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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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ebenfalls aneignen. Gebühre ihr aber als Garzone nicht. Dann fiel ihr etwas Geeigneteres ein - kameradschaftlich werden. Unter Männern herrschte oft eine so angenehme Kameradschaft, die hatte sie bereits im Bellwillwerk zu schätzen gelernt, und in dieser Bottega war sie ebenfalls zu spüren. Sie sollte sich ihr einordnen, richtig, das sollte sie.
Bereits während ihrer nächsten Malstunden stimmte sie sich auf diese neue Haltung ein. Mit besserem Erfolg, als gedacht, ihr Lukaswesen nahm diese Eigenschaft zunächst zwar nur schwerfällig, doch immerhin ohne Gegenwehr an. - Weiter so, Lucia!
Gegen Abend des gleichen Tages trat Salai zu ihr und beklagte sich, er müsse Weihnachten und Silvester bei seinen ständig mit ihm zeternden Pflegeeltern zubringen. Eine andere Wahl habe er ja nicht, da sich über die Feiertage niemand in der Bottega aufhielt, ganze zwei Wochen nicht. "Und du kutschierst für diese Zeit bestimmt zu deiner Familie nach Tirol", wollte er wissen, worauf Lucia:
"Sicher - si", über die Lippen rutschte.
Mit Schrecken begriff sie nun, dass nicht nur die Künstler und Carlo, sondern auch der Maestro und die Domestiken die Feiertage außerhalb der Bottega verbringen werden. - Und sie?
In dem Moment trat der Maestro zu ihnen und fragte Lucia: "Bist du jetzt bereit, mit mir zu reden?"
Salai kam ihr mit einer Erklärung zuvor: "Noch nicht ganz, Maestro, Lukas muss noch etwas träumen, wie man sieht. Deshalb sage ich dir was - er fährt über die Feiertage mit der Kutsche nach Tirol, wahrscheinlich mit seinem Onkel, dem Don." Er schmiegte sich an Lucias Seite und blickte flehend zu ihr hoch, worauf der Maestro ihm erklärte:
"No, Salai, sie können dich nicht mitnehmen, die tagelange Fahrt durch die Berge wäre viel zu anstrengend für dich."
Salais Kopf senkte sich, worauf Lucia ihm tröstend über sein Lockenhaar strich und sich in Maestro Leonardos Gesicht ein schmerzvoller Zug grub. Es dauerte etwas, ehe der Maestro Lucia bitten konnte, für einen Moment mit ihm zu kommen. Sie traten in seine Malecke, wo er dann von ihr erfahren wollte, ob sie tatsächlich mit ihrem Onkel nach Tirol reise.
In ihrer Not konnte sie nur nicken. Dann aber blickte sie ihn freundlich an, um ihre Scharte von heute Vormittag wieder auszuwetzen.
Das quittierte er mit erleichtertem Lächeln und sagte: "Das beruhigt mich. Denn ich werde ebenfalls eine Reise antreten, bereits zehn Tage vor Weihnachten, und ich wüsste dich ungern ganz alleine hier im Haus. Wann holt dich dein Onkel ab?"
"Das, das steht noch nicht fest."
"Macht nichts", lächelte er noch immer, umfasste dann ihren Arm und brachte mit weicher Stimme hervor: "Schön, dass wir uns wieder verstehen, Lukas."
Über diese kleine Versöhnung konnte sich Lucia kaum freuen, da ihr zu sehr der Kopf wegen der bevorstehenden Feiertage schwirrte.
Spätabends im Bett grübelte Lucia dann, wo sie nur tatsächlich die Feiertage zubringen könne. An Alphonse wollte sie sich nicht wenden, er hatte wahrlich schon genug für sie getan. Blieb ihr nur, Carlo zu fragen, ob er sie mitnehme zu seiner Familie. Fraglos würde er mit Freuden zusagen, für Lucia aber wäre ein Aufenthalt bei seiner Familie mit kaum lösbaren Schwierigkeiten verbunden. Carlo lebte mit seiner Mutter, einer Witwe, und seinen beiden jüngeren Geschwistern in einem nicht allzu großen Haus in Verona, und Lucia musste davon ausgehen, dass sie dort mit ihm zusammen in einer Stube schlafen müsse, womöglich gar im gleichen Bett. Eine erschreckende Vorstellung. Denn dass Carlo nicht nur in den Maestro, sondern auch in den aparten Lukas verliebt war, konnte niemand übersehen. Allerdings glaubte Lucia kaum, dass er diese Situation ausnutzen würde, um sich an sie, den vermeintlichen Lukas, heranzutasten. Wie aber könne sie verhindern, sich vor seinen Augen aus- und ankleiden zu müssen? Den genierlichen Jüngling könne sie ihm nicht vorspielen, dafür kannten sie sich zu gut. Einfach dann ihre Unterwäsche mit dem engen Leibchen, das sie über ihren Brüsten trug, anbehalten? Unmöglich, solch ein Wäschestück trug kein Mann. Abgesehen davon, zeichneten sich auch unter diesem Leibchen ihre Brüste ab, und ihre Unterhose war vorne leer.
Grübelnd wälzte Sie sich unter ihrer Decke hin und her, ohne eine Lösung zu finden, und letztendlich nahm sie dieses Problem mit in einen unruhigen Schlaf.
    Verständlich, dass sie am nächsten Morgen zerstreut erwachte. Sie wusch sich mit kaltem Wasser, das sie sich abends stets im

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