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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kleinen Zehe, Herr Glockner.
Aber Fräulein Götze kann den Einbrecher beschreiben.“
    Kommissar Emil Glockner war ein großer,
stabiler Mann mittleren Alters. Er hatte warmherzige Augen und schon ziemlich
dünnes Haar. Seiner Aufmerksamkeit entging so schnell nichts. Er war der
väterliche Freund der TKKG-Bande, und er hatte den Kindern schon in manch
brenzliger Situation geholfen. Besonders viel hielt er von Tarzan. Denn der hatte
seine Tüchtigkeit mehr als einmal bewiesen.
    Glockner kannte Helga noch nicht und
sagte scherzhaft — um ihr Entsetzen wegen des Beinahe-Überfalls zu dämpfen -,
daß er sie gern unter erfreulicheren Umständen kennengelernt hätte.
    Er und der ihn begleitende Polizist
gingen dann zum Hof und sahen sich den Tatort an.
    Als sie zurückkamen, sagte der
Kommissar: „Wahrscheinlich war das der Kerl, den wir suchen. Seit zwei Monaten
wird mit auffälliger Häufigkeit in Antiquitätengeschäfte eingebrochen. Dahinter
steckt ein Profi und...“
    „Sage ich doch!“ rief Feilberg. „Das
war auch gleich meine Vermutung. Weiß man was über den Kerl?“
    „...und wir wissen leider nichts über
ihn“, fuhr Glockner fort. „Nur an der Methode erkennen wir, daß es sich immer
um ein und denselben handelt. Aber er hinterläßt weder Fingerabdrücke noch
andere Spuren auf seine Person. Daß Sie ihn gesehen haben, Fräulein Götze, ist
für uns von unschätzbarem Wert. Ihre Beschreibung wird uns helfen. Und — noch
besser — mit Ihrer Hilfe werden wir ein Phantombild anfertigen. Ich muß Sie
daher bitten, mich jetzt ins Präsidium zu begleiten.“
    Helga nickte. „Selbstverständlich.“
    „Und ich?“ Tarzan grinste.
    Glockner erwiderte das Lächeln. „Du
bist ja schließlich beteiligt. Dich brauche ich für das Protokoll. Damit du
wegen der Verspätung im Internat keinen Ärger kriegst, werde ich den EvD (Erzieher
vom Dienst) vom Büro aus anrufen.“
    „Klasse!“ freute sich Tarzan.
    „In deinem Alter“, lächelte Feilberg, „war
ich genauso. Nur nicht ins Bett! Später geht man dann pfleglicher mit sich um
und weiß Ruhe zu schätzen.“
    „Ach, wissen Sie“, meinte Tarzan: „Wenn
ich spät ins Bett komme, sorge ich für Ausgleich, indem ich besonders früh
aufstehe. Das bekommt mir.“
    Alle lachten. Und Glockner fügte hinzu:
„Das schlimme ist: Es stimmt. Tarzan ist tatsächlich immer auf Achse.“
    Sein Rennrad wurde im Kofferraum des
Streifenwagens verstaut. Gemeinsam fuhren sie durch die jetzt stille Stadt zum
Polizeipräsidium. Nur Feilberg blieb in seinem Hause zurück. Er hatte nichts
gesehen und nichts gehört und war von Natur aus nicht neugierig.
     
    *
     
    Eine Schreibtischlampe brannte, die
Deckenleuchte auch. In den Büros nebenan wurde getippt und rumort. Irgendwo
klingelte ein Telefon. Auf dem Flur trappelten schnelle Schritte. Im
Polizeipräsidium ging es lebhaft zu — besonders Samstag nachts.
    Der Kommissar saß am Schreibtisch,
trank einen Schluck Kaffee und wartete, bis Helga und Tarzan die Protokolle
durchgelesen und unterschrieben hatten.
    „Jetzt, Fräulein Götze“, sagte er, „müssen
wir versuchen, ein Phantombild zusammenzubauen. Es wird nicht ganz einfach
sein, da — wie Sie sagen — der Kerl ein Durchschnittsgesicht hat ohne besondere
Merkmale. Trotzdem — mit Geduld und Spucke“, er lächelte, „schaffen Sie es
sicherlich.“
    Helga schloß die Augen. „Ich sehe ihn ganz
deutlich vor mir. Es waren zwar nur Sekunden. Aber den werde ich nie vergessen.“
    „Um so besser. Zunächst mal erkläre ich
Ihnen, wie wir jetzt vorgehen. Es handelt sich um das sogenannte
Foto-Fit-Verfahren, eine amerikanische Methode, die aber auch bei uns am
häufigsten angewandt wird. Sie sehen hier einen Montagerahmen“, er deutete
darauf, „auf ihm soll das Gesicht des Täters entstehen. Ich habe hier einen
Katalog, in dem alle nur möglichen Kopfformen abgebildet sind. Wir blättern ihn
durch. Sie werden sich für einen entscheiden. In dem Systemkasten dort stecken
Hunderte von Fotografien, die die Einzelheiten von Gesichtern zeigen. Und zwar
abschnittsweise: Frisuren, Stirnpartie, Augen, Nase, Mund, Kinn. Wechseln Sie
aus, ergänzen Sie — bis das Ergebnis dem Original wirklich ähnelt.“
    Helga nickte.
    „Also, fangen wir an!“
    Gespannt sah Tarzan zu.
    Bald stellte sich heraus, daß Helga ein
gutes Personengedächtnis hatte. Für die Kopfform entschied sie sich schnell,
auch für die Frisur: wuscheliges Haar, das über die Ohren und in die

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