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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Sie haben sich mehrmals über das Haar gestrichen. Aber ich hing hinter einem im Schneckentempo über den Highway kriechenden Lastwagen fest. Dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe ich ihn zu überholen wagte.«
    »Hauptsache, Sie sind hier. Kommen Sie.«
    Er nahm sie an der Hand, zerrte sie durch die Hotelhalle und rannte durch die Hintertür wieder ins Freie. Von der Terrasse aus konnten sie schon die Lichter des Chinook erkennen. Grenville und Maurice kletterten gerade die Leiter hoch.
    »Beeilung!« brüllte Newman.
    »Was fällt Ihnen ein, mich so anzuschreien?« giftete Vanity zurück.
    Gefolgt von Tweed und Newman stieg sie hastig die Aluminiumleiter empor, die sofort darauf von dem Copiloten in den Hubschrauber gezogen wurde. Danach warf er die Tür zu.
    Tweed stand auf der Schwelle zum Cockpit. Die Rotoren drehten sich bereits, und er mußte schreien, um sich verständlich zu machen.
    »Wie sieht die Lage auf dem San Francisco International aus? Ein Erdbeben steht kurz bevor.«
    »Für Sie steht eine Maschine bereit. In San Francisco hat es schon Erdstöße gegeben«, erklärte der Pilot. »Washington hat einen außerplanmäßigen Flug arrangiert. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«
    Alvarez brachte seinen Mund an Tweeds Ohr und senkte die Stimme.
    »Washington heißt in diesem Fall Cord Dillon …«
    Der Chinook stieg langsam auf und flog dann Richtung Norden, über den Ozean hinweg. Tweed gewann den Eindruck, daß dieser Hubschrauber üblicherweise nur hohen Offizieren vorbehalten war. Die komfortable Ausstattung bestand aus bequemen Doppelsitzen, die so angeordnet waren, daß ein Mittelgang freiblieb. Vanity saß neben Newman, der ihr ein schiefes Lächeln schenkte. Tweed wählte einen Sitzplatz am Fenster auf der Steuerbordseite. Von dort aus hatte er einen guten Blick über die Küste.
    Sie hatten Monterey passiert und mußten sich seiner Schätzung nach in der Nähe von Moss Landing befinden, als er hinunterblickte und im Mondschein die Kebir, das Zwillingsschiff der Baja, erkannte. Im selben Moment erschütterte eine gewaltige Explosion den Chinook. Der Hubschrauber ruckte heftig, doch der Pilot hatte ihn in Sekundenschnelle wieder unter Kontrolle. Kurz vor der Explosion war Paula nach vorne gekommen, um sich neben Tweed zu setzen.
    »Was um Himmels willen war das?« fragte sie entgeistert.
    »Die Detonation der zweiten Xenobiumbombe. Ethans Werk. Schauen Sie hinunter.«
    Sie lehnte sich über ihn und starrte auf den Pazifik hinab. Die Kebir war gekentert und schlingerte nun in einem Wirbel aus Gischt und aufgewühltem Wasser wild umher. Noch während Paula das Schauspiel beobachtete, versank das Schiff so plötzlich, als würde es von einer ungeheuren Kraft in die Tiefe gezogen. Dann bildete sich eine turmhohe Flutwelle, die auf die Küste zurollte, sie überschwemmte und weiter landeinwärts zog, bis Paula sie nicht mehr sehen konnte. Sie sank in ihren Sitz zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Dort unten sieht es aus, als würde die Welt untergehen. Der reinste Hexenkessel.«
    »Ich weiß. Und ich darf gar nicht daran denken, was vielleicht in diesem Moment ein Stück weiter südlich geschieht …«
     
    Das San-Moreno-Erdbeben löste in Verbindung mit der Explosion der Xenobiumbomben die katastrophale Reaktion aus, die Professor Weatherby befürchtet hatte. Die tektonische Platte vor Kalifornien schob sich unter die Küste, und die Folgen waren verheerend.
    Nördlich von Los Angeles tat sich eine riesige Erdspalte auf, die in einigen Gebieten weiter landeinwärts verlief und in anderen die Küstenlandschaft für immer zerstörte. Auch Los Angeles entging der Verwüstung nicht. Viele Gebäude, die aus zwei rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln erbaut worden waren, wurden auseinandergerissen. Die Erdstöße pflanzten sich vom Boden bis zum Dach der Häuser fort, wobei sie ständig an Stärke zunahmen, bis die Gebäude schließlich der Erschütterung nicht mehr standhalten konnten und in zwei Teile zerbrachen - ein Flügel kippte zur einen, der andere zur anderen Seite weg. Da darin fast nur Büros untergebracht waren und die Angestellten bereits Feierabend gemacht hatten, hielten sich wenigstens die Verluste an Menschen in Grenzen.
    Anders sah es in den Wohnhäusern am Rand der Millionenstadt aus. Alle Personen, die sich im Inneren der zusammenstürzenden Gebäude aufhielten, wurden zermalmt oder unter den Trümmern begraben. Weiter vom Zentrum des Bebens entfernt fielen Bilder von der

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