Hexenkatze - Roman
mal vorkommen.«
»Ja, aber … ich will nicht, dass die sich schlagen.«
»Nein.«
Ich war nicht besonders wild darauf, mich in die Auseinandersetzungen der Kids einzumischen. Aber Micki klang recht besorgt.
»Worum geht es denn?«
»Ich weiß nicht. Irgendwas wegen Autos und Bernis Vater.«
Ich trocknete mir die Hände ab und ging nach draußen. Im Schein der Lichterkette hatte sich ein Grüppchen gebildet, in dessen Mitte sich der pummelige Berni mit dem kleineren, aber sehnigen Reza angiftete.
»Dein Vater ist ein dummes Schwein! Was fährt er auch so eine Protzkiste!«
»Ihr seid doch alle gleich! Mein Vater ist kein dummes Schwein. Das bist du!«
»Nenn mich nicht noch einmal Schwein, du …«
Reza nahm diese Beleidigung offensichtlich bitter übel und ging auf den anderen Jungen los. Ich sprintete die letzten paar Meter und schob die Mädchen zur Seite.
»Hört sofort auf, ihr zwei!«
Sinnlos, die Wut schäumte bei beiden. Kevin neben mir flüsterte: »Soll ich …?«
»Das ist kein Einsatz für einen Grüngurt«, stoppte ich ihn unhöflich. Bloß keine Massenkeilerei. Ich drehte mich um und fand die Gießkanne. Berni beugte sich gerade über Rezas Faust, als ich sie mit Schwung über die beiden Kampfhähne leerte.
»Es langt, ihr beiden. So benimmt man sich nicht als Gast in meinem Haus.«
Berni sackte in sich zusammen, ob wegen des Treffers im Magen oder wegen der Scham, konnte ich nicht beurteilen, denn der gleichfalls tropfnasse Reza hatte den Guss als noch größere Beleidigung aufgefasst und ging plötzlich mit den Fäusten auf mich los.
Kevin, ganz Kavalier, warf sich dazwischen und versuchte einen Tritt. Er bekam die Faust aufs Schienbein und jaulte auf.
Der Junge hatte völlig die Kontrolle über sich verloren. In seinen Augen blitzte kalte Wut. Es gelang mir, seinen Schlag abzufangen, aber ich wollte ihm nicht mehr wehtun als notwendig.
»Reza, komm zu dir«, versuchte ich zu ihm durchzukommen, aber er holte zu einem gemeinen Tritt aus. Ich konnte mich gerade noch zur Seite drehen, so dass er mich nur am Oberschenkel traf. Aber es tat widerlich weh. Und meine Hemmschwelle sank etwas. Ich erwischte seinen rechten Arm, als er wieder nach mir schlagen wollte, und drehte ihn in einem schmerzhaften Haltegriff nach hinten. Aber der Bengel war geschmeidig wie eine Schlange, wand sich heraus und stand mir plötzlich gegenüber. Mit einem der Fleischmesser in der Hand. Und Kevin versuchte seinen nächsten Einsatz. Das fehlte gerade noch. Ich machte einen Schritt zwischen ihn und meinen Angreifer, ohne diesenaus den Augen zu lassen. Mit einem Messer ist nicht zu spaßen.
»Reza, du bist auf einer Party. Keiner will etwas von dir. Komm, lass das Messer fallen, Junge!«
Völlig unzugänglich. Wir belauerten uns in lähmender Stille.
Dann, fast schneller, als ich reagieren konnte, machte er einen Ausfall. Gerade noch so konnte ich der Klinge ausweichen. Plötzlich ein überraschter Schrei, das Messer fiel zu Boden, und eine nicht unbekannte Stimme bemerkte: »Hübsche Feier hier. Genau wie ich es von Leuten wie Ihnen erwartet habe.«
Oh no!
Alexander Harburg hielt den inzwischen halb zusammengesunkenen Reza in einem mörderischen Doppelnelson, wodurch der Junge bescheiden zu Boden schauen musste.
Ich holte tief Luft und sah mich um. Die anderen Gäste hatten wohl ebenfalls den Atem angehalten und begannen sich jetzt wieder zu bewegen.
Ich fragte in die Runde: »Wie ist der Junge hergekommen?«
»Mit mir. Meine Eltern haben uns gefahren.«
Schluffi, ein junger Mann, der nicht so aussah, wie er genannt wurde, meldete sich schüchtern.
»Dann solltest du sie jetzt anrufen, damit sie euch abholen.«
»Wo wohnt der Held hier?«, mischte sich Harburg ein. Schluffi antwortete ihm.
»Ich fahre ihn nach Hause. Vielleicht unterhalte ich mich während der Fahrt noch ein wenig mit ihm.«
Das zumindest war ein Vorschlag, den ich nicht ablehnen konnte, wenn ich Micki nicht die ganze Feier verderben wollte.
»Und wir unterhalten uns nachher auch noch mal«, drohte Harburg mir. Na toll!
Micki hatte sich inzwischen um Berni gekümmert, der mit schlechtem Gewissen und einem blauen Fleck auf der Wange auf einem Gartenstuhl kauerte. Er strömte vor Entschuldigungen nur so über. Ich wischte sie mit einer Handbewegung weg und rief die gesamte Mannschaft zu mir.
»Leute, schön ist so etwas nicht. Und es verdirbt ziemlich die Stimmung, nicht wahr?«
Betretenes Nicken.
»Lernt etwas daraus. So, und
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