Graf nicht anwesend und man sagte mir, er sei in Wolfegg, was sich aber dann als unrichtig herausstellte. Sein Bruder Otto ist der Bischof von Konstanz. Auch ich muss anschließend dorthin zurück und werde ihm von dort aus meine Vorschläge schriftlich mitteilen. Da ich danach auch nach Rom will, werde ich dem Grafen den Johanniter-Komtur von Überlingen, Rudolf von Baden, vorschlagen. Er ist ein bewährter Fachmann und hat schon im Breisgau einige Hexen erfolgreich verbrennen lassen. Dem Ammann werde ich einige Schriftstücke vorbereiten. Bis jetzt ist die Hexenjagd ein eher mühseliges Unterfangen, auch wenn wir eine Reihe von Erfolgen vorweisen können. Wir haben auch nicht unerhebliche Probleme von Seiten der eigenen Geistlichkeit, die uns, wo es nur geht, Prügel in den Weg wirft. Das geht so weit, dass selbst Inquisitoren das Hexenwesen als Unsinn abtun. Nach meiner Erfahrung sind da die weltlichen Gerichte viel offener, und da müssen wir ansetzen.« Institoris machte eine Pause und starrte düster vor sich hin. »Nimm zum Beispiel den Sprenger!«
»Sprenger? Der Jacobus Sprenger?«, fragte Gremper zurück.
»Ja, genau der! Ist zusammen mit mir seit Jahren als Inquisitor für Deutschland bestellt und für die gesamte Provinz Teutonia zuständig. Weißt du, was er bis jetzt gemacht hat? Nichts! Gar nichts! Irgendwann hat er einmal vor irgendeinem Haufen eine Predigt gehalten und ihnen erzählt, es gebe zwar Ketzer, die Irrlehren verbreiten, aber keine Hexen, die sich fleischlich mit dem Teufel vereinigen und durch die Lüfte fliegen können!« Über Heinrichs Nasenwurzel bildeten sich zwei tiefe senkrechte Furchen und in seinen Augen irrlichterte der pure Hass. »Dieser elende Lump! Anstatt seiner Aufgabe nachzukommen und mich zumindest in meiner Arbeit gegen die allerschlimmste Form der Ketzerei zu unterstützen, verfolgt er mich regelrecht. Er lädt mir alle möglichen Anzeigen an den Hals und droht, für alle reformierten Klöster ein Verbot zu erreichen, mich aufzunehmen! Stell dir das einmal vor! Aber er wird mich noch kennen lernen!« Institoris schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
Als der Notar ihm ins Gesicht sah, wusste er, dass er Bruder Heinrich nicht zum Feinde haben wollte.
Der Mönch brütete eine Zeit lang dumpf vor sich hin und hob dann langsam den Kopf, wobei ein böses Lächeln um seine Lippen spielte. »Genau! Das ist es!« Er warf Gremper einen triumphierenden Blick zu und fing dann dröhnend an zu lachen. »So machen wir es! Das ist genial! Du wirst es sehen!«
Der Notar sah ihn verständnislos an.
»Ich habe zwar sicher schon zwei Krüge Wein intus, aber ich bin deswegen noch lange nicht besoffen. Du gehst nach Rom und bereitest die Geschichte mit dem Ablasshandel und der Belobigung vor. Ich gehe nach Konstanz und setze eine Schrift auf, mit der uns der Papst selbst und höchstpersönlich bestätigen wird, dass es Hexen gibt, die sich mit Dämonen verbinden und so ihre teuflischen Untaten verrichten. Und uns beide wird er als Spezialisten für solche Fragen empfehlen!«
War Institoris jetzt vollkommen übergeschnappt?
»Nein! Ich meine das ernst!«, erwiderte dieser, als er Grempers Blick bemerkte. »Das Ganze muss zuerst durch die Kommission. Aber glaube mir, ich kenne da genügend Leute, die finanziell immer ein wenig klamm sind und für ein wenig Geld empfänglich sind. Wenn die sich sperren sollten, weiß ich mir aber auch anders zu helfen!«, fügte er mit drohendem Unterton hinzu.
11. KAPITEL
B ei der Kommission war seine Vorlage – wenn auch mit etwas Nachhilfe in Form von Geld – ohne Beanstandung durchgegangen und es hatte nicht allzu viel Redekunst bedurft, um auch das kleine, fahl-blasse Männchen zu bewegen, seine Unterschrift unter das Schriftstück zu setzen. Innozenz VIII. war auf dubiose Weise auf den Stuhl Petri gekommen, Manipulation und Durchstechereien sollten im Spiel gewesen sein. Aus seinen ledigen Kindern hatte er nie einen Hehl gemacht und er stand auch zu ihnen. Zu den um ihn brodelnden Gerüchten kam beinahe täglich ein neues
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