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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Geben Sie mir ihren Helm!«
    Ich weiß nicht, was in meinen Worten lag, aber seltsamerweise kapitulierte Harburg. Ich nahm Helm und Lampe.Kevin drängelte sich an meine Seite. Der Mann, der Peter gerufen wurde, drückte ihm seinen Helm auf den Kopf.
    Der Hauseingang war zwar dunkel, aber es fiel noch immer Licht durch die blinden Scheiben. Es roch unangenehm. Tierische oder menschliche Exkremente, moderndes Holz, feuchte Erde, alter Schmutz bildeten den Grundstoff. Eine zerbröckelnde Betontreppe führte in den Keller. Ich machte die Stablampe an, und in dem gelben Kreis vor uns sahen wir die Stufen nach unten führen. Ein Geländer gab es nicht, es war wohl schon lange heruntergebrochen. Die Löcher in den Wänden zeugten jedoch noch von seiner ehemaligen Existenz. Vorsichtig stiegen wir hinab. Ein dunkler Gang, ein paar Türöffnungen ohne Türen zeigten sich. Es war still.
    »Micki!« Heiser, fast lautlos klang meine Frage. Ich räusperte mich.
    »Micki?«
    Es war, als ob die Dunkelheit meine Stimme verschluckte. Angestrengt lauschte ich. Kevin neben mir atmete schnell und ängstlich, ich versuchte, so leise wie möglich Luft zu holen, um jedes Rascheln, jedes Raunen zu erlauschen. Nichts … Oder?
    »Halt die Luft an, Kevin.«
    In der absoluten Stille hörte ich leise Atemzüge. Ich leuchtete mit der Taschenlampe in diese Richtung. Und der gelbe Schein verlor sich in der Dunkelheit.
    Das war es, was das Grauen ausmachte.
    Kevin holte schluchzend Luft. Auch er hatte es gesehen. Irgendwo dort, im undurchdringlichen Dunkel war etwas. Vielleicht Micki.
    Ich fühlte seine Hand an meinem Arm.
    »Tun Sie doch was. Bitte«, flüsterte er.
    »Du hast ein seltsames Vertrauen zu mir, Kevin.«
    Aber er hatte recht. Außer mir war wahrscheinlich keiner der anderen in der Lage, überhaupt etwas zu tun.
    »Geh hoch, Kevin. Hol mir einen Ast, einen Stab, etwa einen Meter lang. Und frag nicht.«
    Er gehorchte wortlos, und ich blieb allein in der Dunkelheit. Und da, wo die Sehfähigkeit versagte, musste eine andere Form der Wahrnehmung genutzt werden. Ich schloss die Augen und suchte im Raum nach einem Zeichen. Ich fand es. In einem zarten, sanft schimmernden Glanz erkannte ich die Umrisse eines Menschen an der Wand. Je mehr ich mich konzentrierte, desto schärfer wurden die Konturen.
    Ja, es war Micki. Sie schien halb sitzend zu schlafen, und auf ihrem Schoß hielt sie die Katze. Für meine Rufe war sie unerreichbar.
    Ich hörte Schritte. Kevin war wieder bei mir, drückte mir einen rauen Ast in die Hand.
    »Von einem der Sträucher. Ist das okay?«
    Ich musterte in dem Lichtstahl den Ast. Mehr als okay. Inseiner Ahnungslosigkeit hatte Kevin den besten Stecken abgebrochen, den ich mir für meine Aufgabe wünschen konnte. Einen Zweig der Eberesche.
    »Halte dich dicht bei mir, Kevin.«
    »Sie schicken mich nicht weg?«
    »Nein. Micki ist hier. Und wenn du sie liebhast, dann wird es leichter sein, sie hier hinauszuführen. Hast du sie lieb?«
    »Ja. Ja, ganz bestimmt.«
    »Dann schicke ihr deine Liebe. Und mich unterbrichst du besser nicht.«
    Danach war Schweigen. Ich sammelte mich und legte meine Macht in den Stab. Ganz langsam, als kämpfe er sich durch nachtschwarze Finsternis, begann er zu leuchten. Ich hielt ihn schützend vor mich und machte den ersten Schritt in die kalte Dunkelheit. Gänsehaut kroch über meinen ganzen Körper. Aber der wunderbare Stab leuchtete nach wie vor. Ich machte den nächsten Schritt. Wagte einen Ruf.
    »Micki! Micki, hörst du mich?«
    Ich lauschte. Hatten sich die Atemzüge nicht verändert? Ein weiterer Schritt in die klebrige Düsternis.
    »Micki? Micki, wach auf. Ich bin es, Mam.«
    »Mam?« Ganz zaghaft kam es, zitterig. »Mam? Ich kann nichts sehen.«
    »Micki, ich bin ganz nahe bei dir. Kevin ist auch bei mir, direkt hinter mir. Kannst du aufstehen?«
    »Ich sehe nichts. Ich weiß nicht, wo ich bin.«
    »Micki, wir sind ganz nahe bei dir, wir bringen dich weg von hier. Steh auf, Mausebärchen. Bitte.«
    »Ich kann nicht … Ich sehe nichts. Ich hab Angst. Helft mir doch.« Weinerlich, verzagt kam Mickis dünnes Stimmchen.
    »Micki, mach die Augen zu und dreh den Kopf in die Richtung meiner Stimme. Und dann versuche zu erkennen, was hinter deinen Lidern ist. Vertrau mir, Micki. Ich helfe dir.«
    Ich machte noch einen weiteren Schritt zu ihr und umklammerte den leuchtenden Stab.
    »Da ist ein Licht.«
    »Ja, Micki. Weiter.«
    »Ein Zweig!«
    »Ja, genau. Kannst du ihn greifen?«
    Es

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