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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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jetzt nach Hause!“ sagte Jocher.
„Wir müssen in die Stadt!“
    „Wozu denn das?“ fragte Max.
    „Ihr habt eine Vorladung ins
Polizeipräsidium. Zur Überprüfung. Angeblich hat sich ein neuer Verdacht
ergeben. Beeilt euch, damit wir es hinter uns bringen. Passieren kann ja
nichts. Diesem Glockner werde ich die Meinung geigen.“
    Seine Söhne fluchten. Max schlug mit
einem Knüppel auf ein unschuldiges Bäumchen ein. Harry verstaute seine
Maskerade im Rucksack. Den legte er hinter einen Busch. Dann machten sich die
drei auf den Heimweg.
    Tarzan schnappte sich den
Benzinkanister, versteckte ihn in 100 Meter Entfernung unter einem Felsbrocken
und lief durch den Wald zu Helgas Grundstück zurück.
    Pfote und Klößchen hatten inzwischen
das kleine Zelt aufgebaut. Es stand so schief wie der Turm von Pisa. Zu dritt
suchten sie den Rasen ab.
    „Wegen der Schlangen“, antwortete Karl
auf Tarzans Frage, „die wir gestern in die Freiheit entlassen haben. Könnte
doch sein, eine ist zurückgekommen — weil sie so an ihr Terrarium gewöhnt war.
Allerdings — für wahrscheinlich halte ich das nicht. Und von einer Kreuzotter
ist auch nichts zu entdecken.“
    „Dafür bin ich im Wald auf eine Hexe
und zwei Halunken gestoßen“, sagte Tarzan. „Kommt mit zu Helga, dann muß ich’s
nicht zweimal erzählen.“

13. Blaue Daumen
     
    In Kommissar Glockners Büro konnte man
die feindselige Stimmung förmlich riechen. Die Luft schien wie mit Benzindunst
gesättigt — ein offener Funke, und es wäre zur Explosion gekommen.
    Erwin Jocher war jederzeit bereit, für
diesen Funken zu sorgen. Mit wutrotem Kopf saß er zwischen seinen Söhnen. Die
Fingerabdrücke hatte man ihnen abgenommen — zwar nur von den Daumen, doch das
genügte. Vier blaugefärbte Daumen zeugten jetzt von der Schande.
    Im Moment waren sie allein. Aber sie
redeten kein Wort. Fürchteten sie doch, eine versteckte Abhöranlage könnte sie
belauschen.
    Die Tür öffnete sich. Kommissar Glockner
und sein Kollege Montag, der Spurenexperte, kamen herein. Während Montag sich
mit ausdruckslosem Gesicht an die Wand lehnte, setzte sich der Kommissar hinter
den Schreibtisch. Die Mappe mit den Karten der Fingerabdrücke legte er vor
sich. Dann blickte er Harry an.
    „Sie haben jetzt die letzte
Gelegenheit, ein Geständnis abzulegen. Sind Sie in Helga Götzes Haus
eingebrochen?“
    Der ehemalige Häftling schüttelte den
Kopf.
    „Herr Harry Jocher! Wir haben auf einem
Glassplitter, der von einem der zerstörten Terrarien stammt, einen
Daumenabdruck gefunden. Und ihn mit Ihren Fingerabdrücken verglichen. Danach
besteht nicht der geringste Zweifel: Der Abdruck ist von Ihnen. Das ist ein
eindeutiger Beweis. Sie sind überführt.“
    Sekundenlang herrschte Stille.
    Erwin Jochers Gesicht färbte sich
violett. „Das glaube ich nicht!“ brüllte er.
    „Schreien Sie nicht!“ sagte Glockner in
scharfem Ton. „Und was wollen Sie damit sagen? Wollen Sie uns unterstellen, daß
wir Beweise fälschen. Das, Herr Jocher, käme Sie teuer zu stehen.“
    „Nein! Das... Ich meine... Es ist unmöglich!
Harry hat doch nicht... Heh, Harry?“
    Der hatte den Kopf gesenkt.
Zentnergewichte schienen auf seine Schultern zu drücken. Das fahle Gesicht sah
aus, als setze es Schimmel an.
    „Harry Jocher, Sie sind überführt!“
sagte Glockner abermals. „Äußern Sie sich!“
    Harry schluckte. „Ich... ich... Ja, es
stimmt. Ich bin... durch das Fenster eingebrochen. Gestern nachmittag, als die
Götze mit den Kindern im Wald war. Das habe ich beobachtet. Und ich... Aus
Rache! Weil ich solche Wut auf sie hatte. Zwei Jahre Gefängnis verdanke ich
diesem Weib! Mit der Wut im Bauch habe ich zwei Jahre gelebt und...“
    „Ihrem Verbrechen“, wurde er von Glockner
unterbrochen, „verdanken Sie die Gefängnisstrafe. Nicht Fräulein Götze! Sie hat
lediglich als Zeugin bekräftigt, was wahr ist. Himmel, sind Sie denn kein
bißchen einsichtig geworden?! War denn die ganze Strafe umsonst!“
    „Ich hatte eine Mordswut!“ beharrte
Harry.
    „Und deshalb wollen Sie Fräulein Götze
umbringen?“
    Harrys Blick flackerte. „Umbringen?
Wieso das? Ich habe nur diese blöden Glaskästen zerschlagen. Davon stirbt doch
niemand.“
    Glockner zog ein Schriftstück zu sich
heran. „Gestern mittag, Herr Jocher, wurde in eine hiesige Apotheke
eingebrochen. Durch den Hintereingang, der hofseitig liegt, so daß der Einbruch
bis zum Spätnachmittag unbemerkt blieb. Der Einbrecher entwendete eine

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