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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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diese Strega, kocht selbst. Was aus ihrem Hexenkessel kommt, ist teuer, aber allemal eine Delikatesse. Hierhin hatte mein Vater mich auf meinen Wunsch mittags eingeladen. Micki war noch in der Schule, und darum scheute er sich nicht, mir gehörig die Leviten zu lesen.
    »Alexander Harburg ist ein sehr weltgewandter, hochintelligenter und fähiger Mann.«
    »Was nichts über seine Manieren aussagt. Mag ja sein, dasser einen besonders exquisiten Zement mischen kann, aber wie kommst du plötzlich dazu, solche Lobgesänge anzustimmen?«
    Francesco reichte uns die Karten, und Vater hielt seine Antwort zurück, bis wir wieder unter uns waren.
    »Ich frage mich langsam, warum du so eine heftige Verachtung für seinen Job an den Tag legst?«
    »Tue ich doch gar nicht. Meinetwegen kann er seinen Gips schaumig rühren, so lange er will. Mich stört sein gesellschaftliches Auftreten.«
    »Sag mal, was glaubst du eigentlich, was er ist?«
    »Ein Betonkopf!«
    »Deborah!«
    »Jetzt du auch noch! Ihr müsst euch ja prima über mich unterhalten haben.«
    »Du nimmst dich wirklich sehr wichtig, Kind. Zwei erwachsene Männer haben durchaus noch andere Themen, über die sie reden können. Und Harburg ist ein angenehmer Gesprächspartner. Ich bin mir sicher, an euren Differenzen ist größtenteils deine Unhöflichkeit schuld.«
    Soviel zu der hochgepriesenen Fairness. Francesco rutschte ein Glas Cola vom Tablett, und der Inhalt nässte Vaters exakten Haarschnitt, bevor es klirrend auf dem Cottoboden zerschellte.
    Mamma streckte den Kopf aus der Küche und warf mir einen warnenden Blick zu.
    Während Vater im Waschraum das Missgeschick bereinigte, versenkte ich mich peinlich berührt in die Karte und fand einen Tomatensalat, die Saltimbocca mit Spinat und Falfatine. Dabei schluckte ich meinen Ärger hinunter.
    »Hör mal, Vater, ich habe mich wirklich bemüht, höflich mit dem Mann umzugehen. Sein Beruf ist mir völlig gleichgültig«, sagte ich, als wir schließlich unsere Bestellungen aufgegeben hatten.
    »Du weiß nicht, was er für eine Position in der Firma innehat, nicht, Deborah?«
    »Richtig.«
    »Ich hätte dich genauer danach fragen sollen. Er ist ein hochkarätiger Manager. Er hat schon einige Millionenprojekte im In- und Ausland geleitet. Derzeit betreut er ein riesiges Sanierungsvorhaben hier in der Gegend, deshalb ist er so viel zu Hause. Sonst würdest du ihn wohl kaum zu Gesicht bekommen.«
    Ich gestehe, die Tomate blieb mir im Hals stecken. Soviel zu meiner wunderbaren Menschenkenntnis. Ich fühlte mich ein wenig beschämt.
    »Tut mir leid, Vater. Ich habe einen Fehler gemacht.«
    Ich sah meinem Vater in die Augen und erhielt ein kleines Lächeln.
    »Halb so schlimm. Ich denke, ich berichte dir mal ein paar Fakten über ihn, vielleicht macht es dir die Sache dann leichter.«
    Und so erfuhr ich, dass Alexander Harburg erst seit ein paar Jahren in der Baubranche tätig war. Zuvor war er als Kapitän zu See mit Fracht- und Containerschiffen auf großer Fahrt gewesen.
    »Das, Vater, erklärt vermutlich den rauen Tonfall, entschuldigt ihn jedoch nicht.«
    »Du bist vielleicht auch ein bisschen empfindlich, Deborah. Ich denke, Herr Harburg wollte dir nur helfen, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Kann sein, dass er dabei ein wenig direkt geworden ist. Er ist schließlich ein Mann, auf dessen Befehl viele Männer hören. Aber ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn er weiterhin ein Auge auf dich und Micki hält.«
    Eine schlechtere Bemerkung hätte er kaum finden können, um mich zu besänftigen. Ich bemühte mich krampfhaft, die aufwallenden Gefühle unter Kontrolle zu halten, um kein unliebsames Aufsehen zu erregen. Es standen wunderschöne Glaskaraffen auf dem Bord über der Theke.
    »Weißt du, Vater, man braucht mir nicht ständig zu helfen, mich beschützen oder leiten. Weder du noch der Herr Nachbar. Ich bin ein großes Mädchen, das mit seinen Schwierigkeiten selbst fertig wird. Wenn mir etwas über den Kopf wächst, dann melde ich mich schon.«
    »Du bist eigensinnig, meine Liebe.«
    »Was meinst du wohl, von wem ich das habe?«
    »Gut gekontert, Deba. Und nun lass uns über andereDinge sprechen. Ich würde dich und Micki gerne heute Abend zu dem Varieté einladen, das gerade hier gastiert.«
    Ich sage ja, er hat auch seine sanfteren Seiten.
     
    Diese Seite demonstrierte mein Vater ein paar Stunden später noch einmal. Ich erlebte es, obwohl die Unterhaltung zwischen ihm und Micki eigentlich nicht für

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