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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein paar fachkundige Passanten, die viele Worte für das Geschehen übrig hatten, aber keinen Handschlag taten, um mir aufzuhelfen.
    Ich setzte mich also selbst auf, und der Fahrer kam mit großen Schritten auf mich zu.
    »Mein Gott, Mädchen, ist dir was passiert?«
    Wahrscheinlich hatte ich mal wieder Schmutzstreifen im Gesicht, und meine Aufmachung war fern vom Damenhaften. Aber ich zumindest erkannte den Herrn Mahler von Schmitt & Mahler. Die hochgewachsene Gestalt mit dem gepflegten Unternehmerbauch in teurer Schurwolle war unverkennbar.
    »Meinem Radel können Sie die letzte Schmierung geben, aber ich scheine es überlebt zu haben, Herr Mahler.«
    Er sah mich jetzt noch entsetzter an, Erkennen dämmerte in seinen Zügen auf.
    »Frau McMillen? Ach, du großer Gott. Ich hätte Sie fast überfahren. Und Sie bluten ja. Bleiben Sie sitzen, ich rufe den Notarzt.«
    Er wollte zum allgegenwärtigen Manager-Handy greifen, aber ich stand schon auf wackeligen Knien neben ihm und fiel ihm in den Arm.
    »Lassen Sie das bloß. Es sind wirklich nur ein paar Abschürfungen und vielleicht ein blauer Fleck am Knie. Ich habe im Training schon üblere Stürze gemacht. Wenn Sie ein gutes Werk tun wollen, dann bringen Sie mich nach Hause, sofern Sie die Zeit dazu haben. Ansonsten wäre ein Taxi okay.«
    »Aber natürlich bringe ich Sie nach Hause. Sind Sie ganz sicher, dass Sie keine schlimmeren Verletzungen haben? Manchmal merkt man das erst später. Vor allem, wenn Sie sich den Kopf angeschlagen haben.«
    »Wieviel das wert ist, weiß ich zwar nicht, aber es ist mir gelungen, das gerade zu vermeiden. Sie werden Ihre Übersetzungen schon noch pünktlich bekommen.«
    Ich mag einfach nicht so übertrieben betuttelt werden.
    »Sie sind ziemlich hart im Nehmen. So einen Eindruck hatte ich bislang noch gar nicht von Ihnen.«
    »Sie haben mich ja auch noch nicht in meiner Rolle als einsamer Reiter im Sturm gesehen«, musste ich lachen. Endlich gab Mahler seine überbesorgte Haltung auf und wurde wieder zum Macher. Er öffnete den Kofferraumdeckel und zerrte mein armes, verbeultes Rad unter dem Fahrzeug hervor, um es dort hineinzulegen.
    »Sie können es ruhig knautschen, da ist sowieso nichtmehr viel dran zu machen. Zwei Tonnen bügeln selbst in das teuerste Mountainbike Falten rein, die nicht mehr herausgehen.«
    »Sie bekommen selbstverständlich ein neues von mir, Frau McMillen.«
    Ich zuckte mit den Schultern, während ich ein paar Papiertaschentücher aus der Jackentasche zupfte, um meine Unterarme zu betupfen. Ich wollte nicht noch zum Überfluss seine exklusiven Ledersitze verschmieren. Letztlich war er ja gar nicht an dem Unfall schuld. Aber das konnte ich ihm zumindest im Moment nicht ausreden.
    Er half mir auch noch, die Überreste des Rades an die Hauswand zu lehnen, gerade richtig zwischen unseren und Harburgs Mülltonnen, und geleitete mich dann die drei Stufen zur Haustür hoch.
    »Sorgt denn jemand für Sie, Frau McMillen? Ich meine, falls es doch noch Nachwirkungen gibt?«
    »Meine Tochter kommt gleich aus der Schule. Sie wird schon aufpassen, dass ich nicht umkippe.«
    »Sie haben eine Tochter? Das wusste ich ja gar nicht. Ich dachte, Sie leben alleine. Pardon, das ist mir so rausgerutscht.«
    »Ich lebe mit meiner Tochter zusammen, also nicht alleine. Micki ist vierzehn und sehr vernünftig. Sie können mich wirklich der häuslichen Pflege überlassen, Herr Mahler.«
    »Vierzehn? Ich dachte … Oh, ich muss noch unter Schock stehen, sonst bin ich nicht so taktlos.«
    »Macht nichts. Da ist Micki schon.«
    Es war mir ein Vergnügen, ihm meine milchkaffeefarbene Schönheit von einer Tochter vorzustellen.
    »Michaela, das ist Herr Mahler, von Schmitt & Mahler, der mich – wie das so schön heißt – zufällig getroffen hat.«
    »Guten Tag, Herr Mahler. Wie geht es Ihnen?« Wenn Micki mit Michaela angeredet wird, legt sie ein förmliches Verhalten an den Tag, von der sich jede fünfzigjährige Herzogin beim Tee noch etwas abschneiden könnte.
    Er nahm ihre huldvoll ausgestreckte Hand, und halb und halb erwartete ich, dass er sie an die Lippen ziehen würde. Soviel zu Mickis Aurakontrolle. Wir beide waren schon ein gutes Team, wenn es darum ging, Männer zu verwirren. Heißa, wie sollte das erst in zwei, drei Jahren werden?
    »Mam, du siehst mal wieder unmöglich aus«, fiel sie aber dann aus der Rolle.
    »Fräulein Michaela, daran bin ich schuld. Ich habe bedauerlicherweise Ihre Mutter angefahren. Sie wollte aber nicht

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