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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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entging ihm.
    »… wann immer er seitens der beiden Inquisitoren oder von einem von ihnen … aufgefordert wird … diejenigen aber, die belästigen, behindern, irgendwie Einspruch erheben … welcher Würde, Standes, Ranges, Vornehmheit, adeligen Geburt, hohen Stellung oder Herkunft … durch Urteile, Ahndungen und Strafen der Exkommunikation … über die er selbst befinden mag … zu unterdrücken«,
    las der Sekretär mit monotoner Stimme vom Pergament.
    Nein, er hatte nichts vergessen und die Kommission hatte das meiste wortwörtlich übernommen und der Papst hatte es auch so unterzeichnet. Er stellte sich das Gesicht des Bischofs vor, wenn dieser von dem päpstlichen Rüffel erfuhr. Diesem Ignoranten würden noch seine abfälligen Spöttereien über ihn vergehen und nun musste er zähneknirschend seinen Anweisungen gehorchen.
    »Es soll also überhaupt keinem Menschen erlaubt sein, diese Urkunde … zu entkräften oder sich ihr entgegenzustellen. Gegeben zu Rom zu Sankt Peter, im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1484, am 5. Dezember, im ersten Jahr unseres Pontifikats.«
    Die Sonne schien grell, ein warmer Wind wehte aus den Abruzzen-bergen herüber und Institoris schwitzte unter seiner Kutte, was er aber gar nicht bemerkte. Mit geschwellter Brust und hoch erhobenem Haupt stolzierte er über den Petersplatz.
    Gremper schien es, als ob selbst sein Schatten unterwürfig hinter ihm herkriechen würde.
    »Mein lieber Johannes, bist du dir bewusst, was der Papst unterschrieben hat?!«
    Der Notar zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf.
    Institoris blieb stehen und schien über sich hinaus zu wachsen.
    »Seine Heiligkeit hat soeben eine seit dem Konzil von Ancyra und damit seit 314 gültige Lehrmeinung, die auch Grundlage des Canon ist, über den Haufen geworfen. Wir haben es nun schriftlich«, er deutete auf seine Umhängetasche, »es gibt männliche und weibliche Dämonen, Incubi und Subcubi, die sich mit Menschen vereinigen und paktieren und so Unheil über die Welt bringen!« Am liebsten hätte er es laut herausgeschrien. »Wir brauchen uns also nicht mehr mit spitzfindigen und haarspalterischen Auslegungen des Canon episcopi herumschlagen. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß und vom Papst höchstpersönlich abgezeichnet, dass es Hexen gibt!«
    Er machte ein paar Schritte vorwärts, blieb aber dann gleich wieder stehen. »Und? Wer hat das geschafft?!«
    Institoris schien noch einmal in die Höhe zu wachsen und auch sein Schatten schien vor Ehrfurcht zu erstarren. »Ich! Jawohl, ich, Heinrich Institoris! Du hast mir das nicht zugetraut! Gib es zu!«
    Der Notar sah ihn trotz seines kindischen Gehabes bewundernd an. »Ehrlich gestanden, so ganz war ich nicht überzeugt, dass du das schaffst! Aber wieso hast du eigentlich den Jakob Sprenger mit hinein genommen? Weiß er überhaupt etwas davon?«
    Heinrichs Auflachen war nicht fröhlich, sondern klang boshaft und gehässig.
    »Der Sprenger? Nein, der hat keine Ahnung. Aber seine Nennung hat mehrere Gründe. Erstens ist es einmal meine ganz persönliche Rache für seine Schikanen gegen mich. Zweitens ist er schon Inquisitor für die Provinz Teutonia und manch einer hätte sich bestimmt gewundert, wenn jemand anderer vorgeschlagen worden wäre. So aber sieht es aus, als ob auch er hinter der Sache stünde, was natürlich wiederum meinem Vorschlag mehr Gewicht gegeben hat. Drittens hat er den Ruf, ein untadeliger und frommer Mönch zu sein, er ist überall beliebt und die von ihm gegründete Rosenkranzbruderschaft hat inzwischen sehr viele honorige Mitglieder. Viertens ist seinen Tätigkeit nur auf ›gewisse Gegenden entlang des Rheines‹ beschränkt. Wo aber genau liegen diese gewissen Gegenden? Ich müsste doch verrückt sein, unter diesen Umständen den lieben Mitbruder Jacobus abseits stehen zu lassen!«
    »Was ist, wenn er es erfährt?«
    Institoris lachte hämisch. »Was soll er machen? Ich habe alle Trümpfe in der Hand. Er kann hierher nach Rom rennen und sich beschweren, aber er wird es als papsttreuer Reformator nicht wagen, den Inhalt der Bulle anzuzweifeln. Falls er sich darüber aufregt, weil seine Person mit der Bulle in Zusammenhang steht, kann ich argumentieren, er sei ja schon Inquisitor und daher sei seine Benennung mehr als naheliegend. Wenn er meint, ich hätte das eigenmächtig angezettelt, werde ich behaupten, ich hätte das nur gemacht, um ihn anzuspornen und an seine lasche Wahrnehmung der inquisitorischen Pflichten zu erinnern. Das

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