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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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ein Wort mit ihm reden zu können, was sie ihm gestern Abend auch unter Tränen gestanden hatte. Gestern Abend nämlich hatte sie ihn vor seinem Gasthof abgepasst und ihm eine peinliche Szene geliefert. Und Alphonse stand alledem hilflos gegenüber.
Lucia empfahl ihm, ihr das nächste Mal Verachtung für ihr Fehlverhalten entgegen zu bringen, das treffe eine Frau immer, worauf sie dann zurückhaltender werde. Außerdem solle er unverzüglich seine Kutsche aus ihrer Halle abholen und nicht bis zum letzten Tag damit warten. Er aber wies beides zurück - non, das sei zu hart. Er müsse ihr Zeit einräumen, um sich mit der Trennung abzufinden. Deshalb werde er die Kutsche erst an seinem Abreisetag bei ihr abholen, dann habe er die Gewähr, dass sie als Freunde voneinander scheiden.
Über diese Vorstellung musste Lucia innerlich lächeln, Alphonse, der Menschenfreund, wollte nicht einsehen, dass er sich gegen diese Frau nur mit Entschiedenheit durchsetzen kann.

    Unterdessen hatte Leonardo allmählich Abstand zu dem Gemälde gefunden. Während der letzten Tage hatte er es immer öfter aus einiger Entfernung kritisch betrachtet, und heute Morgen, zwei Tage nach Lucias Geburtstag, trennte er sich von diesem Meisterwerk, wobei er allerdings unzufrieden murmelte: "Vollkommen ist das längst nicht."
Diese Bemerkung war bezeichnend für ihn, denn er selbst war mit seinen Werken nie zufrieden, über die Ergebnisse so mancher seiner Gemälde war er sogar unglücklich. Die Selbstzweifel eines jeden Genies. Nun säuberte er seine Hände an einem Lappen und begab sich dann hinaus in den Hofgarten.
Was niemand im Atelier für möglich gehalten hatte, das Werk hatte tatsächlich bis zur letzten Stunde dazu gewonnen. Die Künstler, Lucia und Carlo standen davor und ließen sich von seinem Flair bezaubern.
Ihren Maestro bekamen sie vorab nicht zu Gesicht, denn er ließ sich das Mittagsessen von Charlotta in seiner Wohnung servieren, wo er auch anschließend noch verweilte.
Noch immer erfüllt von dem Zauber des Gemäldes, saßen währenddessen Bernardino und Giovanni untätig in ihren Arbeitsplätzen. Die beiden Garzoni hingegen säuberten jetzt respektvoll die von ihrem Maeestro benutzten Pinsel sowie die Palette, und als sie diese Gegenstände dann in Leonardos Malecke trugen, sahen sie aus dem dortigen aufstehenden Fenster zwei Herren am Palazzo vorbei zum Hofeingang reiten. "Sie besuchen den Maestro", flüsterte Carlo Lucia zu, "das sind die Rosenkreuzer, von denen ich dir erzählt habe."
"Tatsächlich?", staunte sie und meinte dann: "Sieht man ihnen eigentlich an, sie wirken so gelassen, schon abgeklärt."
"Und freundlich sind sie, sehr angenehme Menschen. Ich gehe zum Stall, um ihnen behilflich zu sein. Kommst du mit?"
"Weiß nicht, Carlo. No, geh du mal alleine."
Während sich Carlo nach draußen begab, trat Lucia an ein gegenüberliegendes Fenster, öffnete es, konnte aber die Reiter zwischen den Büschen und Bäumen hindurch nicht mehr erkennen, hörte nur die Pferde über den Plattenweg trapsen. Erst einige Zeit später beobachtete sie, wie Carlo die beiden Herren, mit denen er sich in seiner italienisch lebhaften Art unterhielt, zum Hintereingang des Palazzos geleitete.
"Warum nur spähst du dauernd aus dem Fenster?", wollte Bernardino jetzt von ihr wissen, schaute dann selbst hinaus und erklärte: "Das sind Freunde unseres Maestros, sie waren schon mehrmals hier. Demnach wird sich der Maestro heute nicht mehr bei uns blicken lassen."
Er ließ sich wieder vor seiner Staffelei nieder, setzte seine Brille auf, die auch er beim Malen bisweilen trug, doch bereits nach wenigen Augenblicken setzte er sie wieder ab und schüttelte seinen langmähnigen Kopf: "No, ich bring heute keinen anständigen Pinselstrich zustande. Etwa du, Giovanni? - Ich sage dir was, für mich ist jetzt Feierabend. Ich reite nach Hause."
"Ich ebenfalls", schloss sich Giovanni ihm spontan an und wandte sich dann mit gespieltem Zögern zu Lucia: "Natürlich nur, wenn Lukas uns seine Erlaubnis dazu erteilt."
"Ich gestatte euch das", gab sie lachend zurück.
So hatten Lucia und Carlo dann Zeit genug, nach drei Wochen endlich das gesamte Atelier wieder auf Vordermann zu bringen. Und nach dem Abendbrot halfen sie noch Charlotta, die jeweils vier Fenster der beiden Fronten zu putzen, wozu sie vom Pumpbrunnen im Hof etliche Kübel Wasser heranschleppen mussten.
Als Lucia schließlich zu ihrer Wohnung hochkam, trat Leonardo aus seiner Tür und sprach sie an: "Ich

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