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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Blick zum Wohnpalast des Herzogs, aus dem er bald heraustreten werde. Der Palast war ein solch grässliches Ungetüm, dass Lucia darin nicht wohnen wollte, er wirkte noch erdrückender als das Kloster ihrer Kindheit. Lieber richtete sie ihren Blick auf den vor der Bühne zugezogenen weißen Vorhang und war froh, dass die Bühne so hoch lag, andernfalls hätten ihnen die pompösen Kopfzierden einiger vor ihnen sitzenden Damen und Herren die Sicht versperrt - Leonardo hatte beim Arrangieren dieses Festes an alles gedacht. Momentan harrte er indes ebenso nervös wie die Darsteller hinter der Bühne der Vorstellung entgegen.
Jetzt trat Herzog Ludovico, ein untersetzter beleibter Herr, mit seiner kindhaften Verlobten und dem höfischen Gefolge aus dem Palastportal und schlug die Richtung zum Theaterplatz ein, worauf sich alle hier Versammelten von ihrem Plätzen erhoben. Je näher er kam, desto deutlicher wurde, weshalb man ihn den Mohren nannte, er hatte pechschwarzes Haar und einen auffallend dunklen Teint - Ludovico, il Moro. Das Paar erreichte jetzt die vorderste Sitzreihe, und während es zu den Mittelplätzen schritt, flüsterte Carlo Lucia zu: "Direkt hinter dem Herzog, die Dame in grün, ist Cecilia Gallerani, seine Lieblingskonkubine, die ich vorhin erwähnt habe."
Die hohen Herrschaften ließen sich auf ihre Polsterstühle nieder, Beatrice d'Este rechts ihres Verlobten und Donna Gallerani links von ihm, und nachdem auch das höfische Gefolge seine Plätze eingenommen hatte, durfte sich das restliche Publikum wieder setzen. Fortan herrschte Ruhe hier, es wurde nur noch hinter Fächern oder vorgehaltener Hand getuschelt.
Plötzlich flog unter schmetternder Blasmusik der Vorhang auf, und gleichzeitig sprangen von hinten, rechts und links fünf Kobolde auf die Bühne. Einige Zuschauer hatten vor Schreck aufgeschrien, doch das war in Applaus übergegangen. Die Kobolde trugen von Kopf bis Fuß zitronengelbe Trikots, und zitronengelb waren auch ihre Gesichter geschminkt, was umso burlesker wirkte, da ihre häufig aufgesperrten oder züngelnden Münder feuerrot dazu abstachen. Der Empfangsapplaus verklang rasch, da die Kobolde begannen, halsbrecherische Akrobatik vorzuführen, mit ruckartigen Bewegungen, passend zu der jetzt stakkatoartigen Blasmusik. Sie warfen sich gegenseitig in die Luft, sprangen und wirbelten umher, der eine hier, der andere da, man konnte gar nicht überall hinschauen. Der eine schlug Saltos vorwärts, der andere rückwärts, hier drehte einer blitzschnelle Pirouettes, dort schossen zwei mit Spagatsprüngen aneinander vorbei, und bei alledem schubsten, zupften und neckten sich die närrischen Gesellen gegenseitig. Jetzt hatten sie eine dreimannshohe Pyramide gebildet, die zwei untersten standen auf den Händen, die beiden darüber auf deren Fußsohlen, und der oberste hüpfte und turnte atemberaubend gefährlich auf den Schultern der beiden unter ihm Stehenden. Bis er plötzlich unter erneutem Aufschreien des Publikums zu Boden stürzte, worauf die gesamte Pyramide zusammenbrach. Und fast im selben Augenblick war die Bühne leer, keiner war mehr zu sehen. Doch gleich drauf kamen alle fünf wieder aus den weißen Seitenvorhängen gehüpft, bildeten eine Kette und verneigten sich vor den Zuschauern.
"Bravo!", rief darauf applaudierend der Herzog zu ihnen hoch, "grandioso, bravissimo!"
Andere stimmten mit ein, und alle spendeten begeistert Beifall, diese akrobatische Hochleistung voller Überraschungen hatte jeden mitgerissen. Der Applaus hielt lange an, ehe der Vorhang fiel.
Alsdann trat ein als Steuereintreiber gekleideter Ansager auf die Bühnenrampe. Mit weit ausgebreiteten Armen tat er, als verkünde er allen Bürgern des Landes: "Hört und seht, ihr Leut, wie es denjenigen ergeht, die meinen, sich durch Betrug an unserer Landeskasse bereichern zu können."
Derweil waren zwei grün-schwarze Neckgeister unter dem Vorhang hervor gekrochen. Für den Steuereintreiber unsichtbar, strichen sie um ihn herum, kitzelten ihn an den Händen, pusteten ihm ins Ohr und tippten ihm, zum Ergötzen der Zuschauer, an die Stirn. Der aber ließ sich davon in seiner Ansprache nicht unterbrechen, denn seinen Gesten war zu entnehmen, dass er sich von aufdringlichen Insekten umgeben glaubte.
"Wir führen euch jetzt solch einen Sünder vor", fuhr er in seinem pathetischen Ton fort, "einen Handelsmann, der sich für besonders schlau gehalten hat. Aber auch er ist uns nicht entwischt, denn das Auge der Gerechtigkeit ist

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