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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Was haben Sie denn erwartet?«
    Brands Benehmen verriet eine gewisse Gereiztheit. Offensichtlich behagte es ihm nicht, derart verhört zu werden. Molochs Gesicht zeigte dagegen keine Gemütsbewegung, als er in demselben milden Tonfall weitersprach, in dem er das Gespräch eröffnet hatte.
    »Joel, wenn ich dir eine Frage stelle, möchte ich die nicht mit einer Gegenfrage beantwortet wissen. Und jetzt will ich die Einzelheiten hören.«
    »Der Frau wurde eine Kabine zugewiesen. Ich wußte nicht so recht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Dann erschien sie abends im Speisesaal, aufgeputzt wie eine Ballkönigin, und bemühte sich nach Kräften, allen den Kopf zu verdrehen. Tatsächlich war sie eine charmante Gesellschafterin, hat sich sehr angeregt mit mir und den anderen unterhalten. Ich muß gestehen, daß ich aus der ganzen Sache nicht schlau geworden bin.«
    »Hast du ihre Sachen durchsucht?«
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen - ja.«
    »Ich will es wissen. Fahr bitte fort.«
    »Sie hat den größten Teil ihrer Kleider in den Schrank gehängt. In ihrem Köfferchen fand ich eine Handtasche mit ihrem Paß, den habe ich an mich genommen. Ach ja, und dann hatte sie noch einen Badeanzug dabei.«
    »Und das hat dich nicht stutzig gemacht?«
    »Warum sollte es? Sie ist ja fast jeden Tag ein paar Runden im Pool geschwommen.«
    »Die Dame hatte zweifellos ein kluges Köpfchen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es richtig war, ihren Paß wegzunehmen. Daran wird sie gemerkt haben, daß ihre Sachen durchsucht worden sind.«
    »Der Paß war ihr einziger Identitätsbeweis.« Brand zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. »Ich darf doch in den heiligen Hallen rauchen?«
    »Du weißt genau, daß ich Nichtraucher bin. Also sei so gut und mach die Zigarette wieder aus.«
    Wütend drückte Brand seine Zigarette in dem Aschenbecher aus, den Moloch seiner Schreibtischschublade entnommen hatte. Er machte aus seinem Ärger keinen Hehl, während Moloch sich in seinem Sessel zurücklehnte und ihn mit verschränkten Armen beobachtete.
    »Joel, was passierte, nachdem die Venetia vor dem Hafen von Falmouth vor Anker gegangen war?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt …«
    »Dann sag es bitte noch einmal. Es ist wichtig.«
    »Es war schon ziemlich spät am Abend«, begann Brand. »Ich hab’ wie üblich an Deck meine Runde gemacht, um mich zu vergewissern, daß alles in Ordnung ist. Auf einmal sah ich sie - sie trug ihren Badeanzug und war offensichtlich im Begriff, über die Reling zu springen. Ich rannte auf sie zu, um sie daran zu hindern, aber ich kam zu spät … konnte ihr gerade noch einen kräftigen Hieb verpassen.«
    »Du hast sie geschlagen, Joel?«
    »Und ob! Hab’ ihr hiermit eins über den Rücken gezogen.« Zur Bekräftigung ballte er seine riesige Faust. »Hat aber nichts genützt, sie war zu schnell.«
    »Hast du sie verletzt?«
    »Kam mir nicht so vor. Sie schwamm so flink wie ein Fisch auf die Küste zu. Ich mußte in meine Kabine hinunterlaufen, um mein Gewehr zu holen, und als ich wieder an Deck kam, war sie schon meilenweit weg, und ich konnte sie im Nebel kaum noch erkennen. Einen Schuß habe ich abgegeben, aber ich fürchte, ich habe sie verfehlt. Und dann hüllte der Nebel das Schiff völlig ein.«
    »Du hast ihr also keine Motorboote hinterhergeschickt?«
    »Das hätte doch überhaupt keinen Sinn gehabt«, rechtfertigte sich Brand empört. »Der Nebel war so dick wie Milchsuppe. Wir hätten gar nicht gewußt, wo wir mit der Suche beginnen sollten.«
    »Du hast aber einen Schuß abgegeben.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Ich glaube, das hättest du besser nicht getan. Falls ein kleineres Schiff in der Nähe war, könnte man den Schuß gehört haben. Die Frau muß ans Ufer gelangt sein und befindet sich nun irgendwo in England. Die Sache ist ernst, Joel, sehr ernst. Denn jetzt haben wir einen der fähigsten und gefährlichsten Männer der Welt auf den Fersen. Tweed …«
    Einen Moment herrschte Stille, während Brand das verarbeitete, was Moloch soeben gesagt hatte. Endlich reagierte der große Mann.
    »Sie haben mir schon einmal von diesem Tweed erzählt. Warum um alles in der Welt sollte der auf einmal in Erscheinung treten? Sie müssen sich irren.«
    »Ich irre mich nie.« Moloch lächelte humorlos. »Ich habe es mir zum Ziel gemacht, möglichst viel über ihn und seine geheimnisvolle Truppe herauszufinden; einige Leute in den Staaten, die ihn kennen,

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