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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Nachthemd über den Kopf, schob Reisetasche und Kleidung unters Bett und kroch unter die Bettdecke. Geschafft! Ihr blieb sogar noch Zeit, sich hier ein wenig umzusehen, wobei sie staunte, wie viel Carlo und Antonio in dieser überwiegend aus Dachbalken bestehenden Kammer unterbringen konnten. Ihre Betten, Carlos unter einer schrägen und ihres an einer graden Wand, standen so dicht beieinander, dass sie sich mit ausgestreckten Armen die Hände reichen könnten. Zwischen dem Fußende ihres Bettes und der Wand zum Stiegenhaus stand ein Toilettentisch, auf dem für den eitlen Carlo ein Standspiegel nicht fehlte. In die gegenüberliegende Schräge waren Regale für Kleidung und Privatartikel eingebaut, und mitten in der Kammer hing von der Decke herab eine hübsche Öllampe. Lucia verstand, dass Carlo und Antonio sich hier wohl fühlten, ihr hingegen wäre es hier auf Dauer zu kalt, denn die Dachluke über Carlos Bett war nur mit einem ölgetränkten Leinentuch gegen Wind und Wetter geschützt.
Jetzt waren Carlos Schritte zu hören. Da er beide Hände voll hatte, öffnete er die Tür mit dem Ellbogen, und als er sie mit der Hacke wieder zugestoßen hatte, fragte er scherzhaft: "Schon eingeschlafen?"
"Viel hat nicht gefehlt."
Nachdem er einen der in Tücher gewickelten Steine unter seine Bettdecke geschoben hatte, kam er mit dem anderen zu Lucia und forderte sie auf: "Fass mal an."
Sie tat es und staunte: "Mei, ist der herrlich warm. Wie lange hält das denn vor?"
"Noch bis lang nach Mitternacht. Jetzt heb unten deine Decke an, ich lege ihn dir an die Füße."
So unangenehm ihr das war, sie musste sich lang ausstrecken und die Decke hochheben. Er jedoch, statt den Stein jetzt abzulegen, starrte auf ihre Unterschenkel, beugte sich dann mit flackerndem Blick über sie und entzückte sich: "Welch grazile Beinchen und nicht ein Härchen daran!" Er kam mit einer Hand näher und streckte die Finger aus, um ein Bein zu betasten, doch Lucia fuhr ihn an:
"Wage dich!", worauf er rasch den Stein an ihre Füße legte und Lucia ihre Decke darüber schlug.
Schwer atmend blieb er an ihrem Bett stehen. Bis er zu erklären versuchte: "Ich war nur irritiert, hast du das etwa missverstanden?"
"Da gab es nichts miss zu verstehen."
Darauf wandte er sich ab und sagte kein Wort mehr.
Richtig so, wütete Lucia innerlich, lass dir bloß nicht einfallen, dich mir zu nähern! Nun begann er, sich auszukleiden, weshalb sie sich mit ihm zugekehrtem Rücken auf die Seite drehte. Er mochte denken, sie schlief ein, stattdessen bebte sie vor Erregung - wird sich dergleichen wiederholen? Sie konnte nicht abschätzen, wie sie darauf reagieren würde. Als er schließlich den Docht der Lampe herunter gedreht und sich ins Bett gelegt hatte, rief er sie an: "Du, Lukas."
"Hm?"
"Ich frage dich jetzt noch mal, hast du vorhin mein Staunen in die falsche Kehle gekriegt?"
"Das war kein Staunen, sondern Gier!"
Carlo schnappte nach Luft, bevor er herausbrachte: "Ich kann nicht fassen, dass du so schäbige Gedanken hast."
"Gute Nacht."
"Nacht."
Ja, grollte Lucia, dreh nur den Spieß um und spiel du den Beleidigten. Passt genau zu dir. Doch ehe sie sich weiter aufregen konnte, wurde ihr Kopf leer, und unversehens schlief sie ein. - Carlo dagegen noch lange nicht.

    Nach einem tiefen Schlaf erwachte Lucia von leisem Platschern. Es dauerte etwas, bis sie begriff, wo sie sich befand und dann im Halbdunkel Carlo entdeckte, der am Toilettentisch stand und sich rasierte. Durch die Dachluke erkannte sie, dass es bereits tagte, Carlos Familie musste also längst gefrühstückt haben. Dennoch rührte sie sich nicht, Carlo sollte denken, sie schlafe noch. Bald trocknete er sein Gesicht ab, zog ein Wollwams an, und als er zur Tür ging, schaute er zu Lucia und sah, was sie nicht schnell genug hatte verhindern können, dass sie mit offenen Augen dalag.
"Ah, du bist wach", bemerkte er lakonisch, und als er weiter sprach, blickte er in eine andere Richtung: "Auf dem Waschtisch steht eine unbenutzte Schüssel für dich, und im Krug ist noch Wasser. Mit mir kannst du heute nicht rechnen, ich werde den ganzen Tag unterwegs sein um Freunde zu begrüßen."
"Mach nur", konnte Lucia gerade noch anbringen, während er hinaus trat. Mit diesen Freundesbegrüßungen wollte er ihr zwar sein Beleidigtsein demonstrieren, sie aber war ihm dankbar dafür, denn ihr war absolut nicht danach, heute mit ihm etwas zu unternehmen.
Nachdem sich Lucia hergerichtet hatte, überprüfte sie, ob sie auch allen

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