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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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jetzt die Preisfrage! Micki hat eine Gitarre geschenkt bekommen. Ich kann nicht spielen, sie auch nicht. Aber wir würden furchtbar gerne hören, wie sie klingt. Wer von euch kann mit dem Instrument umgehen?«
    Wie erwartet meldete sich keiner. Dann sagte Berni: »Trixi, du hast doch Stunden genommen?«
    Und Trixi wand sich, um nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Tobi stand neben mir und hattewieder einen sehnsüchtigen Ausdruck auf dem Gesicht. Ich nickte ihm aufmunternd zu, und er ging hinein, um die Gitarre zu holen.
    Es war nicht unbedingt das, was man bei einer Party von Halbwüchsigen erwartete, in deren Runde ein solches Instrument auftauchte. Tobias spielte klassische spanische Gitarrenmusik – und glättete mit den melancholischen Klängen die Wogen der Gefühle. Er spielte wundervoll, die Kinder saßen ergriffen lauschend an die Baumstämme gelehnt, und ich blieb abseits im Dunkel stehen, um ihm zuzuhören.
    Ich weiß nicht wie lange.
    »Haben Sie einen Zauberbann über die Kinder gelegt, um die Feier zu retten?«, rumpelte leise eine Stimme neben mir.
    »Nein. Einfach angewandte Psychologie.«
    »Kommen Sie mit zu mir. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Ungern riss ich mich von der träumerischen Stimmung los und folgte humpelnd Harburg über die Terrasse in sein Haus.
    »Wir gehen in die Küche, wenn ich Licht im Wohnzimmer mache, zerstören wir vielleicht den Zauber.«
    »Das ist ja ungewöhnlich rücksichtsvoll von Ihnen.«
    »Ich bin immer ungewöhnlich rücksichtsvoll. Anders als Sie. Hier, bitte.«
    Er hielt mir die Tür auf, und ich war schon wieder wütend auf ihn.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ja, danke.«
    Er hatte die Kaffeemaschine angeschaltet und reichte mir eine Tasse.
    »Für meine Bemerkung über den Polizeieinsatz muss ich mich entschuldigen. Für die Belästigung durch meine Schwester auch.«
    Ich trank ein paar Schlucke von dem heißen Kaffee und sah ihn über den Rand der Tasse an. Hier in der hellen Küche wirkte er nicht mehr ganz so grimmig und unnahbar. Also gab ich mir einen Schubs.
    »Und ich möchte mich für die Entgleisung vorhin entschuldigen. Ich hoffe, Sie haben dem jungen Mann ohne Schwierigkeiten zu Hause abgesetzt?«
    »Ja. Und es könnte sein, dass er jetzt etwas nachdenklich ist.«
    »Oh, Sie haben ihm eine Ihrer so wirkungsvollen Abreibungen verpasst?«
    »Was heißt Abreibungen?«
    »Nun, ich bin ja auch schon oft genug in diesen Genuss gekommen.«
    »Finden Sie? Dann hätten Sie eventuell vorhin mit im Auto sitzen sollen, damit Sie den Unterschied erkennen.«
    »Oh, ich habe keine Probleme, mir vorzustellen, dass Sie noch steigerungsfähig sind. Es wäre vielleicht ganz interessant,diese Form der Belehrung auch bei Ihrer Schwester anzuwenden.«
    »Halten Sie sich aus meinen Angelegenheiten heraus, Frau McMillen.« Jetzt war er doch schon wieder grimmig. »Und wenn Sie das nächste Mal eine Feier planen, sehen Sie sich die Gäste vorher mal an. Ein gewisses Maß an Menschenkenntnis sollten Sie in Ihrem Alter ja schon haben. Ansonsten sehe ich für die Erziehung Ihrer Tochter ziemlich schwarz.«
    Wer mischte sich denn jetzt ein? Wütend stand ich auf und stellte die Kaffeetasse mit einem Klirren auf den Tisch.
    »Haben Sie noch mehr Beiträge zum Thema Erziehung junger Mädchen, oder kann ich jetzt gehen?«
    »Können Sie gerne. Aber es zeugt von einer unangemessenen Arroganz, den Rat eines älteren und wahrscheinlich lebenserfahreneren Menschen auszuschlagen.«
    Leider zerbarst in diesem Moment die Kaffeekanne, und die braune Brühe verteilte sich auf den weißen Fliesen und Harburgs weißem Hemd.
    Ich humpelte eilig hinaus.
    Diesmal tat es mir nicht leid!
     
    Die Party war zu Ende. Die Gäste wurden abgeholt, Micki und ich räumten das Gröbste fort und sanken dann in die Betten.
    Am Sonntagmorgen ließen wir das Aufräumen langsamangehen. Auf meinem Oberschenkel hatte sich eine blaurote Beule gebildet, die fast handtellergroß war und ja nicht berührt werden wollte. Ich hatte sie vorsichtig mit Salbe behandelt, aber der Muskel nahm mir Belastung dennoch übel. Seufzend dachte ich daran, dass ich am nächsten Vormittag zwei harte Trainingsstunden zu überstehen hatte. Aber da konnte man wohl erst mal nicht viel machen. Also hinkte ich nach unten und rückte die Möbel im Wohnzimmer wieder an ihren Platz, saugte den Teppichboden, dann gönnte ich mir mit hochgelegten Beinen einen Milchkaffee und die Wochenendzeitung. Micki kramte ein wenig in der

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