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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zu: »Draußen wartet ein Kurier, der nach Ihnen gefragt hat. Er besteht darauf, mit Ihnen persönlich zu sprechen. Machen Sie sich wegen Ihres Frühstücks keine Gedanken. Ich serviere es erst, wenn Sie da sind.«
    Butler wartete, immer noch in Uniform, auf dem großen Hof etwas außerhalb des Hauses auf ihn. Diesmal hatte er seinen Helm aufbehalten. Ein cleverer Schachzug, dachte Newman, als er zu ihm hinüberging - Butler wußte nur zu gut, daß er zu dieser Zeit bereits Hotelgästen über den Weg laufen konnte. Er überreichte Newman einen großen wattierten Umschlag, der äußerlich nicht erkennen ließ, woher er stammte, und begann leise auf ihn einzureden:
    »Tweeds Instruktionen lauten wie folgt: Sie bleiben vor Ort, Sie alle. Ich soll Ihnen zur Verfügung stehen. Meinen Koffer habe ich im Meudon Hotel ein Stück die Straße hinunter deponiert, dort bin ich für die nächste Zeit einquartiert. Vielleicht kommt auch Tweed selbst noch - unter dem Vorwand, Paula Gesellschaft leisten zu wollen. Er hält es für wichtig, daß wir Mullion Towers unter die Lupe nehmen, Molochs Haus draußen im Umland.«
    Newman gab keine Antwort, sondern löste, den Rücken zum Hotel gekehrt, vorsichtig das Siegel und entnahm dem Umschlag drei große Hochglanzfotografien. Das Gesicht der toten Schwimmerin war sogar noch deutlicher zu erkennen, als er gehofft hatte. Er betrachtete die Bilder kurz und ließ sie dann in den Umschlag zurückgleiten, während Butler weitersprach:
    »Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist - ich habe den Firmennamen des Kurierdienstes von meinem Motorrad entfernt. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich im Meudon an. Ich bin dort unter meinem richtigen Namen registriert. Und unternehmen Sie nichts, was ich an Ihrer Stelle nicht auch tun würde.«
    »Was mir sozusagen Narrenfreiheit für jedes noch so gewagte Unternehmen gibt«, frotzelte Newman. »Vielen Dank auch, Harry. Dafür, daß Sie eine so lange Fahrt hinter sich haben, sehen Sie bemerkenswert frisch aus.«
    »Wer benötigt schon Schlaf?«
    Butler klappte das Visier seines Helms herunter und ging zu seinem Motorrad hinüber. Gerade als Newman sich abwandte, verließ die attraktive Brünette das Hotel. Er grüßte sie mit einem knappen Kopfnicken und betrat dann das Haus.
    Paula saß, allem Anschein nach in eine Zeitschrift vertieft, mit übereinandergeschlagenen Beinen allein auf einem Sofa. Newman blieb neben ihr stehen und tippte gegen die Seite, die sie aufgeschlagen hatte.
    »Wir müssen Kriegsrat halten. Alle drei. Am besten treffen wir uns irgendwo im Hotel.«
    »In meinem Zimmer«, erwiderte sie prompt. »Es ist groß genug. Ich werde die Tür nicht abschließen.«
    Marler stand im Salon und starrte aus dem Fenster auf die Venetia V, die immer noch vor der Hafeneinfahrt von Falmouth lag. Mit seinem feinen Gehör hatte er die gedämpften Stimmen deutlich vernommen; er fuhr herum, doch außer Newman, der, einen großen Umschlag unter den Arm geklemmt, auf ihn zukam, hielt sich niemand in dem Raum auf.
    »Wir treffen uns in Paulas Zimmer. Die Tür ist offen. Kommen Sie in ein paar Minuten nach.«
    »Verstanden. Paula ist gerade gegangen.«
    Zehn Minuten später hatten sich Newman und Marler in Paulas geräumigem Zimmer im ersten Stock eingefunden. Sie hatte bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen - das Radio, welches sie auf jede ihrer Reisen begleitete, spielte klassische Musik, und sie hatte beide Wasserhähne im Bad aufgedreht und die Tür offengelassen. Das reichte aus, um es einem etwaigen Lauscher unmöglich zu machen, ihre Unterhaltung zu verstehen.
    »Harry Butler hat sich im Meudon Hotel ein Stück die Straße abwärts eingemietet«, begann Newman. »Er benutzt seinen richtigen Namen. Tweed stößt möglicherweise selbst bald zu uns. Wenn er kommt, dann kennt er offiziell nur Sie, Paula, sonst keinen.«
    »Was geht hier eigentlich vor?« unterbrach Paula. »Mir kommt es so vor, als ob Tweed eine halbe Armee hier versammeln will.«
    »Lassen Sie mich bitte fortfahren«, bat Newman. »Unser Hauptziel ist nach wie vor Molochs Besitz Mullion Towers. Ich habe eine Landkarte zu Rate gezogen und festgestellt, daß das Haus wirklich sehr abgeschieden gelegen ist, mitten in der Wildnis sozusagen.«
    »Also macht er sich Molochs wegen größere Sorgen, als er zugibt.« Paula hatte laut gedacht.
    »Wenn Sie mich doch ausreden lassen wollten!« rügte Newman mit gespielter Strenge.
    »Von jetzt an bin ich stumm wie ein Fisch«, entgegnete Paula.

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