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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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der Zivilisation war verschwunden, übrig blieb das Tier im Menschen, das jetzt zum Vorschein kam. Die bewaffneten Polizisten, die den Mob zurückdrängten, um so eine schmale Gasse bis hin zu der Maschine der British Airways zu schaffen, hatten ihre liebe Not mit der wildgewordenen Meute.
    »Alle mir nach!« brüllte Alvarez, um den Lärm zu übertönen.
    Er ging voraus, den CIA-Ausweis in der Hand, stets bereit, ihn einem der Polizisten unter die Nase zu halten. Hinter ihm kam Mrs. Benyon, die nur noch einen ihrer beiden Koffer in der Hand hielt. Tweed hatte ihren einen Arm ergriffen, Paula den anderen. Mrs. Benyon zeigte sich bemerkenswert gelassen. Sie setzte ihre Körpermasse ein, um sich hinter Alvarez voranzuschieben, zwischen den Rücken der Polizisten hindurch, die die aufgebrachte Menge nur mit Mühe in Schach halten konnten.
    Eine Amerikanerin durchbrach direkt hinter Alvarez mit wutverzerrtem Gesicht die Absperrung. Einer der Polizisten holte aus, um ihr mit dem Kolben seiner Waffe einen kräftigen Hieb zu versetzen, doch Paula packte ihn mit der freien Hand am Arm.
    »Nicht! Bitte schlagen Sie sie nicht!«
    Ihre Stimme war klar und deutlich zu vernehmen, da in diesem Augenblick der Boden unter dem Flughafen erneut bebte und die Menge vorübergehend zum Schweigen brachte. Der Polizist machte ein verblüfftes Gesicht, dann schob er die sich sträubende Frau mit Gewalt zurück, konnte jedoch nicht verhindern, daß sie Paula wüst beschimpfte.
    »Verdammte englische Schlampe! Hauptsache, du kannst deine Haut retten, was?«
    Paula verspürte ein leises Schuldgefühl, denn sie wußte, daß die Frau nicht ganz unrecht hatte. Falls sie jemals die Boeing erreichten, würde sie, Paula, davonkommen, während die Frau in diesem Inferno zurückbleiben mußte. Tweed ahnte, wie ihr zumute war.
    »Konzentrieren Sie sich darauf, Mrs. Benyon in Sicherheit zu bringen«, herrschte er sie an.
    Der Kampf ums nackte Überleben dauerte an. Tweed, Paula und Mrs. Benyon hielten sich stets dicht hinter Alvarez, dem es ab und zu gelang, sich ein paar Meter vorwärtszuschieben, wenn die Polizisten einen schmalen Durchgang freigemacht hatten. Dann wieder schloß sich die Menge um sie, und sie mußten warten, bis die Beamten die Situation erneut kurzfristig unter Kontrolle bringen und eine Gasse schaffen konnten. Die frustrierten Menschen begannen, einstimmig einen monotonen Gesang zu skandieren.
    »Bringt die Bullen um! Bringt die Bullen um! Bringt die Bullen um!«
    Die Sache läuft aus dem Ruder, dachte Tweed, behielt diesen Gedanken jedoch für sich, da der Alptraum ohnehin kein Ende zu nehmen schien. Paula entdeckte mitten in der Menge eine in Tränen aufgelöste Frau. Ein hochgewachsener Farbiger neben ihr, allem Anschein nach kein Einheimischer, legte tröstend einen Arm um sie, woraufhin sie das Gesicht an seiner breiten Brust barg. Der Farbige fing Paulas Blick auf, grinste sie an und winkte ihr mit dem freien Arm zu. Paula, die am liebsten selbst in Tränen ausgebrochen wäre, stellte entsetzt fest, daß die Situation erneut zu eskalieren drohte.
    Ein Weißer mit einem hageren Gesicht hatte ein Messer gezogen. Wahllos stach er auf die umstehenden Menschen ein und bahnte sich so einen Weg auf die Reihe der Polizisten zu, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach seinen Opfern umzudrehen. Er hatte sich bis zu dem Farbigen vorgearbeitet, als dieser sich umsah, sofort erkannte, was vorging, seine freie Hand zur Faust ballte und dem Messerstecher einen kräftigen Hieb gegen das Kinn versetzte. Der Angreifer sackte in sich zusammen und wurde von der Menge zertrampelt.
    »O Gott!« stöhnte Paula entsetzt.
    »Weiter, weiter!« befahl Tweed scharf.
    Die Polizisten, die ursprünglich eine gerade Reihe bis hin zu dem wartenden Flugzeug gebildet hatten, formten jetzt eher eine Schlangenlinie, standen aber immer noch Schulter an Schulter. Paula blickte zurück und sah Newman dicht hinter sich auftauchen. Er hielt Vanity am Arm und schob sie unerbittlich vorwärts. Ihr Gesicht war blaß; vor Furcht und Entsetzen verzerrt. Himmel, ich sehe wahrscheinlich keinen Deut besser aus, dachte Paula. Newman grinste sie an und bedeutete ihr, in Bewegung zu bleiben.
    Unvermittelt wurde Paula gewahr, daß etwas Großes vor ihr aufragte; es war die Boeing. Sie hatten die Maschine fast erreicht. Vor ihr versuchten die Polizisten verzweifelt, die Menge von der fahrbaren Gangway an der Seite des Flugzeugrumpfes fernzuhalten. Mrs. Benyon wuchtete ihre

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