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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Regenschirmen mehrere Damen und Herren entgegenkamen, ihre Trienter Verwandten. Doch schneller als sie waren Madame Rodder und Justus. Meister Rodder nicht, er war zwar mit den anderen vor das Portal getreten und die Treppe hinab gestiegen, verharrte nun aber stur vor der untersten Stufe.
"Vite, vite, ma Chère", regte Madame Rodder Lucia an, als sie aus der Droschke kletterte und hielt den Schirm über sie, "erst mal rein mit dir."
"Oui, Maman, endlich ins Warme."
Zu Lucias rechter Seite ihre Mutter und zu ihrer linken Justus, eilten sie zum Haus, vorbei an ihrem Vater, der ihr zum Gruß zunickte, zwar nicht erfreut, aber auch nicht grimmig. Bald standen alle im Vorplatz, und während Herr Hoppe, der Hausmeister, Lucias Gepäck hinter in ihr Wohnreich trug, begrüßte Lucia nacheinander die Trienter Gäste wie auch ihre Verwandten väterlicherseits - ihre Großmutter, Onkel Andreas und dessen Frau Magda.
"Unsere zwei Kleinen liegen schon im Bett", sagte ihr Sybille, eine ihrer weitläufigen Basen, und eine andere Base erklärte ihr: "Alle anderen Kinder auch, wir haben sie nicht mehr wach halten wollen."
"Macht nichts, ich werde sie ja morgen sehen."
"Wie war die Reise, Lucia?"
"Hu! Lang und nasskalt."
"Aujeh!"
Meister Rodder, der nicht nur korpulent war sondern alle um mindestens eine halbe Haupteslänge überragte, hielt sich abseits bei seinem Bruder auf, äugte aber mehrmals zu Lucia hin. Bis Madame Rodder ihre Tochter über den langen Korridor zu ihren vier Wohnräumen führte, wobei sie ihr erklärte: "Die Trienter habe ich in aller Eile deinetwegen eingeladen, auf dass du dich auf deine künftige Hausfrauenrolle vorbereiten kannst, diesmal als Gastgeberin."
"Wie lieb von dir, Maman."
"Sie werden bis über Silvester bleiben. Und nun zieh dich in aller Ruhe um."
Als Lucia darauf ihren Garderoberaum betrat, fühlte sie mit Freuden, dass er warm beheizt war. So fiel es ihr leicht, die Pelzschaube abzulegen und sich dann Stück für Stück aus ihrer Jünglingskleidung zu schälen, die sie anschließend in einer Truhe verschwinden ließ. Nachdem sie sich dann mit dem zurechtgestellten Wasser Hände, Arme und Gesicht gewaschen hatte, genoss sie es, sich Damengarderobe anzulegen.
So hergerichtet gesellte sie sich dann im Aufenthaltsraum wieder unter ihre Verwandten, und fortan wich ihr Justus kaum von der Seite. Bald berauschte es sie nahezu, nach drei Jahren die Trienter wieder um sich zu haben, von denen untereinander selten jemand ihren genauen Verwandtschaftsgrad kannte. Sie waren eben, bis auf die Angeheirateten, alle Bellesigni, und die Bellesigni waren ein heiteres Völkchen mit ausgeprägtem Schönheitssinn und reizvollem Äußeren.
Ebenso sehr wie über die Trienter, freute sich Lucia über ihre Verwandten väterlicherseits, vorwiegend über ihre herzensgute Großmutter, an die sie sich früher immer so gerne angekuschelt hatte. In einem passenden Moment setzten sich Lucia und Justus zu ihr, und sie erzählten und erzählten sich. Wobei die alte Dame so locker drauf los plapperte, dass ihre Enkel teils Mühe hatten ihre holperige Vintschgauer Mundart zu verstehen, die ihnen von ihrem Vater her zwar vertraut war, der jedoch hatte im Gegensatz zu ihr noch alle Zähne im Mund und bemühte sich stets um eine verständliche Sprechweise. Bis sich Großmama Rodder müde geplappert hatte und nach ihrem Bett verlangte. Darauf begleitete sie ihr Sohn Andreas hinauf in eine der Gästestuben.
So blieben Lucia und Justus noch für eine Weile alleine hier sitzen, wobei Lucia ihre Mutter beobachtete, die ihre Augen überall hatte, Madame de Lousin dezent Anordnungen erteilte und abwechselnd mit jedem der achtzehn Gäste kurz plauderte. Bewundernswert. Bei einer passenden Gelegenheit trat Madame Rodder zu ihr, um ihr zu sagen, sie möge sich soviel wie möglich von ihr abschauen, das reiche zunächst. Soweit Lucia das möglich war, tat sie es, doch ihr Augenmerk galt auch ihrem Vater. Der saß mit seinem Bruder, Tante Michaela und Onkel Joseph an einem Tisch, wo von der Hausmaid Gerda Obstschnaps ausgeschenkt wurde. Meister Rodder griff am eifrigsten zu.
"Trinkt Vater in letzter Zeit immer so viel?", wollte Lucia von Justus erfahren, worauf er zurückgab:
"Nein, so kennen wir ihn gar nicht."
Das beruhigte sie, und sie vermutete, anders könne er wohl ihre Gegenwart, von der er nicht wisse, was sie noch mit sich bringt, nicht ertragen.
Bald zogen sich die Gäste nacheinander zum Schlafen zurück und auf Madame Rodders

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