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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Neuerungen eintreten."

    Natürlich waren anderntags alle auf diese Neuerungen gespannt, doch Leonardo ließ sie warten. Bernardino und Giovanni nahmen in ihrer Ungeduld gar nicht erst ihre Plätze ein, was allerdings nicht viel sagte, da sie in letzter Zeit ohnedies nicht zum Malen aufgelegt waren. Lucia und Carlo hingegen waren den ganzen Vormittag über damit beschäftigt, in dem weit in die Breite gezogenen und bis hoch zur Decke gekachelten Raum die Wände und den Boden von Schlemmresten zu säubern. Und anschließend putzten sie noch die vier darin befindlichen Fenster sowie die ebenfalls mit Butzenscheiben ausgestattete Terrassentür.
Danach erstrahlte der Raum in blitzsauberem Weiß, heller noch als das Atelier, was aber nur daran lag, dass er noch nicht eingerichtet war. Würde er das jemals werden? Leonardo hatte schon lange kein Wort mehr über den Fertigungsstand der Geräte verloren, und niemand wusste, ob er jemals wieder die Schmiede aufgesucht hatte. Dennoch wird der Raum bald etwas Nutzen bringen, denn Lucia und Carlo holten jetzt aus dem Keller einen Tisch und einen Hocker herauf, stellten beides vor eins der Fenster und bauten anschließend die aus dem Bellwillwerk stammenden Kleingeräte samt aller Grundsubstanzen auf dem Tisch auf. Damit kann Lucia demnächst mehr Temperafarben herstellen als bisher, da die Künstler die dabei entstehenden Zermahl- und Rührgeräusche im Atelier selten geduldet hatten. Auf Carlos Frage, weshalb das Labor denn ganz und gar in Weiß hatte ausgestattet werden müssen, erklärte Lucia ihm, nur in völlig neutralem Licht könne man den exakten Farbton erkennen, was in einem Farbherstellungsraum schließlich ebenso entscheidend sei wie in einem Atelier.
"Darauf hätte ich selbst kommen können", gab er beschämt zu, worauf Lucia nett anmerkte:
"Naja, Carlo, hätte mir dein Entwurf für diese schöne Palisandertür hier nicht so gut gefallen, dann hätte ich schon damals Einspruch gegen sie erheben müssen. Aber auf dieses Prunkstück habe ich trotz seines dunklen Farbtons nicht verzichten wollen."
"Grazie, Lukas!"
Am Mittagstisch gab Leonardo seine angekündigten Neuerungen noch immer nicht preis.
Erst am Nachmittag merkten die Artisti und Garzoni neugierig auf, sie hörten ein schweres Pferdegespann vorfahren, und sogleich eilten alle nach draußen. Dort sahen sie dann mit an, wie ihr Maestro, der sich zusammen mit Salai seit dem Mittag am Eingangstor zur Bottega aufgehalten hatte, den Fuhrmann mit einem hochbeladenen und mit Planen abgedeckten Wagen weiter und weiter den Einfahrtsweg hinauf dirigierte. Dann kam Salai zu ihnen gerannt und richtete ihnen vom Maestro aus, sie alle und Charlotta mögen auf der Blockhausveranda auf ihn warten, er werde sich gleich bei ihnen einfinden.
Lang ließ Leonardo auch nicht auf sich warten, und kaum hatte er zwischen ihnen Platz genommen, begann er auch schon: "Va bene, da vorne steht jetzt meine Überraschung. Was meinst du, Carlo, ist auf diesem Pferdegespann transportiert worden?"
"Scusi, keine Ahnung."
"Marmorblöcke", verriet er ihm, "grünliche Marmorblöcke von feinster Qualität. Was sagst du dazu? Und das ist nur die erste Fuhre, es folgen noch zwei weitere. Die Blöcke werden mit unserer Hilfe alle ins Freilichtatelier befördert, und dann geht es los für dich, dann will ich dich dort Stunde um Stunde hämmern hören."
"Oh, Maestro!", konnte Carlo nur hervorbringen.
Leonardo zwinkerte ihm zu und wurde dann deutlicher: "Wie ihr euch denken könnt, ist dieser Marmor für die zwei neuen Außentreppen bestimmt, für die Geländer und die Verschalung der Stufen. Und alle an Hammer und Meißel Ausgebildeten, also Bernardino, Giovanni, Carlo, die Gastkünstler sowie die fünf Künstler aus der Gießerei, sollen sich nach Carlos Entwurf an den Steinhauereien beteiligen."
Über diese Nachricht freuten sich Bernardino und Giovanni fast so sehr wie Carlo, da sie ja momentan an ihren Staffeleien nichts zustande brachten. Und für Lucia, die sich an den Steinhauereien nicht beteiligen brauchte, bedeutete diese Aussicht, endlich Zeit für ihre Malstudien zu finden.
Doch Leonardo hatte noch mehr zu verkünden. Ab Pfingsten werde eine zusätzliche Arbeitskraft in der Bottega tätig, verriet er, nämlich Charlottas dreiundzwanzigjährige Tochter Gina, eine Köchin. Gina übernehme dann die Küche und Charlotta dafür die Putzarbeiten im Malatelier wie später auch in dem künftigen Farblabor. Das erfreute natürlich besonders Lucia und

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