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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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raschelte, scharrte. Ich streckte den Stab soweit wie möglich in Mickis Richtung. Sie fand sein Ende. Ich schickte ihr alle Kraft, die ich hatte, durch diese dünne Verbindung.
    Und in diesem Moment schienen draußen die Wolken aufgerissen zu sein, und durch ein schmales Kellerfenster fiel ein Keil goldenen Lichtes, in dem Staubteilchen glitzernd tanzten. Ich sah Micki deutlich, wie sie, in einem Arm die schlaffe Katze, die Augen aufschlug und zu mir emporblickte.
    »Mam, oh, Mam.«
    »Lass den Stab nicht los. Komm raus hier.«
    Sie rappelte sich auf. Folgte mir, Schritt für Schritt. Und als wir im Gang standen, füllte die Stablampe den Keller mit ihrem Schein. Es war ein gewöhnlicher, schmutziger Altbaukeller. An einer Tür hing noch ein zerrissener Vorhang, ein paar Spinnen flohen vor dem Lichtkreis.
    »Kevin!«, schnupfte Micki auf, und ich gab dem Jungen einen Schubs.
    »Hilf ihr nach oben. Stütz sie ein wenig. Micki, gib mir die Katze.«
    Ich nahm ihr das Tier ab, auch wenn sie etwas zögerte. Kevin legte ihr zärtlich den Arm um die Schultern und führte sie nach oben. Ich drehte mich nicht noch einmal um, sondern stützte mich erschöpft auf meine Eberesche, als ich die Stufen hochstieg.
    Pfui, war das ein scheußliches Loch! Was immer hier stattgefunden hatte, war wirklich nichts, wobei man länger als notwendig verweilen musste.
    Oben erwarteten uns Harburg und seine Männer mit besorgten Gesichtern. Orangeglühendes Sonnenlicht tauchte die trostlose Kulisse in barmherziges Abendrot.
    »Alles in Ordnung. Micki hat sich auf der Suche nach der Katze in den dunklen Kellern verirrt. Sie ist dann, als sie Freia gefunden hat, mit der Katze im Schoß eingeschlafen.«
    Ich war Kevin dankbar, dass er Micki festhielt und ihr einen zarten Hinweis gab, nichts zu sagen.
    »Ist Ihnen wirklich nichts passiert, Michaela?«, grollte Harburg meine Tochter an. Aber Micki hatte wirklich eine gute Haltung.
    »Nein, Herr Harburg. Nur ein bisschen dösig. Es war sehr stickig da unten. Und danke, dass Sie geholfen haben, mich zu suchen.«
    »Schon gut. Jungs, wir sollten prüfen, ob da irgendwo Gas ist oder irgendwelche Dämpfe austreten.«
    »Ja, aber nicht mehr heute Abend. Das hat mir bei Tageslicht gelangt da unten.«
    »Na gut. Frau McMillen, fahren Sie mit Ihrer Bagage nach Hause. Ich schau nach her noch mal vorbei. Geht zum Auto, Kinder!«
    Mich hielt er einen Moment fest.
    »Die Katze ist tot. Weiß das Mädchen das?«
    Sacht hob ich den schlaffen Körper der Grautigerin hoch. Natürlich. So tief würde eine Katze nie schlafen. Flüchtig untersuchte ich sie, konnte aber keine äußere Verletzung feststellen. Zumindest das war gut. Vielleicht war ihre Zeit sowieso gekommen.
    »Ich werde ihr das beibringen müssen. O weh!« Ein Seufzer entfuhr mir. Aber dann riss ich mich zusammen und ging zum Wagen. Kevin hatte sich nach hinten gesetzt, Micki saß auf dem Beifahrersitz. Ich beugte mich zu ihm und legte ihm den traurigen Katzenpelz zur Seite. Der Junge hielt sich wirklich gut.
    »Mam, das wollte ich nicht«, waren Mickis erste Worte, nachdem wir uns in Bewegung gesetzt hatten.
    »Das weiß ich, Mausebärchen. Geht es dir bestimmt wieder gut? Nicht verletzt, keine Schmerzen, alles okay?«
    »Ja, alles in Ordnung. Aber es war seltsam da unten. Ich weiß gar nicht, wie lange ich da gesessen habe.«
    »Vielleicht wäre es ganz hilfreich, wenn du uns erzählen würdest, was eigentlich passiert ist. Zu Hause, nicht hier.«
    Wenige Minuten später standen wir vor der Haustür. Ich gab Kevin ein Zeichen, die Katze im Wagen zu lassen, und lotste die beiden ins Wohnzimmer. Micki holte sich eine Tafel Schokolade aus der Naschschublade und teilte sie freundschaftlich mit Kevin.
    »Also, als ich hier rausgelaufen bin, war ich tierisch sauer. Ich weiß jetzt eigentlich gar nicht mehr, warum. So blöd war deine Reaktion ja gar nicht, Mam.«
    »Die Hormone, Kind!«
    »Du meinst, die machen so was?«
    »Manchmal. Aber weiter.«
    »Ja, ich bin mit Freia über das Feld da drüben gelaufen und hab mich da auf einen Stein gesetzt und geschmollt. Na ja … Und dann hab ich zugeguckt, wie die Katze einer Maus aufgelauert hat. Das kann unheimlich lange dauern. Ich war ganz versunken darin, darum hab ich nicht gemerkt, dass da zwei Jungen kamen. Die haben sich an Freia rangeschlichen,und einer hat sie gepackt, der andere hat sie in einen Beutel gesteckt. Mich hatten sie wohl nicht gesehen, weil ich ganz ruhig unter dem Busch dort saß. Ich bin

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