Hexenkatze - Roman
zum Arzt, darum vertraue ich Sie jetzt Ihrer Obhut an.«
Micki musterte ihn, dann mich, dann wieder ihn, und das Familienerbe brach durch.
»Sind Sie eigentlich verheiratet?«
»Nein, warum?«
»Darf ich dann Herrchen sagen?«
»Mi-cha-e-la!«
Zum Glück war Mahler nicht ganz fern von jedem Humor. Er lachte kurz auf.
»Vielleicht sollte ich Sie und Ihre Mutter etwas besser kennenlernen. Ich kann einige interessante Eigenschaften feststellen, die ich bislang wohl übersehen habe. Aber jetzt waschen Sie endlich Ihre Wunden aus. Wir sehen uns nächste Woche. Und rufen Sie mich an, falls sich noch irgendetwas ergeben sollte. Ich bin für Sie da.«
Als er im Auto saß, gab Micki einen fürchterlichen Laut von sich. Irgendwas zwischen unterdrücktem Rülpsen und Kichern.
»Was ist los, Mam? Du meuchelst Männerherzen am laufenden Band.«
»’tschuldigung, der war nicht geplant. Aber ich muss aus den Sachen raus und brauche Eis aufs Knie.«
Ich versorgte mich im Badezimmer und musste grinsen. Nein, das war wirklich nicht geplant. Und Micki fragte auch noch, ob er verheiratet war. Na, vielleicht eine Gelegenheit, die man nicht unbedingt ausschlagen musste. Irgendwie war ich mit Alex auf den Geschmack gekommen.
Und diese kleine Flamme des Begehrens schoss durch meinen wunden Körper, und die Sehnsucht nach einem harten, haarigen Körper verdrängte jeden Schmerz. Heute Abend würde er ja wohl zurückkommen.
»Wie ist das gekommen, Mam? Das Rad sieht ja aus, als wärst du durch eine Schrottpresse gefahren. Ist dir auch wirklich nichts passiert?«
»Fünfzehn Jahre Fallschule haben Früchte getragen, Mausebär. Lieber die Arme aufgeschürft, als selbst unter das Auto zu kommen. Schon gut, ich werde morgen und übermorgen vermutlich am ganzen Körper Muskelkater haben, und meine Schönheit leidet auch ein wenig unter den Schrammen, aber so schlimm ist es ja nicht.«
»Und den Muskelkater kann ein gemeinsamer Bekannter sicher kurieren.«
»Warten wir das ab! Aber ich habe heute zumindest gelernt, bei einem solchen Kuhsturm lieber nicht aufs Rad zu steigen.«
Ich erzählte Micki von dem Unfall, und sie sah verständnisvoll nach draußen.
»Wird auch noch zu regnen anfangen. Da kriegen die Flieger immer Verspätung!«
»Macht nichts. Ich esse jetzt eine Kleinigkeit, dann fahre ich einkaufen. Was hältst du von Lasagne?«
»Ungeheuer viel. Kannst du zwei Schüsseln voll machen?«
»Eine große für dich und Kevin und eine kleine für mich?«
»Zwei gleich große. Du hast wahrscheinlich einen großen, starken Mann zu ernähren.«
»Sag mal, Micki, du magst Alex, nicht wahr?«
»Ja. Ich hab ihn eigentlich von Anfang an gemocht. Er istnämlich nur nach außen so rumpelig. Ich denke, er … er könnte dich liebhaben.«
»An dieser Stelle weichen unsere Meinungen etwas voneinander ab. Aber das macht nichts.«
Als ich vom Einkaufen zurückkehrte, hatte es wirklich angefangen zu regnen. Nicht nur in einzelnen Tropfen, sondern in ganzen Kannen. Und der Wind peitschte die Nässe gegen die Fenster. Ich bereitete unser Essen für abends zu und legte mich dann mit dem Eisbeutel auf dem Knie auf das Sofa, um irgendein dümmliches Buch über zauberkräftige Frauen zu lesen, die Männern reihenweise den Kopf verdrehten. Aber noch nicht einmal auf dieses dünne Brett konnte ich mich konzentrieren. Holly und Misty war das Regenwetter offensichtlich auf die Laune geschlagen, die beiden lagen eng aneinandergekuschelt auf dem Sessel, Micki hatte ich mitsamt der Lasagne zu Kevin gefahren, und jetzt lauschte ich auf die Autos, die vor dem Haus einparkten. Es war wohl gegen sieben, als das gewünschte Geräusch erklang und auch das Klappen der Haustür nebenan folgte.
War ich eigentlich noch ganz normal? Welchen Grund sollte Alex überhaupt haben, gleich zu mir gesprungen zu kommen, um das Thema vom vergangenen Wochenende wieder aufzunehmen? Er hatte sich schließlich die ganze Woche über nicht gemeldet. Andererseits – hatte ich es getan? Und dennoch lauschte ich weiter. Eine Viertelstunde verging, einehalbe, eine Dreiviertelstunde. Der Wind heulte um das Haus, der Regen plätscherte auf die Steinfliesen der Terrasse.
Ich stand auf und schleppte mich in die Küche, um mir die Lasagne warm zu machen, inzwischen steif am ganzen Körper.
Als ich die Flasche Rotwein öffnete, klingelte es an der Tür.
Nur langsam, Deba, befahl ich mir. Lass nichts fallen! Ich straffte mich und ging zum Flur. Öffnete die
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