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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kommen mit dem großen allein
zurecht.“
    Das stand bereits, in voller Größe und
Pracht. Gaby hingegen war noch unentschlossen, was die Wahl ihres Standortes
betraf; nach wie vor verpackt lag ihr Zelt auf dem Rasen.
    Während Karl und Klößchen in die
Jungs-Behausung krochen und sich begeistert über den Sitz- und Liegekomfort
äußerten, sah Tarzan zum Jocher-Hof hinüber.
    Schilling war verschwunden. Eine Magd
mit Melkschemel und Eimer kam aus dem Kuhstall. Hinter dem Hauptgebäude
hantierte ein Landarbeiter am Mähdrescher herum. Ein bunter Hahn stolzierte auf
dem Misthaufen auf und ab, beaufsichtigte seine Hennen und krähte jetzt — weithin
hörbar.
    Tarzan sah, wie Jocher aus dem Haus
trat, sich einen knautschigen Hut auf den Kahlschädel stülpte, einen Gehstock
schwang und auf der hergewandten Seite das Haus umrundete.
    Er folgte einem Pfad, der über eine
struppige Weide zum Wald führte. Eilig schritt er aus, den Kopf vorgereckt und
bei jedem Schritt stieß er den Stock auf den Boden.
    Erdbeeren will der bestimmt nicht
pflücken, dachte Tarzan. Und Pilze sammeln auch nicht, Und der Wald, Herr
Jocher, ist für alle da. Deshalb werde ich meine Neugier befriedigen und mal
sehen, wohin Sie wollen — beziehungsweise, zu wem!
    „Bin gleich wieder da!“ rief er seinen
Freunden zu. Dann trabte er um den Waldsee herum.
    Er sah, wie Jocher im Wald verschwand,
beeilte sich und war alsbald unter den Bäumen, wo Libellen durch die Luft
flitzten und Hummeln summten. Geduckt rannte er in Jochers Richtung.
    Jocher marschierte einen schmalen Weg
entlang, blickte weder rechts noch links und schon gar nicht zurück.
    Es war für Tarzan ein Kinderspiel, ihm
unbemerkt zu folgen.
    Nach zehn Minuten hatte Jocher eine
Lichtung erreicht. Hohe Tannen umstanden einen sandigen Platz, auf dem nur
wenig Gras und Unkraut wuchs.
    Durch ein Spalier dicker Stämme
erkannte Tarzan, daß Harry und Max Jocher dort arbeiteten — offenbar schwer. Er
legte sich auf den Boden, kroch indianergewandt über Moos und den dicken
Teppich aus goldenen Tannennadeln, versteckte sich hinter dem Zwillingsstamm
einer Fichte und sah und hörte alles aus nächster Nähe.
    Max und Harry hatten einen Holzhaufen
errichtet — für ein Lagerfeuer offensichtlich. Bretter, Bohlen, Äste und dünne
Stämme waren geschichtet. Ein Benzinkanister stand bereit.
    Sind die des Teufels! dachte Tarzan.
Wollen die ein offenes Feuer entzünden? Im Wald! So dicht bei den Bäumen! Das
ist strengstens verboten. Ein bißchen zuviel Wind — und der Wald steht in
Flammen. Was haben die denn vor?
    „Nicht schlecht, Jungs!“ sagte Jocher. „Das
wird ein Hexenfeuer, wie es Lerchenbach noch nicht erlebt hat.“
    „Ist eine Hundsarbeit“, meinte Harry.
    „Schinderei!“ nickte Max.
    „Stellt euch nicht so an!“ schimpfte
der Alte. „Ihr wißt, wofür es dient. Die Hexe wird hier um Mitternacht ihren
Tanz aufführen. Deine Freunde, Max, werden das alles beobachten und
weitererzählen — und dann ist auch der letzte Lerchenbacher überzeugt, daß
dieses Weib aus dem Dorf verschwinden muß. Harry, hast du die Sachen? Ich will
sehen, wie du als Hexe wirkst.“
    Harry deutete auf einen Rucksack. „Hab
den Plunder beisammen“, meinte er mürrisch.
    „Zieh dich um! Los! Ich will’s sehen.“
    Harry zierte sich noch, aber gegen den
Willen des Alten kam er nicht an.
    Entgeistert beobachtete Tarzan, wie der
entlassene Häftling sich in eine Hexe verwandelte.
    Er schlüpfte in ein bodenlanges schwarzes
Kleid aus Großmutters Zeiten, stülpte eine rote Langhaarperücke über seine
Haarreste und band sich eine abscheuliche Holzlarve vors Gesicht.
    „Los!“ rief der Alte. „Stell dir vor,
es ist Mitternacht, die Flammen lodern, und du tanzt um das Feuer! Los!“
    Harry gehorchte. Auf einem Bein
hüpfend, begann er wie ein Hampelmann die Arme zu schwenken. Er umkreiste den
Holzstoß, wechselte dann seinen Stil und versuchte eine Mischung aus Volkstanz
und Cha-cha-cha. Dazu schüttelte er die Fäuste. Mal drohte er dem wolkenlosen
Himmel, mal den Bäumen, mal so zornig in Tarzans Richtung, daß der bereits
glaubte, er wäre entdeckt.

    So ernst der Hintergrund dieses
Komplotts (Verschwörung) war, Tarzan mußte an sich halten, um nicht vor
Lachen zu wiehern. Mit dieser Nummer konnte Harry sich als Clown sehen lassen.
    „Genug!“ rief der Alte. „Sehr gut so!
Es muß vor allem sehr böse wirken.“
    Harry riß sich die Maske herunter. Sein
Gesicht war schweißnaß.
    „Kommt

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