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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wenn du nichts anderes hier willst, als mir Gardinenpredigten zu halten, dann kannst du auch wieder gehen!«
    Ich war stinksauer geworden.
    »Auch recht. Du bist ein verzogenes, egoistisches Geschöpf. Ach, was rede ich denn!«
    Alex stürmte zur Haustür, und ich keifte hinter ihm her: »Woher nimmst du eigentlich das Recht, mich ständig zu bevormunden und zu beleidigen?«
    »Nirgendwoher, offensichtlich. Und das ist ganz gut so. Ich habe meine eigenen Sorgen.«
    Er machte die Tür auf, und ich hinkte hinter ihm her, kochend vor Wut. Und gerade, als ich auf den Treppenabsatz trat, um ihm noch einen besonders herzhaften Abschiedsgruß hinterherzubrüllen, fauchte eine unerwartete Böe kreischend um die Ecke, wirbelte nasses Laub auf und verfing sich in den Ästen der Robinie vor dem Haus. Es krachte, ich wurde an die Haustür geschleudert, bekam Äste und Blätter um die Ohren gepeitscht, und Alex drückte mich mit seinem Körper fest an die Wand. Ich jaulte vor Schmerz auf, als mein verletztes Knie auf das Treppengeländer traf.
    Selbstgefällige, überhebliche, dumme Kuh, die ich war, hatte ich geglaubt, nach dem Kerzenauslöschen Kontrolle über die Kräfte der Zerstörung gewonnen zu haben. Und jetzt das!
    »Verdammt noch mal, das Ding ist genau vor der Haustür gelandet. Wir müssen es wegräumen.«
    Alex zerrte bereits an den Ästen, die beinahe ins Haus wuchsen. Ich half ihm, den Stamm wenigstens von der Treppe zu schieben, was den Schürfwunden an meinen Unterarmen nicht sonderlich gut tat.
    »Mach doch mal das Außenlicht an, Deba.«
    Ich humpelte die Stufen hoch und schaltete das Licht ein. Der Baum war in der Mitte verdreht, gesplittert und gerissen. Die belaubte Krone war abgebrochen und lag jetzt auf dem Bürgersteig.
    »Lassen wir es, Alex. Jetzt kann man sowieso nicht mehr viel machen. Wenigstens blockiert er nicht die Straße.«
    Alex, durchweicht und grimmig, sah zu mir hoch. Ich erwartete einen weiteren Vorwurf. Aber der kam nicht, sondern ein besorgter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit.
    »Deine Arme bluten. Hast du dir wehgetan?«
    Mit zwei Sprüngen war er neben mir und ergriff meine Hände. Ich wollte sie wegziehen, aber er hielt mich fest.
    »Das hast du dir nicht gerade eben geholt. Rein mit dir! Und erzähl mir von dem Unfall.«
    »Da ist wirklich nichts zu erzählen. Muff mich nicht schon wieder an.«
    »Ich muffele nicht. Erzähl!«
    Ich berichtete also zum zweiten Mal die Geschichte von meinem hübschen Sturz.
    »Mh, gut, dass du das beherrschst. Komm mal mit, ich helfe dir, die Arme zu verbinden.«
    »Nanu, kein Anpfiff wegen meiner unweiblichen Kenntnisse der Selbstverteidigung?«
    »Ich bin doch kein Macho.«
    Worüber ich herzhaft lachen musste.
    Dann gingen wir ins Badezimmer, und ich versuchte, einigermaßen schmerzlos aus meinem Trainingsanzug zu kommen. Alex half mir, mit Salbe und Verbandsmull die erneut aufgerissenen Hautstellen zu verbinden, und legte mir eigenhändig die Eiskompresse auf die blaurote Prellung am Knie.
    Er machte das alles sehr geschickt und zartfühlend, was mich ein bisschen erstaunte.
    »Vermutlich tut dir der ganze Körper weh, was? Du schienst mir vorhin etwas steif zu sein.«
    »Ja, tut er.« Warum leugnen? Ich fühlte mich, als wäre ich – und nicht mein Rad – in eine Schrottpresse geraten. »Wo her weißt du?«
    »Oh, in meiner ungeratenen Jugend habe ich die eine oder andere Erfahrung diesbezüglich gesammelt.«
    »Hey, ein kleiner Raufer gewesen, was?«
    »Manchmal ließ es sich nicht vermeiden.«
    »Und – hat
dir
jemand Vorwürfe gemacht?«
    »Warum sollte jemand?«
    »Nun, wegen der Risiken, die man dabei eingeht!«
    »Soll das eine Retourkutsche sein?«
    »Nur eine ganz kleine.«
    »Mir hat keiner Vorwürfe gemacht, aber heute denke ich, es hätte besser jemand getan. So, ist das hier dein Massageöl?«
    »Ja, das ist Rosmarinöl, warum?«
    »Weil ich ein gutes Mittel gegen einen schmerzenden Körper weiß.« Er lächelte mich ein bisschen spöttisch an. »Vo rausgesetzt , du lässt dir eine solche Behandlung noch von mir gefallen.«
    »Wäre ich nicht dumm, wenn ich es ablehnte?«
    »Dann nimm dein Handtuch und komm mit.«
    Ich musste mich bäuchlings auf das Bett legen, die bandagierten Arme um das Kopfkissen geschlungen, und er begann mit großen Strichen und sehr vorsichtig, die Steifheit aus meinem Rücken zu massieren. Ich merkte, dass ich immer lockerer wurde, meine Haut begann warm zu werden, und auch andere Verspannungen

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