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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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veranstalten.«
    »Das könnten wir natürlich auch. Keine schlechte Idee«, sagte sie. Aber ihr Lächeln gefiel mir nicht, als ich die Tür hinter ihr zuschloss. Auf mich wirkte es hinterhältig.
    »Das wird wohl eher eine House-Party, wenn du mich fragst.«
    »Wir müssen sie ja nicht als DJ engagieren. Aber, Micki, du hast eine fatale Neigung zum Lauschen.«
    »Stimmt. Es ist so ungeheuer nützlich.«
    »Aber unmoralisch.«
    »Wie so vieles, nicht wahr?«
    »Mein Kind, du bist ein Lästermaul.«
    »Durch und durch verdorben, Mam. Ein unmoralisches Lästermaul, aber was kann man in diesem verlotterten Haushalt auch anderes erwarten.«
    »Dass du mal wieder dein Zimmer aufräumst und deine Sachen bügelst. Das würde ein Teil des Lotterdaseins beseitigen.«
    »Da könnte vielleicht was dran sein.«
    Während Micki bei schwungvollen Rhythmen das Bügeleisen bewegte, wirbelte ich mit Staubsauger und Wischtuch durch das Haus. Manchmal muss das sein. Und heute war es mir ein Bedürfnis, es zu reinigen, denn für den Abend hatte ich mir vorgenommen, einen Teil von Agnes’ Rat zu befolgen.
     
    Inzwischen wurde es schon früh dunkel. Als ich um neun Uhr mit meinen Vorbereitungen begann, war es Nacht geworden. Ich stellte auf einem Tisch in meinem Zimmer die Dinge zurecht, die Agnes mich gelehrt hatte zu verwenden. Ein zierlicher japanischer Dolch, der einmal meiner Mutter gehört hatte, der Ebereschenstab, den Kevin gebrochen hatte, eine kleine irdene Schale, die ich einmal selbst geformt, und eine verzierte runde Spiegelscheibe, die ich von Agnes geschenkt bekommen hatte. Vier weiße Kerzen, Lorbeer und Rosmarin. Meine Hilfsmittel sind schlicht. Große Gesten sind für große Massen. Ich halte nichts davon, zum Schutze eines Hauses nächtens ein halbes Pfund Salz verstreuend um das Gebäude zu traben und einen dumpfen Singsang zu intonieren. Es sei denn bei Glatteis. Und da braucht’s keine Lieder. Meine Rituale, wenn ich sie denn schon einmal durchführe, sind für mich selbst und zeichnensich durch Sparsamkeit aus. Sie wirken auch auf meine Weise. Eigentlich dienen sie nur dazu, Abstand zum täglichen Allerlei zu gewinnen. Meine eindrucksvollsten Zauber hatte ich bislang in der Sauna gewirkt, dann, wenn ich nach dem dritten Gang so richtig tief entspannt war. Aber auch das war schon lange her.
    Diesen Abend hatte ich allerdings das Gefühl, eine kleine Zeremonie wäre ganz angebracht. Ich zog mir den schweren schwarzen Kimono über, dessen weite Ärmel bis zu meinen Knien reichten, entzündete das Räucherwerk und die Kerzen und setzte mich auf ein Kissen am Boden, um meinen Geist zur Ruhe zu bringen. Süß duftete der aufsteigende Rauch, die Flammen brannten stetig, verbreiteten ein stilles gelbes Licht, leise klang das Rauschen des Windes in den Bäumen zu mir in das Zimmer. Nach und nach verließen mich die Gedanken des Tages mit ihren rasch wechselnden Bildern, und aus meinem Inneren stiegen, schimmernden Seifenblasen gleich, die alten Symbole auf. Verharrten vor meinen Augen länger und länger.
    Ein leichtes Flackern des Kerzenscheins lenkte mich ab. Ein Luftzug, der durch den Spalt der Tür fiel, ließ das Licht erzittern.
    »Komm nur herein, Micki.«
    »Ich wollte nicht stören.«
    »Du störst nicht, Mausebärchen. Wenn du willst, kannst du teilnehmen.«
    »Darf ich?«
    »Vielleicht lernst du etwas, mh?«
    »Gerne. Sag mir nur, was ich machen muss.«
    »Setz dich einfach neben mich. Und lausche in die Stille. Du lauscht doch so gerne.«
    Micki krabbelte zu mir auf das Kissen, und ich zog sie dicht zu mir heran, legte meinen Arm schützend um ihre schmalen Schultern. Eine Stimmung von großer Sanftheit und Traulichkeit umfing uns, geboren aus einer grenzenlosen Liebe. So saßen wir beieinander für eine Weile, die keine Zeit hatte. Und dann hatte ich die Worte gefunden, nach denen ich gesucht hatte.
    »Wir wenden uns jetzt an die vier Himmelsrichtungen. Lass uns aufstehen!«
    Ich erhob mich und nahm den Stab auf. Mit seltsam schweren Armen wies ich mit den leise gemurmelten Worten nach Osten, Süden, Westen und Norden, um den schützenden Kreis um uns und unser Haus zu ziehen. Dabei fühlte ich, wie ein Teil von Micki mich stärkte, sich mit meiner Energie verband und ein wirkungsvolles Netz aus Kräften webte, das uns vor misslichen Einflüssen behüten sollte.
    Als es vollbracht war, setzten wir uns wieder auf den Boden und ließen die Stille nachwirken.
    Ich sah die ruhig brennenden Kerzen an, und eine

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