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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dünn!« Sie kicherte. »Komm, ich hab Hunger auf einen ganzen Eimer voll Spaghetti!«
    Damit griff sie Sarahs Koffer und schob ihn zur Treppe.
    Sarah lief mit ihrer Tasche, in der sie ein kleines Ein-Personen-Zelt verstaut hatte, neben Katrin her. »Hat dein Freund auch nichts dagegen, wenn ich euch ein paar Tage auf den Wecker falle?«, fragte sie.
    Katrin blieb stehen. »Keine Ahnung! Ich hab ihn nicht gefragt. Wer dumm fragt, kriegt nur blöde Antworten. Aber wahrscheinlich findet er es toll, weil er darauf spekuliert, dann seltener abwaschen zu müssen.« Sie lachte. »Mach dir mal bloß keine Sorgen, Schatz!«
    Sarah konnte sich nicht erinnern, wann Katrin sie zum
letzten Mal mit ihrem Namen angesprochen hatte, es musste Jahre her sein. Wahrscheinlich wusste sie ihn gar nicht mehr.
    Vor einer Woche hatte Katrin Sarah angerufen. »Schatz«, sagte sie, »wir campen gerade an der Ostsee. Es ist traumhaft, sag ich dir. Willst du nicht ein paar Tage kommen? Ich hab richtig dicke Sehnsucht nach dir, Süße. Franky findet es bestimmt auch toll.«
    Sarah überlegte nicht lange. Sie hatte noch keine Urlaubspläne, und ihr fiel in Berlin langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Und wenn sie ehrlich war, fehlte Katrin ihr auch. Seit der siebten Klasse waren sie dicke Freundinnen und noch nie länger als ein paar Tage getrennt gewesen, sie sahen sich mehrmals in der Woche, telefonierten zwei- bis dreimal am Tag, die eine war ohne die andere unvorstellbar.
    So kaufte sich Sarah eine Bahnfahrkarte, packte ein paar Sachen zusammen und fuhr los.
    Franky und Katrin hatten mit ihrem Zelt einen begehrten Platz am Rande des Campingplatzes ergattert, der einen weiten Blick über Wiesen und Felder ermöglichte. Am Horizont ließ ein grauer Streifen das Meer erahnen.
    »Traumhaft«, sagte Sarah beeindruckt, »aber wo soll ich mein Zelt aufstellen? Ihr seid ja völlig zugebaut!«
    Links neben Frankys und Katrins Zelt stand eine dicke Eiche, die Schatten gab und vor Wind schützte, davor war ein Zaun, hinter ihnen hatte ein Rentnerehepaar seinen Wohnwagen aufgestellt, und rechts neben dem Zelt parkte Frankys Auto.
    »Blöde Frage«, sagte Katrin. »Du schläfst natürlich bei uns im Zelt, ist doch klar.«

    Sarah verstaute ihre Sachen im Auto, Katrin kochte Spaghettiwasser auf einem Propangaskocher, Franky schnitt den Knoblauch für die Tomatensoße. Bisher hatte er bis auf ein paar Begrüßungsworte noch nichts gesagt.
    Sarah sah ihn an.
    Er hatte schulterlange brünette Haare, die so dünn waren, dass sie sein Gesicht wie ein Schleier zu umgeben schienen, und seine Statur war extrem schlank. Wenn er einen Moment beim Schneiden innehielt und über das weite Land blickte, bemerkte Sarah seinen leichten Silberblick, den sie einfach nur unwiderstehlich und geheimnisvoll fand. Er ist perfekt, dachte sie, absolut perfekt. Wen hat sich Katrin da bloß an Land gezogen.
    »Katrin hat erzählt, du komponierst?«, fragte Sarah.
    »Hm.« Franky sah sie nicht an. Seine Distanziertheit war schon fast unhöflich.
    »Was denn so?«
    »Alles Mögliche.«
    »Hinter dem Auto ist ne Waschschüssel mit kaltem Wasser, und darin stehen ein paar Flaschen Wein. Mach mal eine auf zur Feier des Tages«, meinte Katrin zu Sarah, denn sie spürte, dass die Unterhaltung zwischen Sarah und Franky überhaupt nicht in Gang kam.
    Sarah stand auf und ging zum Auto. Sie war sich bewusst, dass Franky ihr hinterhersah. Sein Blick brannte geradezu in ihrem Rücken, und sie stolperte prompt über eine Baumwurzel.
    Als sie Wein in drei Plastikbecher gegossen hatte, beugte sich Franky vor und küsste Katrin auf den Mund. Es gelang ihm anschließend, Sarah nicht anzusehen, aber ihr dennoch durch kurzes Anheben des Bechers zuzuprosten.

    Was hat er, dachte Sarah, Angst vor mir?
    Die Situation begann sie zu reizen.
    Als der Knoblauch geschnitten war, zog sich Franky mit seiner Gitarre wieder unter die Eiche zurück.
    Katrin saß vollkommen entspannt im Schneidersitz vor dem Propangaskocher und würzte die Tomatensoße. »Wie gefällt er dir?«, flüsterte sie unnötigerweise, denn Franky war mit seiner Gitarre beschäftigt und überhaupt nicht daran interessiert, irgendetwas von dem Gespräch der beiden aufzuschnappen.
    »Sehr. Ich kann mir gut vorstellen, warum du so auf ihn abfährst.«
    »Ich fahre nicht auf ihn ab, Schatz«, meinte Katrin und seufzte verträumt. »Ich liebe ihn. Ich kann an nichts anderes mehr denken, und ich danke meinem Schöpfer für jede Sekunde, in

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