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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Polizeimeister und einer
der beiden Beamten des hiesigen Polizeipostens, Jocher und er kannten sich von
Jugend an.
    Plaschke kam näher, tippte an den Rand
seiner Mütze und schüttelte Schweißtropfen vom hageren Gesicht.
    „Tag, Erwin. Heiß heute.“
    „Tag, Klaus. Das ist ja nichts neues.
War gestern schon heiß.“
    Plaschke blieb neben ihm stehen und sah
über die Felder. Weit draußen fuhr ein Traktor.
    „Bei der Götze wurde gestern
eingebrochen“, sagte der Polizist.
    Jocher nickte. Hoppla! dachte er. Hat
sich’s schon bis zu denen rumgesprochen.
    „Wieso hast du damit was zu tun?“
fragte Plaschke.
    „Ich? Wieso ich?“
    „Naja, du nicht direkt. Aber Harry und
Max.“
    „Niemand von uns hat was mit dem
Einbruch zu tun.“
    „Der Kommissar aus der Stadt scheint
anderer Meinung zu sein.“
    „Dieser Glockner?“
    „So heißt er.“
    „Der spinnt.“
    „Bei der Kripo im Präsidium hat er
einen sehr guten Ruf.“
    „Er spinnt trotzdem.“
    „Jedenfalls“, sagte Plaschke, „habe ich
eine Vorladung für Harry und Max.“
    „Was soll das heißen?“
    „Die Mitteilung kam vorhin über den
Fernschreiber aus dem Präsidium. Es geht darum: Harry und Max sollen heute
nachmittag bis 17 Uhr im Präsidium sein. Zur Überprüfung. Es hätte sich — das
stand dabei, ist aber nur für mich bestimmt — ein neuer Verdachtsmoment
ergeben.“
    Jochers Gesicht lief rot an. „Von
dieser Hexe kommt doch nichts Gutes!“ schrie er. „Mit ihr gibt es nur Scherereien.
Jetzt werden meine ehrbaren Jungs in den Dreck gezogen.“
    „Nun übertreib mal nicht, Erwin. Was
Harry betrifft, ist es mit der Ehrbarkeit nicht weit her.“
    „Spielst du auf das an von damals? Ja,
zum Teufel, hast du denn nicht begriffen, daß Harry sie verhext hatte. Daß er
das nie getan hätte, wäre er nicht unter ihren... ihren Einfluß... unter den
Einfluß ihrer Zauberei geraten.“
    „Hör’ mit dem Unsinn auf, Erwin! Das
kannst du den anderen Hohlköpfen erzählen, aber bitte nicht mir. Harry ist ganz
einfach ein Strolch. An seinem gemeinen Verbrechen ist die Götze nur insofern
beteiligt, als daß sie es aufgedeckt und damit die Aussage des kindlichen
Opfers gestützt hat. Verstehe ja, daß du sauer auf sie bist. Aber trotzdem muß
eins und eins zwei bleiben. Und ich könnte mir gut vorstellen, daß Harry bei
ihr eingebrochen und die Zerstörung verursacht hat. Aus Rache.“
    „Ach?“ meinte Jocher lauernd. „Du bist
also gegen uns?“
    „Ich bin gegen niemanden. Aber ich bin
für das Gesetz. Denn dem diene ich seit 30 Jahren. Hier!“ Er zog ein Kuvert aus
der Brusttasche. „Die Vorladung! Bis 17 Uhr! Sag’s den beiden.“

    Achtlos stopfte Jocher das amtliche
Schreiben in die Hosentasche.
    „Mach dir und deinen Jungs keinen
Ärger!“ sagte Plaschke. Dann sah er in Richtung Dorf. „Nanu, wer kommt denn
dort?“
    Jocher folgte seinem Blick und kniff
die Augen zusammen.
    Eine hagere Gestalt näherte sich, hielt
die Schultern gebeugt. Derbe Fäuste pendelten im Schrittrhythmus. Über dem
einfältigen Gesicht stand die Bürstenfrisur wie das Stachelkleid eines Igels.
    „Das ist Schilling“, sagte Plaschke. „Dein
ehemaliger Knecht. Hörte schon, er wäre seit gestern wieder hier. Er wohnt im
STERN. Also haben sie ihn rausgelassen. Naja, nach 20 Monaten. Hätte nicht
gedacht, daß der hier nochmal auftaucht, wo er doch den Herbert Petermann
totgefahren hat. Und das mit deinem Wagen. Erwin, der will zu dir.“
    „Das sehe ich“, knurrte Jocher.
    „Gibt’s denn das? Der hat wohl gar kein
Empfinden für Anstand!“
    Unbehaglich trat Jocher von einem Bein
aufs andere.
    Schilling verlangsamte den Schritt. In
fünf Metern Entfernung blieb er stehen. Scheu nickte er, was ein Gruß sein
sollte.
    Jocher sagte: „Also, Klaus! Dann vielen
Dank, daß du dich herbemüht hast. Bis zum nächsten Mal!“ Zu Schilling sagte er:
„Wenn du mich sprechen willst, komm rein!“
    Während Plaschke sich mit hochgezogenen
Brauen entfernte, erstaunt über die rausschmißartige Verabschiedung, folgte
Schilling dem Bauern ins Haus.
    Im Wohnraum, wo sonst niemand war,
stellte Jocher sich grätschbeinig auf. Er stemmte die Fäuste in die Hüften, und
sein tückischer Blick wanderte an Schilling hinauf und hinunter.
    „Was willst du?“
    „Das weißt du doch genau“, sagte
Schilling. „Ich will das, wofür ich 20 Monate im Gefängnis war.“
     
    Zur gleichen Zeit war Helga mit ihren
jungen Freunden im Auto unterwegs. Sie erzählte von dem

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