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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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doch diesmal hatte er sich damit selbst übertroffen. Zu schwarzen Beinlingen trug er ein gelbes Hemd und darüber die hüftlange, schwarze Schaube voll bunter Tupfer, die er gestern noch rasch bei einem französischen Trödler erworben hatte. Dazu hätten eigentlich seine Sommerstiefel mit den Krempelschäften gepasst, doch die waren ihm heute zu bieder, nein, er trug gelbe Riemensandalen. Das Auffallendste aber, er hatte sein langes volles Haar mit einem roten Zopfband gebändigt, doch keineswegs im Nacken, vielmehr hatte er das Band um Stirn und Oberkopf geschlungen, an der Seite verknotet und die Enden verloren sich in seinem gewellten Haar.
"Du siehst fantastisch aus", lobte Lucia ihn, worüber er sich zwar freute, doch ihr Kompliment verlegen abtat: "Es muss einem schließlich etwas einfallen, wenn man von seinem Herzog eingeladen ist."
Wie sie nun über die zum Schlossfest einwandfrei gesäuberte und heute reichlich belebte Viale Fines zum Palast spazierten, musste Lucia Carlo immer wieder anschauen, wobei ihr zum ersten Mal auffiel, wie sehr er sich während des einen Jahres ihrer Bekanntschaft verändert hatte, er war erwachsen geworden. Fast so stattlich wie Leonardo, war er heute nicht mehr der affige Jüngling von früher, sondern ein interessanter, wenn auch etwas zu weichlicher junger Mann. An seiner Seite wirkte Lucia noch zierlicher als sonst, und keiner der vielen Menschen hier kam wohl auf die Idee, dass sie zwei Jahre älter war als er. Lucia bat Carlo, sich auf dem Fest nicht über sie ausfragen zu lassen, er könne allenfalls ihren Vornamen und ihr Heimatland Österreich nennen, mehr nicht. Carlo wollte wissen, ob sie vom Sforzahof denn etwas zu befürchten habe, worauf sie ihm erklärte: "Das nicht, aber an allen Höfen blüht der Klatsch, ein unbedachtes Wort und man kann in Ränke verwickelt werden."
"Si", stimmte er ihr zu, "das kann ich mir gut denken. Aber keine Angst, ich werde ihnen keinen Anlass dazu bieten."
Im Schlosshof, den Lucia und Carlo nun betraten, tummelten sich mehrere hundert illustre Gäste, meist festlich gekleidete Edelleute, doch zwischen ihnen fielen auch immer wieder in ihren farbenfrohen Trachten Künstler auf.
Carlo, dem das Schlossgelände bis in jeden Winkel vertraut war, führte Lucia über den weitflächigen, mit Zypressen, Olivenbäumen und Platanen bewachsenen Hof. und als sie etwa die Mitte erreicht hatten, erklärte er ihr: "Was du jetzt nicht sehen kannst, etwa zweihundert Schritt von uns entfernt verläuft jener Teil der Schlossmauer, der an unseren Hofgarten grenzt. Wenn sich darin ein Tor befänd, könnte unser Maestro immer ohne Umweg direkt ins Schloss zum Herzog gelangen." Er vollzog eine halbe Wende, wies mit einer Kopfbewegung nach vorne und fuhr fort: "Etwa fünfzig Schritt vor uns siehst du den Palast hochragen, den Regierungssitz unseres Herzogs. Rechts davon, in dem Nebenpalast, wohnt er selbst und außerdem sollen darin auch seine Konkubinen leben, alles Hofdamen."
"Er unterhält Konkubinen? Weiß das denn hier jeder?"
"Ganz sicher, Lukas, denn ich habe bei dieser kleinen Veranstaltung Anfang des Jahres mit angesehen, wie er mit Donna Gallerani, seiner angeblich bevorzugten Konkubine, vor aller Leute Augen geschäkert hat, obwohl er sich wenige Tage zuvor mit der jungen Beatrice d'Este verlobt hatte."
"Wie geschmacklos."
"Si", stimmte Carlo ihr zu, "darüber waren viele peinlich berührt. Nachher werden wir die erst vierzehnjährige Beatrice d'Este zu sehen bekommen, das Paar will sich heute zum ersten Mal öffentlich zeigen."
Während sie weiterflanierten ließ Lucia beeindruckt ihre Blicke wandern, der Hof war wunderschön mit roten und weißen Tüchern dekoriert. Einige dieser Tücher bildeten Baldachine, unter denen Getränke angeboten wurden, andere bedeckten die zahlreich hier aufgestellten Gartentische, und wieder andere waren kunstvoll zu Girlanden drapiert. Genau nach Leonardos Aufzeichnungen, von denen Lucia einige in seinem Privatatelier hatte liegen sehen. Künstlern ihrer Bottega oder der Gießerei waren sie noch nicht begegnet, Carlo vermutete, sie hielten sich bei der Bühne auf, wo zur Festeröffnung dieses spritzige Lustspiel aufgeführt werden soll, und da sie nun alle Gäste dorthin streben sahen, schlossen sie sich ihnen an.
Die besten Plätze waren besetzt, Lucia und Carlo fanden am Rand der elften Reihe gerade noch zwei freie Plätze. Was Carlo sogar begrüßte, denn von hier aus, erklärte er Lucia, hätten sie den besten

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