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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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»Reden Sie nur weiter, von mir aus bis morgen früh.«
    Newman erzählte ihr dann von seinem nächtlichen Erlebnis mit Marler und von der unbekannten Schwimmerin, die sie gemeinsam aus dem Wasser gezogen hatten. Paula reagierte mit Überraschung und Entsetzen.
    »Das klingt wie eine Wiederholung dessen, was mir bei Octopus Cove passiert ist. Wirklich merkwürdig.«
    »Es könnte von Bedeutung sein«, stimmte Newman nachdenklich zu. »Zumal die Venetia V beide Male in der Nähe war. Mittlerweile bin ich nämlich davon überzeugt, daß Tweed uns hierher geschickt hat, weil er wußte, daß der nächste Zielhafen des Schiffes Falmouth ist und daß es deshalb sehr bald hier eintreffen würde.«
    Er griff nach dem Umschlag, den er auf Paulas Bett gelegt hatte, entnahm ihm die drei Fotos und hielt sie hoch.
    »Das sind Bilder von der Frau, die Marler und ich an Land geholt haben. Sie sind gestochen scharf. Leider war die Frau bereits tot, als ich diese Aufnahmen machte.«
    »Sie haben sie demnach einfach dort liegengelassen«, stellte Paula vorwurfsvoll fest.
    »Ich hatte keine andere Möglichkeit. Tweed möchte auf jeden Fall vermeiden, daß die Polizei auf uns aufmerksam wird. Aber ich habe anonym bei der Polizeiwache in Truro angerufen, sie wird also nicht die ganze Nacht dort liegen.«
    Er breitete die Fotos auf dem Bett aus. Paula und Marler standen auf und kamen näher. Als Paula einen Blick auf die Aufnahmen warf, schnappte sie nach Luft und unterdrückte einen leisen Aufschrei, hatte sich jedoch sofort wieder in der Gewalt und starrte die Bilder lediglich wie hypnotisiert an. Newman spürte, daß sie einen Schock erlitten hatte.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Das ist dieselbe Frau, die ich bei Octopus Cove aus dem Wasser gezerrt habe. Aber sie war doch tot! Tot! Wie um alles in der Welt kann sie dann hier, sechstausend Meilen von Kalifornien entfernt, wieder auftauchen? Ich weiß, daß es dieselbe Frau ist. O Gott, was geht hier vor?«

1.
    In seinem Büro in Mullion Towers saß ein kleiner, adretter Mann Ende Vierzig an seinem Schreibtisch. Der durchdringende Blick seiner hellen Augen wirkte geradezu hypnotisch, und er strahlte eine fast greifbare Aura von Macht aus. Von einem Mann wie ihm hätte ein jeder erwartet, daß er in einem palastähnlichen, mit kostbaren Teppichen und Antiquitäten ausgestatteten Raum residierte. Statt dessen war sein Büro einfach und schmucklos eingerichtet; kein Teppichboden bedeckte den Holzfußboden, sein Schreibtisch nebst Drehstuhl sahen billig aus, und bei den einzigen Bildern an der Wand handelte es sich um Drucke von Monet. Zwei schwere Aktenschränke aus Metall standen in einer Ecke des Raumes. Gegenüber von seinem Schreibtisch befand sich ein für Besucher gedachter hochlehniger Holzstuhl, und in einer anderen Ecke war ein massiver, mit zwei Kombinationsschlössern versehener Safe mit dem Fußsokkel im Boden verankert und zudem mit einer Reihe komplizierter Alarmanlagen gesichert worden. Wenn ein Unbefugter ihn berührte, löste er dadurch in dem unterhalb des Büros gelegenen Wachhaus ein Lichtsignal aus.
    Vincent Bernard Moloch studierte eine Landkarte von Kalifornien, auf der merkwürdige unregelmäßige Linien vom Süden her quer durch das Land, vorbei an Silicon Valley, der Heimat der amerikanischen Elektronikindustrie, bis hin nach San Francisco verliefen. Als er hörte, wie die Türklinke niedergedrückt wurde, faltete er die Karte hastig wieder zusammen und verschränkte beide Hände auf dem Tisch.
    »Sie wollten mich sprechen?« fragte Joel Brand trotzig, als er den Raum betrat.
    »Wir müssen uns einmal unterhalten«, entgegnete Moloch ruhig, beinahe mild. »Nimm bitte Platz.«
    Er musterte seinen Besucher durch seine goldgefaßte Brille. Seinem Blick entging auch nicht die geringste Kleinigkeit. Brands dichtes, dunkles Haar wirkte ungepflegt; er trug ein kragenloses T-Shirt mit kurzen Ärmeln, die muskulöse, behaarte Arme freigaben, und dazu Jeans und Stiefel, die an den Kappen mit Ziernägeln beschlagen waren. Zögernd ließ er sich auf dem Holzstuhl nieder und wartete ab.
    »Wie ist diese Frau auf die Venetia gelangt?« fragte Moloch.
    »Sie muß sich an Bord geschlichen haben, während das Schiff im Hafen von Monterey lag. Als wir den Panamakanal verlassen hatten und Kurs auf diesen Hafen nahmen, da tauchte sie plötzlich auf. Sie hatte einen kleinen Koffer voller Kleider bei sich.«
    »Und was geschah als nächstes?«
    »Nicht viel, während wir auf See waren.

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